Ancotil darf nicht angewendet werden,
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wenn Sie allergisch gegen Flucytosin oder einen der in Abschnitt 6. genannten sonstigen Bestandteile dieses Arzneimittels sind.
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wenn Sie eine Therapie mit antiviralen Arzneimitteln wie z. B. Ganciclovir und Valganciclovir erhalten
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wenn Sie eine Therapie mit Brivudin, Sorivudin oder ihren Analoga im Rahmen einer Windpocken- bzw. Gürtelrosentherapie (Herpes zoster) erhalten (siehe Abschnitt „Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen“).
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wenn Sie stillen (siehe Abschnitt 2 unter „Schwangerschaft, Stillzeit und Fortpflanzungsfähigkeit“)
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wenn Sie wissen, dass bei Ihnen das Enzym Dihydropyrimidin-Dehydrogenase (DPD) nicht aktiv ist (vollständiger DPD-Mangel).
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen
Bitte sprechen Sie mit Ihrem Arzt oder Apotheker bevor Ancotil bei Ihnen angewendet wird.
Empfängnisverhütung (männliche und weibliche Patienten)
Flucytosin wird teilweise zu 5-Fluorouracil abgebaut. 5-Fluorouracil kann beim Menschen potentiell Veränderungen des Erbguts sowie Fehlbildungen beim ungeborenen Kind hervorrufen.
Frauen im gebärfähigen Alter müssen während der Behandlung mit Ancotil und für die Dauer von einem Monat nach der Behandlung eine zuverlässige Verhütungsmethode anwenden.
Männliche Patienten (oder ihre Partnerinnen im gebärfähigen Alter) müssen während und für die Dauer von drei Monaten nach der Behandlung mit Ancotil eine zuverlässige Verhütungsmethode anwenden (siehe Abschnitt 2 unter „Schwangerschaft, Stillzeit und Fortpflanzungsfähigkeit“).
Sensibilitätsbestimmung
Vor Therapiebeginn und in regelmäßigen Abständen während der Behandlung wird eine Sensibilitätsbestimmung empfohlen.
Bei der Bestimmung sollte darauf geachtet werden, dass das verwendete Nährmedium keine Flucytosin-Antagonisten enthält.
Blutbild und Leberfunktion
Blutbild, Leberfunktion (SGOT, SGPT und alkalische Phosphatase), Transaminasen, Cholestaseparameter müssen vor Beginn der Therapie bestimmt sowie in der 1. Woche täglich, später zweimal wöchentlich kontrolliert werden.
Patienten mit gestörter Leberfunktion können mit Flucytosin behandelt werden, bedürfen aber einer besonders sorgfältigen Überwachung.
Bei Patienten unter zytostatischer oder immunsuppressiver Therapie müssen aufgrund des erhöhten Risikos einer Blutbildveränderung engere Kontrollen der Blutbildwerte erfolgen.
Nierenfunktion und Hämodialyse
Die Ausscheidung von Flucytosin erfolgt nahezu vollständig über die Nieren. Vor Therapiebeginn sollten die Nierenwerte bestimmt und während der 1. Behandlungswoche mit Ancotil sollte deshalb die Nierenfunktion täglich, später zweimal wöchentlich untersucht und kontrolliert werden (Harnstoffbestimmung und Bestimmung der Kreatinin-Clearance).
Bei Patienten mit Niereninsuffizienz muss eine Dosisanpassung entsprechend der Einschränkung der Nierenfunktion durchgeführt werden (siehe Abschnitt 3 unter „Patienten mit Nierenfunktionsstörungen“), da sonst erhöhte Wirkstoffspiegel im Serum auftreten können.
Einfluss auf Laboruntersuchungen:
Flucytosin kann bei der Zwei-Schritt-Enzymbestimmung für Kreatinin zu falsch positiven Reaktionen führen und eine Azotämie anzeigen.
