Wieviel von Vinblastinsulfat-GRY® 10 mg und wie oft sollte Vinblastinsulfat-GRY® 10 mg angewendet werden?
Vinblastinsulfat-GRY® 10 mg wird ausschließlich intravenös als Schnellinjektion (Bolusinjektion) verabreicht.
Die initiale Dosis einer intravenösen Schnellinjektion für einen Erwachsenen beträgt 0,1 mg/kg Körpergewicht (KG) oder 3,7 mg/m2 Körperoberfläche (KOF) einmal pro Woche. Eine Erhöhung der Dosis um 0,05 mg/kg KG bzw. 1,8 - 1,9 mg/m2 KOF in wöchentlichem Abstand bis zu einem Abfall der Leukozyten auf 3 x 109/l wird empfohlen.
Die allgemein übliche Dosierung beträgt für den Erwachsenen 5,5 - 7,5 mg/m2 KOF, durchschnittlich 6 mg/m2 KOF bzw. 0,1 - 0,2 mg/kg KG einmal pro Woche. Einzeldosen von 0,3 mg/kg KG verursachen bereits starke hämatotoxische Komplikationen. Tägliche Einzelgaben, auch wenn die Wochendosis nicht überschritten wird, sind mit verstärkten Nebenwirkungen behaftet.
Die initiale Dosis für Kinder beträgt 2,5 mg/m KOF einmal pro Woche, eine Erhöhung bis auf 7,5 mg/m2 KOF innerhalb von 5 Wochen ist möglich.
Vor Beginn der Vinblastinsulfat-Therapie sollte die Zahl der weißen Blutkörperchen 4 x 109/l und die der Blutplättchen mindestens 120 x 109/l betragen. Die absolute Zahl einer Untergruppe der weißen Blutkörperchen (Granulozytenzahl) muß ebenfalls berücksichtigt werden.
Dosisanpassung
Im Falle einer Leberschädigung ist eine Dosisverminderung nach folgenden Richtlinien zu empfehlen:
- Bilirubin und Aspartataminotransferase im Normbereich:
100 % der berechneten Vinblastinsulfat-Dosis
- Bilirubin, das 2-fache der Norm, Aspartataminotransferase das 2 – 3-fache der Norm: 50 % der berechneten Dosis
- Laborwerte, die über den genannten Angaben liegen:
keine Therapie
Wenngleich keine Dosisverminderung bei Einschränkung der Nierenfunktion empfohlen wird, so sollte dennoch mit einer niedrigeren Vinblastinsulfat-Dosis begonnen werden, ebenso in solchen Fällen, bei denen gleichzeitig eine Leberfunktionsstörung vermutet wird, auch wenn die Transaminasen oder Bilirubinwerte normal sind.
Eine Erhaltungsdosis kann mit 10 mg Vinblastinsulfat 1 - 2 mal monatlich durchgeführt werden oder mit Dosen, die um eine Stufe niedriger liegen als die Dosis, nach der die Verminderung der weißen Blutkörperchen auftrat.
Ein Behandlungseffekt tritt frühestens 4 - 6 Wochen nach Therapiebeginn auf, in Einzelfällen auch erst nach 12 Wochen.
Der Ernährungszustand und das Alter des Patienten, die Eiweißkonzentration im Serum, die Vorbehandlung mit zellschädigenden Substanzen und/oder großflächige Bestrahlungen sowie die Knochenmarkfunktion sind wesentliche Faktoren, die neben der Vinblastinsulfat-Dosis und dem Dosierungsplan den Toxizitätsgrad bestimmen.
Sie müssen bei der Therapieplanung berücksichtigt werden.
Wie und wann sollte Vinblastinsulfat-GRY® 10 mg angewendet werden?
Die Behandlung mit Vinblastinsulfat soll nur stationär unter Aufsicht von erfahrenen Onkologen erfolgen und bedarf einer sorgfältigen Überwachung.
Über Art und Dauer der Anwendung entscheidet der behandelnde Arzt. Sie richten sich u. a. nach dem Behandlungsprotokoll der jeweiligen Grunderkrankung.
Vinblastinsulfat wird ausschließlich intravenös als Bolusinjektion verabreicht.
Die Verabreichung von Vinblastinsulfat muß streng intravenös erfolgen. Paravasate führen zu ausgedehnten Gewebeveränderungen (Nekrosen). Bei versehentlicher Paravasation werden eine sofortige Infiltration mit Hyaluronidase und Anwendung von mäßiger Wärme an der betroffenen Stelle als Gegenmaßnahme empfohlen. Eine Injektion von Vinblastinsulfat in kleine Venen oder in Venen von blut- oder lymphgestauten Extremitäten sollte vermieden werden. Vor der Applikation von Vinblastinsulfat ist die Injektion von physiologischer Kochsalzlösung ratsam, um sich von der richtigen Lage der Kanüle zu überzeugen. Ein Durchspülen der Kanüle am Ende der Vinblastinsulfat-Injektion kann lokale Reizungen an der Injektionsstelle verhindern.
