Wie ist Oxan anzuwenden?
Für jeden Patienten sollte eine vorsichtige, individuelle Dosisanpassung vorgenommen werden. Bei Patienten mit Leberfunktionsstörungen kann eine Reduzierung der nachstehend genannten Dosen in Abhängigkeit von den Leberwerten (ab Bilirubin 3,5 mg/dl) notwendig sein. Für die Reduktion gibt es keine allgemein gültigen Erfahrungswerte, so daß das Ausmaß der Dosisreduktion der Einzelfallentscheidung des Arztes überlassen werden muß.
Ferner ist das Blutbild – hier insbesondere die Zahl der weißen Blutkörperchen und der Blutplättchen– zu berücksichtigen. Hilfsweise kann zur Orientierung nachfolgende Tabelle herangezogen werden.
Folgende allgemeine Empfehlungen können gegeben werden:
Niedrigster Wert (Nadir) der Leukozyten u. Thrombozyten (in der Regel 6 - 15 Tage nach der Applikation) | Erholungszeit auf Normalwerte | Empfohlene Dosierung von Mitoxantron |
1500 Leukozyten/µl und 50 000 Thrombozyten/µl | 21 Tage oder weniger | wie vorhergehende Dosis |
1500 Leukozyten/µl und 50 000 Thrombozyten/µl | mehr als 21 Tage | Erholung auf Normalwerte abwarten, dann wie vorhergehende Dosis |
1500 Leukozyten/µl oder 50 000 Thrombozyten/µl | unabhängig von der Erholungszeit | Verminderung der vorhergehenden Dosis um 2mg/m2 |
1000 Leukozyten/µl oder 25 000 Thrombozyten/µl | unabhängig von der Erholungszeit | Verminderung der vorhergehenden Dosis um 4mg/m2 |
1. Fortgeschrittenes und/oder metastasiertes Mammakarzinom (Brustkrebs)
Innerhalb der Monotherapie wird als Initialdosis für den 1. Zyklus eine Dosis von 14 mg Mitoxantron/m2 Körperoberfläche empfohlen. Nach 21 Tagen kann erneut diese Dosis gegeben werden.
Bei Patienten mit verminderter Knochenmarkreserve infolge vorausgegangener Strahlen- und/oder Chemotherapie oder eingeschränktem Allgemeinzustand sollte die Initialdosis auf 12 mg/m2 bzw. entsprechend dem Blutbild reduziert werden.
Bei jeder erneuten Gabe von Oxan ist die Dosis stets in Abhängigkeit vom individuellen Verlauf, dem Ausmaß und der Dauer der Myelosuppression (Knochenmarkdepression) anzupassen.
Bei der Kombinationsbehandlung von Oxan mit anderen knochenmarktoxischen Zytostatika sollte die Initialdosis um 2 – 4 mg Mitoxantron/m2 Körperoberfläche gegenüber der vorstehend empfohlenen Dosis für die Monotherapie reduziert werden. Bei weiteren Therapiezyklen orientiert sich die Mitoxantron-Dosis ebenfalls an dem individuellen Verlauf bzw. der Dauer und dem Grad der Myelosuppression.
In der Literatur sind verschiedene Kombinationsschemata beschrieben. Beispielhaft werden folgende erwähnt:
Anwendungs-
Substanzen | Dosis | dauer | Zyklen |
Mitoxantron | 12 mg/m2 | Tag 1 | 3 Zyklenalle 28 Tage |
Leucovorin | 100 mg/m2 | Tag 1 | |
5-Fluorouracil | 370 mg/m2 | Tage 1 bis 3 | |
Cyclophospha-mid | 500 mg/m2 | Tag 1 | 6 Zyklen alle 21 Tage |
Mitoxantron | 12 mg/m2 | Tag 1 | |
5-Fluorouracil | 500 mg/m2 | Tage 1 bis 3 | |
25 mg/m2
Vinorelbin | | Tag 1 und 8 | 6 Zyklen alle 21 Tage |
Mitoxantron | 12 mg/m2 | Tag 1 | |
2. Intermediäre und hochmaligne Non-Hodgkin Lymphome (NHL) – Lymphknotenkrebs - des Erwachsenen in der Kombinationstherapie
Bei der Kombinationsbehandlung mit anderen knochenmarktoxischen Zytostatika sollte die Initialdosis 10 – 12 mg Mitoxantron /m2 Körperoberfläche betragen. Bei weiteren Therapiezyklen orientiert sich die Mitoxantron-Dosis ebenfalls an dem individuellen Verlauf bzw. der Dauer und dem Grad der Myelosuppression.
