Wechselwirkungen mit anderen Mitteln
Welche anderen Arzneimittel beeinflussen die Wirkung von Neotigason 25, und wie beeinflusst Neotigason 25 die Wirkung von anderen Arzneimitteln?
Bei gleichzeitiger Behandlung mit Phenytoin und Neotigason 25 muss berücksichtigt werden, dass Phenytoin durch Acitretin zum Teil aus seiner Eiweißbindung verdrängt wird. Ein derartiger Einfluss auf die Eiweißbindung bei gleichzeitiger Gabe von Neotigason 25 und Antikoagulanzien vom Cumarintyp (Arzneimittel zur Hemmung der Blutgerinnung) wurde dagegen nicht festgestellt.
Eine kombinierte Behandlung mit Vitamin A oder anderen oralen Retinoiden (z.B. Tretinoin, Isotretinoin) muss vermieden werden, da es sonst wegen der Ähnlichkeit des Wirkungsmechanismus zu Erscheinungen vergleichbar einer Vitamin-A-Überdosierung (Hypervitaminose A) kommen könnte.
Tetrazykline können ebenfalls eine Erhöhung des Schädelinnendruckes verursachen. Bei Kombination von Neotigason 25 mit Tetrazyklinen kann eine gegenseitige Verstärkung dieser Nebenwirkung erwartet werden (siehe Abschnitt ?Gegenanzeigen").
Bei der gemeinsamen Anwendung von Methotrexat und Etretinat (Tigason) wurde ein erhöhtes Hepatitis-Risiko (Risiko einer Leberentzündung) beobachtet. Daher darf auch Neotigason 25 nicht in Kombination mit Methotrexat eingenommen werden (siehe Abschnitt ?Gegenanzeigen").
Untersuchungsergebnisse weisen darauf hin, dass nach Einnahme alkoholischer Getränke Etretinat aus Acitretin entsteht. Es kann jedoch nicht ausgeschlossen werden, dass auch ohne gleichzeitige Einnahme alkoholischer Getränke Etretinat gebildet wird. Aufgrund der möglichen Bildung von Etretinat müssen Frauen im gebärfähigen Alter auch im Zeitraum von 2 Jahren nach dem Ende der Therapie wirksame empfängnisverhütende Maßnahmen durchführen.
Die empfängnisverhütende Wirkung von niedrig dosierten Progesteron-Präparaten kann durch Wechselwirkung mit Acitretin verringert werden. Niedrig dosierte Progesteron-Präparate (sogenannte Minipillen) sollten daher nicht zur Empfängnisverhütung eingesetzt werden.
Weitere Wechselwirkungen zwischen Acitretin und anderen Substanzen bzw. Präparaten, z.B. Cimetidin, Dig- oxin, oralen Kontrazeptiva mit Östrogen/Gestagen-Kombinationen, sind nicht bekannt.
Beachten Sie bitte, dass diese Angaben auch für vor kurzem angewandte Arzneimittel gelten können.
Welche Nebenwirkungen können bei der Anwendung von Neotigason 25 auftreten?
Die unter der Therapie mit Neotigason 25 zu erwartenden Nebenwirkungen treten von Patient zu Patient in unterschiedlichem Ausmaß auf. Sie sind weitgehend dosisabhängig und bilden sich in der Regel nach Verringerung der Dosis oder nach Absetzen des Präparates zurück.
Zu Beginn der Behandlung mit Neotigason 25 kann es zu einer vorübergehenden Verschlechterung der Psoriasis-Symptome kommen.