Vinblastinsulfat-GRY® 10 mg, Pulver zur Herstellung einer Injektionslösung wird mit 10 ml isotonischer Kochsalzlösung (andere Lösungen sind nicht zu empfehlen) gelöst. Die so erhaltene Lösung enthält 10 mg Vinblastinsulfat (Konzentration: 1 mg Vinblastinsulfat/ml).
Die Lösung ist nur zur einmaligen Entnahme bestimmt. Reste sind zu vernichten!
Der Vinblastinsulfat-Lösung können geringe Dosen von Heparin zugesetzt werden, um thrombotische Komplikationen zu verhindern. Das Zumischen anderer Substanzen ist zu vermeiden.
Weitere Hinweise:
Vinblastinsulfat sollte nicht mit Lösungen verdünnt werden, die den pH-Wert aus dem Bereich von pH 3,5 - 5,0 verschieben.
Vinblastinsulfat wird durch PVC adsorbiert.
Wenn Sie eine größere Menge Vinblastinsulfat-GRY® 10 mg angewendet haben als Sie sollten
Was ist zu tun, wenn Vinblastinsulfat-GRY® 10 mg in zu großen Mengen angewendet wurde (beabsichtigte oder versehentliche Überdosierung)?
Der therapeutische Index von Vinblastinsulfat ist sehr niedrig, so dass bei einer Überdosierung mit schweren Komplikationen gerechnet werden muß. Die Symptome der Überdosierung umfassen Muskelschmerzen, Lähmung der Darmmotilität (paralytischen Ileus), Bluthochdruck (Hypertonus), Entzündungen der Mundschleimhaut (Stomatitis), Verminderung der Natriumkonzentration im Blut (Hyponatriämie), neuritisähnliche Anfälle bis zur Lähmung, Krämpfe, Koma. Zeichen einer Knochenmarkschädigung (Knochenmarkaplasie) treten zeitlich verzögert auf.
Ein spezifisches Gegenmittel bei einer Vinblastinsulfat-Überdosierung gibt es nicht. Ganz im Vordergrund stehen symptomatische Behandlungsmaßnahmen. Die Verabreichung eines Antikonvulsivums und die Überwachung des Herz-Kreislauf-Systems sind indiziert. Bei Myelosuppression steht die Vorbeugung gegen Infektionen durch Antibiotika/Antimykotika im Vordergrund.
Im Falle einer Hyponatriämie infolge einer vermehrten Adiuretinausscheidung sollte die Flüssigkeitsaufnahme reduziert werden. Der Nutzen der Blutwäsche (Hämodialyse) ist umstritten. Austauschtransfusionen erscheinen nur sinnvoll, wenn sie unmittelbar nach der Verabreichung erfolgen.
Versehentliche orale Einnahme
Wenn Vinblastinsulfat-GRY® 10 mg versehentlich oral eingenommen wurde, kann Aktivkohle und ein Abführmittel gegeben werden. Die Resorption von Vinblastin aus dem Magen-Darm-Trakt ist unregelmäßig und unvorhersehbar. Die orale LD50 bei Ratten beträgt 7mg/kg KG.
Versehentliche intrathekale Gabe
Bei einer versehentlichen intrathekalen Gabe von Vinblastinsulfat-GRY® 10 mg wird empfohlen, sofort danach mit der folgenden Behandlung zu beginnen, die nach der versehentlichen intrathekalen Gabe eines anderen Vinca-Alkaloids, Vincristinsulfat, in einem Fall eine fortschreitende Lähmung zum Stillstand brachte:
1. Über einen Lumbalkatheter soviel Rückenmarkflüssigkeit wie ohne Risiko möglich entfernen.
2. Einen Katheter in einen lateralen Hirnventrikel legen, um den Subarachnoidalraum von oben zu spülen. Die Flüssigkeit wird durch den Lumbalkatheter entfernt.
3. Die Spülung mit Ringer-Laktat-Lösung (150 ml/Stunde) beginnen und
4. durch Frischplasma ersetzen, sobald dieses zur Verfügung steht (fresh frozen plasma, 25 ml verdünnt in 1 Liter Ringer-Laktat-Lösung). Die Infusionsgeschwindigkeit der Plasmalösung beträgt zunächst 75 ml/Stunde und sollte so angepaßt werden, dass ein Eiweißgehalt von 150 mg% im Liquor aufrechterhalten wird.
5. 10 g Glutaminsäure intravenös über 24 Stunden infundieren, anschließend orale Gabe von 500 mg dreimal täglich einen Monat lang bzw. bis sich die neurologische Funktionsstörung stabilisiert hat. Ob die Glutaminsäure eine wesentliche Rolle bei der Behandlung spielt, ist nicht sicher.