Silodosin

Silodosin
ATC Code G04CA04
Summenformel C25H32F3N3O4
Molare Masse (g·mol−1) 495,53
Aggregatzustand fest
Schmelzpunkt (°C) 105–109
CAS-Nummer 160970-54-7
PUB-Nummer 5312125
Drugbank ID DB06207
Löslichkeit schwer löslich in Wasser

Grundlagen

Silodosin ist ein Arzneistoff, der zur Behandlung von Symptomen im Zusammenhang mit gutartiger Prostatahyperplasie (BPH) eingesetzt wird. Er gehört zur Gruppe der Alpha-1-Adrenorezeptor-Antagonisten.

Anwendung und Indikationen

Silodosin ist für die Behandlung der Anzeichen und Symptome einer gutartigen Prostatahyperplasie (BPH) angezeigt. Es ist nicht für die Behandlung von Bluthochdruck angezeigt.

Silodosin ist in Form oral zu verabreichenden Hartkapseln in einer Dosierung von 4mg oder 8mg erhältlich. Die empfohlene Dosierung beträgt 8 mg. Anfangs beträgt die Dosis meist 4 mg und wird im Verlauf der Therapie bei Bedarf auf 8 mg gesteigert.  Bei Einschränkungen der Nierenfunktion kann eine reduzierte Dosierung mit 4mg notwendig sein. Die Anwendung erfolgt 1 mal täglich und sollte, wenn möglich immer zur gleichen Zeit eingenommen werden.  Die Einnahme sollte zudem mit einer Mahlzeit erfolgen.

Der Wirkstoff ist in den USA, der EU und der Schweiz zugelassen. In einigen Ländern sind inzwischen Generika erhältlich.

Geschichte

Silodosin wurde von den japanischen Firmen Kissei Pharmaceutical und Daiichi Sankyo entwickelt und 2006 in Japan erstmals zugelassen. 2008 wurde der Stoff in den USA zugelassen. 2010 und 2016 erfolgten die Zulassungen in der EU bzw. in der Schweiz.

Pharmakologie

Pharmakologie und Wirkmechanismus

Die benigne Prostatahyperplasie (BPH) ist eine häufige Erkrankung bei älteren Männern. Sie tritt auf, wenn die Prostata, eine Drüse unterhalb der Harnblase, an Größe zunimmt und auf die Harnröhre drückt. Mögliche Symptome sind Schwierigkeiten beim Wasserlassen, schwacher Urinfluss und häufiger Harndrang.

Die genaue Ursache der BPH ist nicht vollständig geklärt, aber man geht davon aus, dass sie durch hormonelle Veränderungen beeinflusst wird, die mit zunehmendem Alter des Mannes auftreten. Man nimmt an, dass ein Anstieg des Dihydrotestosteronspiegels (DHT), ein vom Testosteron abgeleitetes Hormon, das Wachstum der Prostatazellen anregt. Dies führt zu einer Vergrößerung der Prostata und damit zu den Symptomen der BPH.

Der Tonus der glatten Muskulatur der Prostata wird durch den α-Adrenorezeptor-Subtyp α1A reguliert. Silodosin ist ein α1-Adrenozeptor-Antagonist mit der höchsten Selektivität für den α1A-Adrenozeptor-Subtyp. Durch die Blockade des α1A-Adrenozeptor-Signalwegs fördert Silodosin die Entspannung der glatten Muskulatur in der Prostata und der Harnröhre und verbessert so Symptome der BPH. Silodosin wirkt auch auf die afferenten Nerven in der Blase und kann zusätzlich Blasenüberaktivität und Stauungssymptome lindern.

Pharmakokinetik

Silodosin wird nach oraler Einnahme rasch absorbiert. Die absolute Bioverfügbarkeit beträgt etwa 32 %. Die Zeit bis die maximale Plasmakonzentration erreicht wird beträgt etwa 3 Stunden. Durch die Einnahme mit fettreicher Nahrung wird die maximale Plasmakonzentration etwa um 20 - 40 % gesenkt und die Zeit bis zum Erreichen dieser um etwa 1 Stunde verzögert. Das scheinbare Verteilungsvolumen beträgt rund 50 L. Die Plasmaproteinbindung beträgt etwa 97 %. Das Enzym, das hauptsächlich für die Metabolisierung verantwortlich ist, ist UGT2B7. Andere am Stoffwechsel beteiligte Enzyme sind Alkoholdehydrogenasen, Aldehyddehydrogenasen und CYP3A4. Etwas mehr als die Hälfte der Dosis wird über den Stuhl ausgeschieden, während rund 30 % über den Urin ausgeschieden werden. Die Eliminationshalbwerstzeit liegt bei rund 13 Stunden.

Wechselwirkungen

Da Silodosin zum Teil durch CYP3A4 verstoffwechselt wird, können Arzneistoffe, die dieses Enzym inhibieren, das Risiko für Nebenwirkungen stark erhöhen. Dazu gehören zum Beispiel Azol-Antimykotika oder HIV-Proteasehemmer wie Ritonavir. Eine gleichzeitige Einnahme mit anderen alpha-Adrenorezeptor-Antagonisten wird nicht empfohlen.

Zudem sollten bei gleichzeitiger Einnahme mit PDE-Hemmern (z.B.: Sildenafil) und Antihypertensiva die Nebenwirkungen genau überwacht werden.

Toxizität

Kontraindikationen

Eine Einnahme bei einer bestehenden Allergie gegen den Wirkstoff ist kontraindiziert.

Nebenwirkungen

Während der Einnahme von Silodosin können folgende Nebenwirkungen auftreten:

  • Ejakulationsstörungen
  • Verringerung der Spermienzahl im Ejakulat und reversible Beeinträchtigung der Fertilität
  • Hypotonie und Schwindel
  • Durchfall
  • Verstopfte Nase
  • Verminderte Libido
  • Tachykardie
  • Erektionsstörungen
  • Übelkeit
  • Mundtrockenheit

In seltenen Fällen kann das sogenannte Floppy Iris Syndrom auftreten. Dadurch kann es zur Komplikationen während Kataraktoperationen kommen.

Schwangerschaft und Stillzeit

Da Silodosin ausschließlich bei Männern eingesetzt wird, liegen keine Daten zur Verwendung bei Schwangerschaft und Stillzeit vor. Silodosin sollte nicht von Frauen eingenommen werden.

Redaktionelle Grundsätze

Alle für den Inhalt herangezogenen Informationen stammen von geprüften Quellen (anerkannte Institutionen, Fachleute, Studien renommierter Universitäten). Dabei legen wir großen Wert auf die Qualifikation der Autoren und den wissenschaftlichen Hintergrund der Informationen. Somit stellen wir sicher, dass unsere Recherchen auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basieren.
Markus Falkenstätter, BSc

Markus Falkenstätter, BSc
Autor

Markus Falkenstätter ist Autor zu pharmazeutischen Themen in der Medizin-Redaktion von Medikamio. Er befindet sich im letzten Semester seines Pharmaziestudiums an der Universität Wien und liebt das wissenschaftliche Arbeiten im Bereich der Naturwissenschaften.

Dr. med. univ. Bernhard Peuker, MSc

Dr. med. univ. Bernhard Peuker, MSc
Autor

Bernhard Peuker ist Lektor sowie Medical Advisor bei Medikamio und arbeitet als Arzt in Wien. Bei der Arbeit lässt er sein klinisches Wissen, praktischen Erfahrungen und wissenschaftliche Leidenschaft einfließen.

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