Das normale Schlafverhalten wird von vielen Faktoren beeinflusst, unter anderem den Lichtverhältnissen (Tag und Nacht), kulturellen oder auch sozialen (Schichtarbeit, Kindererziehung) Faktoren. Bei einem sind sich Experten jedoch einig: der Erwachsene braucht im Durchschnitt zwischen 7 und 9 Stunden Schlaf, Frauen brauchen etwas mehr als Männer.
Im Schlaf durchlaufen wir mehrere Schlafphasen in einer gewissen Abfolge. Diese wiederholen sich durchschnittlich 4-7 mal pro Nacht. Eine Abfolge besteht dabei aus folgenden vier Phasen:
Jede einzelne Phase ist wichtig und bedeutend für unseren Körper und unsere Gesundheit.
In der Tiefschlafphase erholt sich der Körper. Es werden Eindrücke verarbeitet und im Gedächtnis gespeichert. Experten vermuten, dass die Tiefschlafphase für das Lernen sehr wichtig ist.
Die REM-Schlafphase steht für “Rapide Eye Movement” und zeichnet sich durch ruckartige Augenbewegungen aus. Interessanterweise sind alle anderen Muskeln des Körpers in dieser Phase total entspannt - bis auf die Augenmuskeln. Die REM-Phase ist auch für unsere Träume verantwortlich. Da diese Phase die letzte vor dem Aufwachen ist, können wir uns daher an den Traum beim Aufwachen noch erinnern. Weil wir alle diese Schlafphasen öfter in der Nacht durchleben, träumen wir nicht nur einmal, sondern mehrmals während des Schlafes. Wir können uns aber nur an den letzten Traum vor dem Aufwachen erinnern, weil wir die anderen bereits wieder vergessen haben.
Auch die physiologischen Abläufe im Körper verändern sich während des Schlafes. So verlangsamt sich unser Herzschlag in den ersten drei Schlafphasen und der Blutdruck sinkt. In der letzten Schlafphase wird der Herzschlag jedoch schneller und der Blutdruck steigt wieder. Das Hormonsystem arbeitet ebenfalls auf Hochtouren und sorgt für die Freisetzung von Wachstumshormonen. So wird die Erholung unserer Organe und Muskeln bewerkstelligt. Während wir schlafen, zirkulieren auch mehr weiße Blutkörperchen durch das Blut. Damit bestätigt sich die alte Weisheit, dass man im Krankheitsfall viel schlafen sollte. Aber auch der Stoffwechsel arbeitet fleißig in der Nacht. Geht die Nacht zu Ende und wir wachen auf, werden vermehrt Stresshormone ausgeschüttet.
In der Medizin sind sechs Schlafstörungen bekannt. Dabei gibt es aber nur wenige Ursachen: entweder ist die Gesamtmenge an Schlafstunden zu niedrig/hoch, oder es handelt sich um schlechte Schlafqualität, wie das zum Beispiel bei der Schlafapnoe der Fall ist, bei der es immer wieder zu Atemaussetzern kommt und wir somit öfter in der Nacht munter werden. Zu den 6 Schlafstörungen zählen:
Schnarchen:
Beim Schnarchen sinkt die Muskelspannung und somit kann es zur Verengung der oberen Atemwege kommen. Das kann durch das Zurücksinken der Zunge begünstigt werden.
Kommt es nicht nur zu einer Verengung der oberen Atemwege, sondern sogar zum kurzzeitigen Verschluss (von mehr als 10 Sekunden), so fällt der Sauerstoffgehalt im Blut dramatisch ab und der Körper wird in einen Alarmzustand versetzt und die Betroffenen wachen kurzzeitig auf. Dadurch steigt der Muskeltonus wieder und die Atmung normalisiert sich. Solche Atemstillstände können bis zu einige hundert Mal pro Nacht auftreten. Das Problem ist, dass die Betroffenen das Aufwachen nicht bewusst mitbekommen und dann am nächsten Tag sehr müde sind und nicht wissen, warum.
Zentrale Atmungsstörung:
Bei Erkrankungen des Nervensystems, sowie beim Aufenthalt in Höhen ab 3000 Metern und Atemnot bei schweren Herzerkrankungen kann es zu einer Veränderung des Atemrhythmus bzw. der Atemtiefe kommen. Dadurch kann es ebenfalls zu langen Atempausen kommen, die wie bei der obstruktiven Schlafapnoe zu Müdigkeit führen können.
Schlafwandeln (Somnambulismus):
Beim Schlafwandeln stehen Betroffene oft in der Tiefschlafphase auf und beginnen herumzuwandern. Das Gefährliche daran ist, dass die Personen auch Fenster und Türen öffnen oder weite Wegstrecken zurücklegen und sich dabei schwer verletzen können.
Kampfträume:
Bei Kampfträumen kommt es während der REM-Schlafphase zu abnormen Muskelaktivitäten. Wie oben erwähnt, sind in der REM-Schlafphase normalerweise nur die Augenmuskeln aktiv. Bei Kampfträumen ist das nicht der Fall. Es kann zum Schimpfen, Boxen oder Treten kommen. Aus dem Bett fallen ist ebenfalls nicht selten. Dadurch kann es zu erheblichen Verletzungen, nicht nur für Betroffene, sondern auch für die jeweiligen Bettpartner kommen.
Das Restless Legs Syndrom zeichnet sich dadurch aus, dass Betroffene einen unangenehmen Bewegungsdrang in den Beinen verspüren, der sie nachts wach hält.