Folgende Tabelle zeigt die Häufigkeit der Nebenwirkungen der Haut, Hautanhangsgebilde bzw. Schleimhäute während der Behandlung mit Neotigason 25:
| Häufigkeit in % |
- Hypervitaminose A wie z.B. Lippentrockenheit und evtl. Lippenentzündung (die durch Auftragen einer Dexpanthenol-haltigen Salbe gemildert werden kann) | über 80 |
- Trockenheit der Mund- und Nasenschleimhaut - Abschälung der Haut, insbesondere an Handflächen und Fußsohlen - Rhinitis | 40-80 |
- Nasenbluten - Schuppung und Verdünnung der gesunden Haut mit erhöhter Verletzlichkeit - Erythem - Juckreiz - Gefühl der ?brennenden Haut" - Gefühl der ?klebrigen Haut" - Dermatitis - Haarausfall - Entzündungen des Nagelwalles, brüchige Nägel | 10-40 |
- Rhagadenbildung - Entzündungen der Mundschleimhaut und des Zahnfleisches - Blasenbildung der Haut - Pigmentverschiebung der Haut und der Haare - Veränderung der Wachstumsgeschwindigkeit der Haare - Veränderung der Haarstruktur | bis zu 10 |
Tabelle 1: Nebenwirkungen von Neotigason 25 auf die Haut, Hautanhangsgebilde bzw. Schleimhäute.
Eine ausgeprägte Dosisabhängigkeit wurde vor allem festgestellt hinsichtlich
- der Trockenheit von Haut und Schleimhäuten, besonders an Lippen und Nase,
- der erhöhten Verletzlichkeit von Haut und Schleimhäuten sowie
- des Haarausfalles.
Während die Nebenwirkungen an Haut und Schleimhäuten relativ rasch (einige Tage) nach Therapiebeginn auftreten, ist mit dem Einsetzen des Haarausfalles erst nach mehreren Wochen zu rechnen. Auch dieser bildet sich nach Reduktion der Dosis oder Absetzen des Präparates vollständig zurück, jedoch erfolgt das Neuwachstum der Haare aufgrund des phasenhaften Ablaufes des Haarzyklus erst nach einigen Monaten.
In seltenen Fällen kann die Lichtempfindlichkeit der Haut erhöht werden, wodurch bereits nach kurzzeitiger Sonnenexposition ein Sonnenbrand auftreten kann. In diesen Fällen ist für einen ausreichenden Sonnenschutz Sorge zu tragen.
Weitere Nebenwirkungen, die während der Therapie mit Neotigason 25 beobachtet wurden:
Augen
Häufig: Entzündungen der Bindehaut des Auges (10 bis 40 %), Sehstörungen wie z.B. Xerophthalmie, Schleiersehen, reversible Störungen des Dunkelsehens (siehe auch Abschnitt ?Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung und Warnhinweise?). Aus diesem Grund sollten Patienten während der Behandlung mit Neotigason 25 keine Kontaktlinsen, sondern über den gesamten Behandlungszeitraum eine Brille tragen.
Selten: Entzündungen oder Geschwüre der Hornhaut des Auges.
Bewegungsapparat
Gelegentlich: Muskel-, Gelenk- und Knochenschmerzen.
Magen-Darm-Trakt/Leber
Selten: Gastrointestinale Beschwerden (z.B. Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen, Durchfall, Dyspepsie), Hepatitis und Ikterus.
Urogenitaltrakt
Während der Behandlung mit Neotigason 25 wurde das vermehrte Auftreten von Vulvovaginitiden aufgrund von Candida albicans beobachtet.
Körper allgemein
Häufig: Durst und Frieren (10 bis 40 %).
Gelegentlich: Periphere Ödeme, Hitzegefühl, verändertes Geschmacksempfinden, Kopfschmerzen.
Laborparameter
Neben einer möglichen Erhöhung der Leberfunktionswerte wurde unter Gabe von Neotigason 25 auch ein Anstieg der Blutfettwerte beobachtet.
Bei Patienten in klinischen Prüfungen traten häufig die folgenden Änderungen von Laborwerten auf:
- Erhöhung von Triglyceriden, Gesamtcholesterin, SGPT, Kreatinphosphokinase, SGOT, -GT, alkalischer Phosphatase, direktem Bilirubin, Lactatdehydrogenase und Harnsäure
- Erniedrigung von HDL-Cholesterin.