Die Jaffe Reaktion wird durch Flucytosin nicht beeinflusst.
Ancotil sollte nicht bei Patienten mit Nierenfunktionsstörungen angewendet werden, wenn kein ausreichendes Monitoring des Serumspiegels erfolgen kann.
Während einer Hämodialyse werden 65-75 % Ancotil ausgeschieden. Deshalb sollte Ancotil nach einer Hämodialyse neu verabreicht werden.
Monitoring des Flucytosinserumspiegels während der Therapie
Der Serumspiegel soll mindestens zweimal pro Woche oder bei Änderung der Nierenfunktionen (Kreatinin-Clearance) monitoriert werden und die Dosierung von Flucytosin soll entsprechend angepasst werden.
Der Steady-state-Serumspiegel sollte durchschnittlich bei 35 bis 70 µg/ml liegen.
In anderen Quellen wurden Konzentrationen zwischen 25-100 ∝g/ml und zwischen 40-60 ∝g/ml als ausreichend erachtet.
Die Empfindlichkeit der meisten suszeptiblen Stämme in vitro liegt bei einer minimalen Hemmkonzentration zwischen 10 und 25 µg/ml.
Werte unter 25 µg/ml sollen daher möglichst vermieden werden, damit eine optimale fungistatische und vor allem fungizide Wirkung erwartet werden darf.
Da die hämatologischen Nebenwirkungen in Zusammenhang mit erhöhten Flucytosin- Serumkonzentrationen über 100 µg/ml auftreten, sollten diese Konzentrationen nicht überschritten werden und ein Monitoring der Flucytosin-Spiegel durchgeführt werden, um die Dosierung anpassen zu können.
Bei einem Serumspiegel über 100 µg/ml kann es häufiger zu Knochenmark- und Lebertoxizität kommen.
Dihydropyrimidin-Dehydrogenase-(DPD)-Enzymmangel
Zwischen einer Behandlung mit Brivudin, Sorivudin und ihren Analoga, die im Rahmen einer Herpes zoster Therapie eingesetzt werden, und dem Beginn einer Therapie mit Ancotil, muss ein zeitlicher Abstand von mindestens 4 Wochen eingehalten werden. Diese Arzneimittel können die Nebenwirkungen von Ancotil möglicherweise erheblich verstärken. Bei Patienten, die vor kurzem Brivudin, Sorivudin oder Analoga erhalten haben, sollte als zusätzliche Vorsichtsmaßnahme die DPD-Enzymaktivität vor Beginn einer Behandlung mit Ancotil bestimmt werden.
Phenytoin-Serum-Spiegel
Die gleichzeitige Einnahme von Phenytoin (gegen epileptische Anfälle) mit Ancotil kann zu erhöhten Konzentrationen von Phenytoin im Blut führen. Daher sollten Sie regelmäßig wegen einer erhöhten Phenytoin-Konzentration im Blut untersucht werden.
Kombinationstherapie
Die Kombinationstherapie von Ancotil mit Amphotericin B hat einen synergistischen Effekt. Das Risiko des Auftretens von Nebenwirkungen ist dadurch erhöht.
Bei einer Kombinationstherapie mit Amphotericin B und anderen potentiell nephrotoxischen Substanzen können daher häufiger Nebenwirkungen, besonders Knochenmarkdepression und Lebertoxizität, auftreten.
Anwendung von Ancotil zusammen mit anderen Arzneimitteln
Informieren Sie Ihren Arzt oder Apotheker wenn Sie andere Arzneimittel einnehmen/anwenden, kürzlich andere Arzneimittel eingenommen/angewendet haben oder beabsichtigen andere Arzneimittel einzunehmen/anzuwenden.
Die gleichzeitige Anwendung von antiviralen (gegen Viren gerichtete) Arzneimitteln (Sorivudin und Brivudin oder deren Abkömmlinge) oder Mittel gegen epileptische Anfälle (Phenytoin) können die Nebenwirkungen von Ancotil möglicherweise erheblich verstärken.
