Wechselwirkungen
Welche anderen Arzneimittel beeinflussen die Wirkung von AnafraniP 75 mg retard? Beachten Sie bitte, daß diese Angaben auch für vor kurzem angewandte Arzneimittel gelten können. Soll Anafranil® 75 mg retard nach einer Behandlung mit irreversiblen MAO-Hemmern (Tranylcypromin) angewandt werden, ist ein Intervall von mindestens 14 Tagen einzuhalten, da sonst schwerwiegende unerwünschte Wirkungen (u. a. übermäßiger Bewegungsdrang, Bluthochdruckkrisen, Temperaturerhöhung, spastische Lähmung, Krampfanfälle, Koma) auftreten können. Eine Behandlung mit Anafranil 75 mg retard kann jedoch 24 Stunden nach der letzten Gabe eines reversiblen MAO-Hemmers (Mociobemid) beginnen. Eine Frist von 14 Tagen ist einzuhalten, wenn MAO-Hemmer im Anschluß an eine Anafranil-Therapie verabreicht werden sollen. Nach o. g. Zeiträumen sollte vorsichtig mit Anafranil 75 mg retard bzw. MAO-Hemmern begonnen und die Dosierung langsam stufenweise erhöht werden, bis eine optimale Einstellung erreicht ist. Die Therapie mit Anafranil 75 mg retard schließt eine zusätzliche Behandlung mit Neuroleptika, Hypnotika und Tranquilizern nicht aus. Dabei ist zu beachten, daß durch Neuroleptika die vegetativen Nebenwirkungen und durch alle hier aufgeführten Medikamentengruppen sowie Alkohol die sedierenden Eigenschaften verstärkt werden können.
Hemmstoffe der Serotonin-Rückaufnahme, Methylphenidat, Östrogene, Neuroleptika (z. B. Phenothiazine), Alprazolam, Disulfiram und Cimetidin können die Plasmakonzentration von Anafranil® 75 mg retard erhöhen, was ggf. eine Dosisreduktion von Anafranil® 75 mg retard erforderlich macht. Unter Methylphenidat wurde zusätzlich eine Steigerung der Wirkung von trizyklischen Antidepressiva beobachtet. Substanzen, die das Abbausystem der Leber (Monooxygenase-Enzymsystem) aktivieren (z. B. Barbiturate, Phenytoin, Carbamazepin, Nikotin, orale Kontrazeptiva), können den Plasmaspiegel trizyklischer Antidepressiva senken und damit den antidepressiven Effekt vermindern.
Wie wirkt AnafraniP 75 ma retard auf andere gleichzeitig angewandte Arzneimittel? Anafranil® 75 mg retard kann die blutdrucksenkende Wirkung von Clonidin sowie von adrenergen Neuronen-hemmern wie Guanethidin, von Reserpin und Methyldopa vermindern oder aufheben; dabei kann es unter Clonidin zu Reboundhypertension (starker Blutdruckanstieg) kommen. Es sollten daher - falls erforderlich -zur kombinierten Behandlung des hohen Blutdrucks Mittel eines anderen Wirkungstyps verwendet werden (z. B. Diuretika, ß-Blocker).
Anafranil® 75 mg retard kann die Wirksamkeit von Medikamenten gegen Herzrhythmusstörungen vom Chinidintyp oder Amiodaron-Typ verstärken. Bei gleichzeitiger Verabreichung kann Anafranil® 75 mg retard die Herz-Kreislauf-Wirkung von Sympathomimetika wie Adrenalin, Noradrenalin, Isoprenalin, Ephedrin und Phenylephrin (Lokalanästhetika) sowie von Nasentropfen, die Sympathomimetika enthalten, verstärken. In Kombination mit Anticholinergika, Neuroleptika mit anticholinerger Wirkung und Antiarrhythmika vom Chinidintyp können Erregungszustände bis delirante Syndrome sowie Anfälle von grünem Star ausgelöst werden. Die Wirkung von Anticholinergika (z. B. Atropin, Biperiden, Levodopa), zentraldämpfenden Substanzen (z. B. Barbiturate, Benzodiazepine, systemische Anästhetika) sowie die sympathomimetische Wirkung von Katecholaminen kann verstärkt werden.
Gleichzeitige Anwendung von Anafranil® 75 mg retard und Phenytoin oder Carbamazepin kann zu erhöhten Blutspiegeln der Antiepileptika führen und Dosisanpassungen erforderlich machen.
Nebenwirkungen
Welche Nebenwirkungen können bei der Anwendung von AnafraniF 75 mg retard auftreten? Wenn Sie Nebenwirkungen, bei sich beobachten, die nicht in dieser Packungsbeilage aufgeführt sind, teilen Sie diese bitte Ihrer Arztin/Ihrem Arzt oder Ihrer Apothekerin/Ihrem Apotheker mit.
Psyche
Mit folgenden Nebenwirkungen ist besonders zu Beginn der Behandlung häufig zu rechnen: Benommenheit, Müdigkeit, Schläfrigkeit, innere Unruhe und Appetitsteigerung.