Kinder und Jugendliche brauchen mehr Schlaf als Erwachsene. Ist die Schlafdauer zu kurz oder die Qualität zu schlecht, kann es zu körperlichen und geistigen Entwicklungsstörungen kommen. Je nach Alter können dabei verschiedene Probleme ursächlich sein. Gerade im 1. Lebensjahr muss sich erst der Tag-Nacht-Rhythmus einstellen. So kann es häufig zum nächtlichen Aufwachen kommen. Im Kleinkind- und Vorschulalter sind oft Ein- und Durchschlafprobleme vorrangig. Ab der Schulzeit können auch psychische Faktoren den Schlaf beeinflussen. Dazu zählen Leistungsdruck, Überforderung und Ängste. Bei Jugendlichen sind oftmals kurze Schlafzeiten das Hauptproblem, welche durch die sozialen Medien begünstigt werden können.
Wichtig ist, dass Schlafprobleme gerade im Kindes- und Jugendlichenalter häufig sein können. Diese Probleme verschwinden meist aber wieder von allein. Sollte dies nicht der Fall sein, ist hier der Facharzt für Kinder- und Jugendheilkunde der erste Ansprechpartner. Dieser überweist im Bedarfsfall an Schlafspezialisten.
Experten sind sich einig, dass Schlafstörungen gesundheitliche Folgen nach sich ziehen. Sowohl zu wenig, als auch zu viel Schlaf, Ein- und Durchschlafprobleme können Depressionen hervorrufen. Am schlimmsten betroffen sind die Altersgruppen 30-44 und 45-59.
Schlafschwierigkeiten können aber auch das Risiko für Übergewicht erhöhen. Dabei ist zu erwähnen, dass Schlafprobleme nicht direkt das Gewicht erhöhen, sondern indirekt, indem sie das Appetithormonlevel erhöhen und die Auswahl der Speisen beeinflusst. Zwar verbraucht der Körper bei Schlafmangel mehr Kalorien (ca. 100 kcal mehr pro Tag), es kommt aber auch zu einer erhöhten Kalorienaufnahme (ca. 250 kcal mehr pro Tag). Das wiederum resultiert in einer positiven Energiebilanz. Schlafprobleme beeinflussen unsere kognitiven Fähigkeiten bei der Essenswahl und der Menge, die wir zu uns nehmen.
Eher umstritten sind die gesundheitlichen Folgen, was kardiovaskuläre Erkrankungen, Diabetes mellitus Typ 2 und neurologische Erkrankungen betrifft. Hier kann keine klare Antwort geliefert werden. Allgemein kann aber davon ausgegangen werden, dass Schlafschwierigkeiten jeglicher Art zu gesundheitlichen Problemen führen können.
Schlafprobleme gehören zum alltäglichen Leben dazu. Kommen sie gelegentlich vor, sind sie auch kein Grund zur Sorge. Dass man nach vermehrter Alkoholeinnahme schlecht schläft ist allgemein bekannt, aber per se noch keine Schlafstörung, wenn dies nur hin und wieder vorkommt. Genauso wenig leiden frisch gebackene Eltern an einer Schlafstörung, wenn sie die ersten paar Wochen nach der Geburt ihres Kindes öfter nachts aufgeweckt werden.
Von einer Schlafstörung spricht man erst dann, wenn diese mindestens 3x pro Woche auftritt und mindestens einen Monat lang andauert. Ein weiteres Kriterium ist, wenn der unbefriedigende Schlaf einen Leidensdruck bewirkt und sich verschlechternd auf die soziale und berufliche Leistungsfähigkeit auswirkt. Bei mehr als 50% der Patienten, die an einer Schlafstörung leiden, liegt eine psychische oder körperliche Beeinträchtigung zugrunde. Dazu gehören zum Beispiel Asthma bronchiale, Allergien, Angststörungen, urologische Beschwerden und einige mehr. Erste Ansprechperson für Betroffene ist in der Regel der Hausarzt. Dieser beurteilt das Ausmaß der Schlafstörung und überweist gegebenenfalls an Spezialisten. Hierbei kann eine medikamentöse Therapie ausreichen, eine weiterführende Abklärung im Schlaflabor weiterhelfen oder aber auch eine Behandlung bei einem Psychologen oder Psychiater vonnöten sein.
Ein wesentliches Merkmal von Schlafschwierigkeiten ist die erhöhte Schläfrigkeit untertags. Wenn Sie sich trotz ausreichender Schlafdauer tagsüber komplett erschöpft und müde fühlen, könnten nächtliche Schlafprobleme die Ursache dafür sein. Oft können aber auch Bettpartner aufschlussreiche Hinweise liefern, welche die Diagnostik von Schlafstörungen erleichtern.
Nicht alle Schlafschwierigkeiten müssen sofort ärztlich abgeklärt werden. Manche können sich von alleine wieder legen, andere können selbst durch diverse Tipps ausgemerzt werden.
Schlaf ist nicht nur wichtig, sondern notwendig für die Erhaltung der täglichen Funktionen unseres Körpers. Während des Schlafens tankt unser Körper Energie und regeneriert sich selbst, um am nächsten Tag wieder voll funktionsfähig zu sein. Schlafprobleme können sich daher sehr negativ auf unsere Gesundheit auswirken und zu schwerwiegenden Folgeerkrankungen führen. Aber nicht jede schlaflose Nacht ist gleichzeitig eine Schlafstörung. Oftmals verschwinden die Probleme von selbst, oder können durch die oben genannten Tipps selbst “therapiert” werden. Bei anhaltenden Beschwerden sollte aber in jedem Fall ein Arzt aufgesucht werden, um etwaige Schlafstörungen früh behandeln zu können und um die Lebensqualität wieder zu erhöhen.
Thomas Hofko
Autor
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Zuletzt aktualisiert am 12.04.2024
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