Bei Patienten mit verminderter Knochenmarkreserve infolge vorausgegangener Strahlen- und/oder Chemotherapie oder eingeschränktem Allgemeinzustand sollte die Initialdosis um 2 mg Mitoxantron/m2 Körperoberfläche bzw. entsprechend dem Blutbild reduziert werden.
In der Literatur sind verschiedene Kombinationsschemata beschrieben. Beispielhaft werden folgende erwähnt:
Ifosfamid | 1,5 g/m2 | Tag 1 bis 3 |
Mitoxantron | 10 mg/m2 | Tag 1 |
Etoposid | 80 mg/m2 | Tag 1 bis 3 |
Etoposid | 150 mg/m2 | Tag 1 |
Mitoxantron | 12 mg/m2 | Tag 1 |
Cyclophosphamid | 650 mg/m2 | Tag 1 |
Prednison | 60 mg/m2 | Tage 1 bis 5 |
3. Akute myeloische Leukämie (Form des Blutkrebs) des Erwachsenen in der Kombinationstherapie
Zur Induktionsbehandlung (Erstbehandlung) der akuten myeloischen Leukämie bei Erwachsenen wird beispielsweise eine Kombinationstherapie von Mitoxantron in einer Dosis von 10 – 12 mg /m2 Körperoberfläche an 3 aufeinanderfolgenden Tagen mit Cytarabin eingesetzt. In der Literatur sind verschiedene Therapieschemata beschrieben. Beispielhaft wird folgendes erwähnt:
Cytarabin | 3 g/m2 2x tgl. | Tage 1,2,8 und 9 |
Mitoxantron | 10 mg/m2 | Tage 3,4,10 und 11 |
Bei kombinierter Anwendung von Oxan mit anderen Zytostatika können, je nach Krankheitszustand des Patienten, Dosismodifikationen erforderlich sein, die entweder bereits beim ersten Induktionskurs und/oder bei allen folgenden Behandlungskursen beachtet werden müssen.
Kommt es im Verlauf des ersten Induktionskurses bereits zu schweren bzw. lebensbedrohlichen nicht-hämatologischen Nebenwirkungen, sollte erst nach Abklingen dieser Nebenwirkungen ein zweiter Behandlungskurs begonnen werden.
Art und Dauer der Anwendung
Die Anwendung von Oxan sollte nur durch einen in der Krebstherapie erfahrenen Arzt erfolgen.
Intravenöse Anwendung:
Oxan kann als langsame intravenöse Injektion (nicht unter 5 min) verabreicht werden.
Am zweckmäßigsten wird Oxan in eine gut laufende intravenöse Infusion langsam injiziert. Als Trägerlösung eignen sich isotonische Natriumchloridlösung oder 5%ige Glukoselösung.
Oxan kann auch als Kurzinfusion (über 15 - 30 min) gegeben werden. Die errechnete Dosis sollte in 50 bis 100 ml einer der vorgenannten Infusionslösungen verdünnt werden.
Sollte es zu einer Injektion außerhalb der Vene kommen, ist die Applikation umgehend zu beenden und über einen anderen venösen Zugang neu zu beginnen.
Bisher wurden nur vereinzelt schwere lokale Reaktionen wie Nekrosen (Gewebezerstörung,) auf Grund von paravenöser Fehlinjektion beschrieben.