Gelegentlich wurde eine Erhöhung von Kreatinin, BUN und Gesamtbilirubin beobachtet.
Blutbildveränderungen [Verminderung der roten und weißen Blutkörperchen (Anämie, Leukopenie) bzw. der Blutplättchen (Thrombopenie)], Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) bzw. Verschlechterung einer vorbestehenden Zuckerkrankheit, Vergrößerung der männlichen Brustdrüsen (Gynäkomastie), Gefäßentzündungen (Vaskulitis), Unverträglichkeit von Kontaktlinsen durch erhöhte Verletzlichkeit der Hornhaut (siehe Abschnitt ?Gegenanzeigen"), Hornhauttrübungen, verminderte Sehschärfe, vermehrte Blendempfindlichkeit sowie vorübergehende Hörstörungen, wahrscheinlich bedingt durch eine Minderbelüftung der Eustachischen Röhre. Blutungen aus dem Darm sowie Magen-/Darmgeschwüre können vereinzelt auftreten. Der Austrocknungseffekt auf die Schleimhäute kann sich auch in unspezifischen Entzündungen der Harnröhre und des äußeren weiblichen Genitals (Urethritiden und Vulvitiden) äußern. An der Haut kann es zu Geschwüren (Furunkel und Granulome) kommen sowie zu Hautausschlag (Exanthem), Ekzem, Nesselsucht (Urtikaria), punktförmigen Hautblutungen (Purpura) und Nagelablösung. Einzelfälle epidermaler Nekrolyse (Lyell-Syndrom, Syndrom der verbrühten Haut) wurden berichtet. Nach langjähriger Therapie mit Etretinat (Tigason) traten in einem Fall Knochenanlagerungen an den Wirbelkörpern (spinale Hyperostosen) und Verkalkungen spinaler Bänder auf, die zu einer Kompression des Rückenmarks führten.
In seltenen Fällen kann es ferner zu einer Erhöhung des Schädelinnendruckes (Pseudotumor cerebri) kommen, die mit starken Kopfschmerzen, Benommenheit, Übelkeit, Erbrechen, Schwindel oder Sehstörungen einhergehen kann, sich jedoch nach Absetzen des Präparates zurückbildet. Daher sollte beim Auftreten dieser Erscheinungen der behandelnde Arzt unverzüglich zu Rate gezogen werden.
Nach Langzeitbehandlung (siehe Abschnitt ?Dosierungsanleitung, Art und Dauer der Anwendung") mit Acitretin können Knochenveränderungen (Hyperostosen, Knochenverdünnungen, Osteoporose, vorzeitige Epiphysenschlüsse) und Weichteilverkalkungen (extraossäre Verkalkungen) auftreten. Deshalb sollten bei Langzeitbehandlung periodisch Röntgenbilder der Wirbelsäule und der langen Röhrenknochen, einschließlich der Hand- und Fußgelenke, veranlasst werden. Bei Kindern muss das Knochenwachstum sorgfältig überwacht werden (siehe Abschnitt ?Gegenanzeigen"). Eventuelle Symptome, die auf mögliche Knochenveränderungen hindeuten (eingeschränkte Beweglichkeit, Knochenschmerzen), sollten sorgfältig eruiert werden.
Zu Beginn der Behandlung können die Krankheitserscheinungen vorübergehend verstärkt auftreten.
Patienten, die Neotigason 25 einnehmen, sollten aus Sicherheitsgründen während der Behandlung und bis zu 1 Jahr nach deren Beendigung kein Blut spenden.
Patienten, die früher mit Tigason behandelt wurden, sollten bis zu 2 Jahren nach der letzten Dosis von Tigason kein Blut spenden.
Zur Zeit können noch nicht alle Folgen einer lebenslangen Behandlung mit Neotigason 25 abgeschätzt werden.
Wenn Sie Nebenwirkungen bei sich beobachten, die nicht in dieser Packungsbeilage aufgeführt sind, teilen Sie diese bitte Ihrem Arzt oder Apotheker mit.