Ancotil sollte nicht gleichzeitig oder zeitnah mit Ganciclovir und Valganciclovir angewendet werden, da dies zu einer erhöhten Toxizität führen kann.
Die gleichzeitige Anwendung von Ancotil mit nierenschädigenden (nephrotoxischen) Substanzen erfordert besonders sorgfältige Überwachung der Nierenfunktion. Medikamente, die die Filtration in den Nierenkörperchen (glomeruläre Filtration) beeinträchtigen, verlängern die Halbwertszeit von Flucytosin dem Wirkstoff von Ancotil. Eine Verkürzung der Ausscheidungshalbwertszeit trat bei gleichzeitiger Gabe von Natriumhydrogencarbonat auf.
Die antimykotische Wirkung von Flucytosin kann möglicherweise durch Cytarabin beeinträchtigt werden.
Bei Patienten unter Behandlung mit zellwachstumshemmenden Mitteln (zytostatischer Therapie) kann es zu einer Verminderung der weißen Blutkörperchen (Leukopenie) und Blutplättchen (Thrombopenie) kommen.
Neu- und Frühgeborene
Bei Neu- und Frühgeborenen kann der Natriumgehalt zu einer erhöhten Natriumkonzentration im Blut (Hypernatriämie) führen.
Schwangerschaft, Stillzeit und Fortpflanzungsfähigkeit
Wenn Sie schwanger sind oder stillen, oder wenn Sie vermuten, schwanger zu sein oder beabsichtigen, schwanger zu werden, fragen Sie vor der Anwendung dieses Arzneimittels Ihren Arzt oder Apotheker um Rat.
Schwangerschaft
Zur Anwendung von Ancotil in der Schwangerschaft liegen keine ausreichenden Erfahrungen vor. Flucytosin, der Wirkstoff von Ancotil, zeigte im Tierversuch eine keimschädigende Wirkung. Deshalb kann, speziell während des ersten Drittels der Schwangerschaft, eine schädigende Wirkung auf das ungeborene Kind nicht ausgeschlossen werden.
Ancotil darf daher bei schwangeren Frauen und bei Frauen im gebärfähigen Alter, die nicht wirksam verhüten, nur bei lebensbedrohlichen Infektionen und in den Fällen, in denen keine alternative Behandlung möglich ist, angewendet werden.
Stillzeit
Ancotil darf während der Stillzeit nicht angewendet werden, da nicht bekannt ist ob Flucytosin in die Muttermilch übergeht (siehe Abschnitt 2 „Was Sollten Sie vor der Anwendung von Ancotil beachten?“).
Verkehrstüchtigkeit und Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen
Bei systemischer Anwendung von Ancotil sind Beeinträchtigungen der Fahrtüchtigkeit und der Fähigkeit zur Bedienung von Maschinen möglich, wegen der in der Regel stationären Behandlung jedoch meist bedeutungslos.
Ancotil enthält Natrium
Dieses Arzneimittel enthält 791 mg Natrium (Hauptbestandteil von Kochsalz/Speisesalz) pro Durchstechflasche mit 250 ml Infusionslösung. Dies entspricht 39 % der für einen Erwachsenen empfohlenen maximalen täglichen Natriumaufnahme mit der Nahrung.
Die maximale empfohlene Tagesdosis dieses Arzneimittels enthält 3321 mg Natrium (Hauptbestandteil von Kochsalz/Speisesalz). Dies entspricht 166 % der für einen Erwachsenen empfohlenen maximalen täglichen Natriumaufnahme mit der Nahrung.
Sprechen Sie mit Ihrem Arzt oder Apotheker, wenn Sie täglich Ancotil über einen längeren Zeitraum benötigen, insbesondere, wenn Sie eine kochsalzarme (natriumarme) Diät einhalten sollen.