Gelegentlich: Verwirrtheitszustände, Desorientiertheit, Halluzinationen (insbesondere bei älteren Patienten oder Parkinson-Kranken), Angstzustände, Erregung, Schlafstörungen, Hypomanie oder Manie, Persönlichkeitsstörungen, Aggressivität, Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen, Depersonalisation, verstärkte Depression, Alpträume, Gähnen.
Selten: Aktivierung psychotischer Symptome.
Nervensystem
Häufig, insbesondere bei Behandlungsbeginn: Schwindel, Tremor, Kopfschmerzen, Myoklonien (Muskelzuckungen).
Gelegentlich: Delir, Sprachstörungen, Parästhesien (Mißempfindungen), Muskelschwäche, Muskelhypertonie (erhöhte Muskelspannung).
Selten: Konvulsionen (Krampfanfälle), Ataxie (Störung des Bewegungsablaufs), Akathisie (Unfähigkeit zu ruhigem Sitzen), Dyskinesien (Störungen des Bewegungsablaufs).
In Einzelfällen: EEG-Veränderungen (Veränderungen des Gehirnstrombilds), Polyneuropathien (Erkrankungen peripherer Nervenzellen), Hyperpyrexie (Fieber).
Vegetativum (anticholinerge Effekte)
Häufig, insbesondere bei Behandlungsbeginn: Mundtrockenheit, Schwitzen, Obstipation (Verstopfung), visuelle Akkommodationsstörungen (verschwommenes Sehen) sowie Miktionsstörungen (Harnentleerungsstörungen). Gelentlich: Hitzewallungen, Mydriasis (Pupillenerweiterung). In Einzelfällen: Glaukom (grüner Star), Harnsperre.
Herz-Kreislauf-System
Häufig, insbesondere zu Behandlungsbeginn: Hypotonie (Blutdrucksenkung), orthostatische Dysregulation (Blutdruckabfall beim Aufstehen) und Tachycardie (schneller Herzschlag).
Gelegentlich: Palpitationen (Herzklopfen) sowie klinisch unwesentliche EKG (Herzstrombild)-Veränderungen beim Herzgesunden.
Selten: Arrhythmie (Herzrhythmusstörungen), Blutdrucksteigerung, Kollapszustände. Vereinzelt: Reizleitungsstörungen sowie Verstärkung einer bestehenden Herzinsuffizienz.
Magen-Darm-System
Häufig: insbesondere zu Behandlungsbeginn: Übelkeit.
Gelegentlich: Erbrechen, Bauchbeschwerden, Diarrhoe (Durchfall), Anorexie (Magersucht), Geschmacksstörungen und Durstgefühl.
Selten: paralytischer Ileus (Darmlähmung mit Darmverschluß).
Leber- und Gallensystem
Häufig, insbesondere bei Behandlungsbeginn: Vorübergehender Anstieg der Leberenzymaktivitäten (meist Transaminasen).
In Einzelfällen: Hepatitis (Leberentzündung) mit oder ohne Ikterus (Gelbsucht).
Haut und Anhangsgebilde
Gelegentlich: Allergische Hautreaktionen (Exanthem, Urtikaria), Pruritus (Juckreiz) und Photosensibilität (Lichtempfindlichkeit).
In Einzelfällen: lokale oder generalisierte Ödeme (Wasseransammlungen im Gewebe), Haarausfall.
Hormonsystem
Häufig, insbesondere bei Behandlungsbeginn: Gewichtszunahme, sexuelle Funktionsstörungen (Störung von Libido und Potenz).
Gelegentlich: Galaktorrhoe (Milchfluß), Gynäkomastie (Brustdrüsenvergrößerung).
In Einzelfällen: SIADH (Syndrom der unangepaßten Ausschüttung eines die Harnausscheidung beeinflussenden Hormons).
Uberempfindlichkeit
In Einzelfällen: Allergische Alveolitis (Entzündungen der Lungenbläschen) mit oder ohne Eosinophilie (Erhöhung der Anzahl bestimmter weißer Blutkörperchen), anaphylaktischelanaphylaktoide Reaktionen mit Hypotonie.
Blutsystem
Selten: Blutbildveränderungen.
In Einzelfällen: Leukopenie (Verminderung der Anzahl weißer Blutkörperchen), Agranulozytose, Eosinophilie (Erhöhung der Anzahl bestimmter weißer Blutkörperchen), Thrombozytopenie und Purpura (kleinfleckige Blutungen).
Sinnesorgane
Gelegentlich: Geschmacksstörungen, Tinnitus (Ohrenklingen).
Verschiedenes
Nach plötzlicher Unterbrechung der Behandlung gelegentlich: Absetzerscheinungen wie Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen, Diarrhoe (Durchfall), Schlaflosigkeit, Kopfschmerzen, Nervosität und Angstgefühl.
Welche Gegenmaßnahmen sind bei Nebenwirkungen zu ergreifen?
Gegen Mundtrockenheit, die häufig bei Behandlungsbeginn auftritt, eignen sich Zitrussäfte oder zuckerloser Kaugummi. Tritt Schwitzen in störender Weise ein, hilft wiederholtes lauwarmes Duschen. Bei Verdauungsschwierigkeiten empfiehlt sich Trockenobst. Generell sollten die Nebenwirkungen dem Arzt genannt werden, da Dosiskorrekturen nötig sein könnten.