Intrapleurale Instillation:
Oxan wird zur intrapleuralen Instillation mit 50 ml isotonischer Natriumchloridlösung verdünnt.
Die Mitoxantron-haltige Lösung ist auf Körpertemperatur zu erwärmen und sehr langsam (über 5-10 min) ohne Anwendung eines merklichen Injektionsdruckes zu instillieren.
Anwendungsdauer:
Nach Erreichen der kumulativen Gesamtdosis von 200 mg Mitoxantron/m2 Körperoberfläche ist die Anwendung von Oxan bei allen Indikationen zu beenden.
Besondere Hinweise zur sicheren Anwendung
Beim Umgang mit Oxan ist Haut- und Schleimhaut Kontakt zu vermeiden (Handschuhe, Schutzbrille tragen). Nach Kontakt von Oxan mit der Haut oder Schleimhaut ist die Berührungsstelle sofort mit reichlich warmem (nicht heißem) Wasser zu säubern. Augen sind lange gründlich mit Wasser zu spülen, ggf. ist ein Augenarzt um Rat zu fragen bzw. aufzusuchen . Bei der Zubereitung, Applikation und Vernichtung kontaminierten Materials sowie der Reinigung kontaminierter Gegenstände (z. B. Sanitärkeramik) ist stets darauf zu achten, daß Handschuhe und Schutzbrille getragen werden.
Gegenstände, die mit Mitoxantron-haltigen Lösungen Kontakt hatten, können mit einer Suspension aus 5,5 Gewichtsteilen Calciumhypochlorit in 13 Teilen Wasser gereinigt werden. Es ist reichlich mit Wasser nachzuspülen. Geräte, die im Inneren mit Hypochlorit entgiftet wurden, dürfen erst nach Spülung mit verdünnter Essigsäure und anschließendem mehrfachen Ausspülen mit Wasser wieder als Behälter für Mitoxantron-Lösungen verwendet werden.
Anwendungsfehler und Überdosierung
Bei akuter oder chronischer Überdosierung kommt es zu einer Verstärkung der beobachteten Nebenwirkungen. Bestimmend für den weiteren Verlauf bei akuter und chronischer Überdosierung ist die Unterdrückung des Knochenmarks in verschiedenen Schweregraden bis hin zum Verlust aller Blutkörperchen mit lebensgefährlichen Komplikationen. So kann es unter anderem zu Ulzerationen im Mund und im Magen-Darm-Trakt, zu nekrotisierender Angina, hämorrhagischer Enterokolitis mit massiven Blutungen, Diarrhoe (Durchfall) und anhaltenden Zeichen von Nieren- und Lebertoxizität kommen.
Tritt eine Aplasie des Knochenmarks infolge akuter Überdosierung von Oxan auf, ist sie nach bisherigen Erfahrungen von längerer Dauer (ca. 3 Wochen).
Bei Patienten mit akuten Leukämien kann es vereinzelt zu ausgeprägten Stomatitiden (Mundschleimhautentzündungen) kommen. Angemessene Maßnahmen zur Prophylaxe und Behandlung sollten deshalb getroffen werden.
In Einzelfällen sind akute Herz- Symptome in den verschiedenen Schweregraden möglich.
Mit dem Feststellen der Überdosierung muß eine konsequente Infektprophylaxe mit Antibiotikagabe eingeleitet werden. Zur Überbrückung von Agranulozytose und Thrombozytopenie eignen sich, Leukozyten- und Thrombozytenkonzentrate. Unter stationären Bedingungen sind die üblichen supportiven Maßnahmen (Ausgleich der Flüssigkeits- und Elektrolytbilanz, Überwachung der Nieren- und Leberfunktion, strenges kardiovaskuläres Monitoring, Soor (Mundpilz)-Prophylaxe u. ähnliches) durchzuführen. Jede Überdosierung erfordert sorgfältigste Überwachung des klinischen Befundes, um mögliche Spätkomplikationen rechtzeitig zu erkennen.