Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose)

Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose)
Internationale Klassifikation (ICD) E05.-

Grundlagen

Im Rahmen einer Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) produziert die Schilddrüse aus verschiedensten Gründen zu viele Schilddrüsenhormone.

Da die Hormone den Metabolismus des Körpers steuern, kommt es bei einer Hyperthyreose zu einer erhöhten Stoffwechselaktivität und Symptomen wie Ruhelosigkeit, Schlafstörungen, Nervosität sowie Schweißausbrüchen. Eine Schilddrüsenüberfunktion ist in den meisten Fällen gut behandelbar und hat meist eine gute Prognose.

Ursachen

Der Begriff Hyperthyreose ist keine eigene Erkrankung und beschreibt lediglich die erhöhte Hormonproduktion in der Schilddrüse. Hierfür kann es verschiedene Ursachen geben.

Morbus Basedow

Hierbei handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung, bei der Antikörper gegen Proteine an der Oberfläche von Schilddrüsenzellen produziert werden. Die genaue Ursache für die Erkrankung ist nicht bekannt. Die Antikörper imitieren das natürliche schilddrüsenstimulierende Hormon TSH und führen so zu einer vermehrten Hormonproduktion in der Schilddrüse. Weltweit sind mehr Frauen als Männer von dieser Krankheit betroffen. Neben den klassischen Symptomen einer Schilddrüsenüberfunktion bestehen häufig Beschwerden der Augen (endokrine Orbitopathie).

Schilddrüsenautonomie

Eine Hyperthyreose kann auch durch eine Schilddrüsenautonomie bedingt sein. Normalerweise wird die Produktion der Schilddrüsenhormone von anderen, im Gehirn gebildeten Hormonen (TSH) reguliert. Eine kleine Menge unabhängiger (autonomer), das heißt nicht den hormonellen Regelkreisläufen folgenden, Bereiche in der Schilddrüse sind normal. Wird der Anteil dieser jedoch zu groß kann eine Hyperthyreose entstehen. Die häufigste Ursache für diese Erkrankung ist ein chronischer Jodmangel. Die Schilddrüse benötigt zur Produktion der Schilddrüsenhormone Jod und ein Mangel des Spurenelements führt zu einem vermehrten Wachstum und einer Knotenbildung des Organs, das versucht den Mangel auszugleichen. Kommt es in Folge zu einer normalen oder übermäßigen Einnahme von Jod, kann dies aufgrund des vermehrten Schilddrüsengewebes zu einer erhöhten Hormonproduktion und so zu einer Hyperthyreose führen.

Medikamenten- oder Jodinduziert

Eine erhöhte Jodaufnahme kann eine Hyperthyreose begünstigen. Dieses kann direkt eingenommen oder auch in einer Reihe von Medikamenten wie beispielsweise Amiodaron oder Röntgenkontrastmittel enthalten sein.

Schilddrüsenentzündungen (Thyreoiditis)

Im Rahmen einer Schilddrüsenentzündung können durch die Zerstörung der Schilddrüsenzellen vermehrt Schilddrüsenhormone in das Blut abgegeben werden. Dies ist beispielsweise am Beginn einer chronischen Schilddrüsenentzündung (Hashimoto-Thyreoiditis) der Fall. Ursächlich können auch eine akute bakterielle Thyreoiditis oder subakute Thyreoiditis de Quervain sein.

Seltene Ursachen

Eine Schilddrüsenüberfunktion kann auch andere seltene Ursachen haben. Dazu zählen

  • Tumore der Schilddrüse
  • Schwangerschaft
  • Störung der regelnden Hormone (Zentrale Hyperthyreose)

Symptome

Eine Schilddrüsenüberfunktion kann unterschiedlich starke Symptome auslösen, die hauptsächlich durch die hohen Hormonspiegel und dadurch vermehrte Stoffwechselaktivität verursacht werden.

Es gibt einige Krankheitszeichen, die typisch für eine Schilddrüsenüberfunktion sind:

  • Vergrößerung der Schilddrüse (Kropf bzw. Struma) bei 70-90% der Patienten
  • Nervosität
  • Gereiztheit
  • Schlaflosigkeit
  • Herzrasen (Sinustachykardie)
  • Herzrhythmusstörungen
  • Gewichtsverlust (trotz Heißhunger)
  • Schweißausbrüche
  • Gesteigerte Stuhlfrequenz
  • Muskelschwäche
  • Warme, feuchte Haut
  • Weiches, dünnes Haar
  • Zyklusstörungen und in weiterer Folge möglicherweise Unfruchtbarkeit
  • Manchmal tritt vermehrt Haarausfall auf.

Zusätzlich sind im Rahmen eines Morbus Basedow bei etwa der Hälfte der Patienten die Augen im Rahmen einer endokrinen Orbitopathie betroffen. Mögliche Symptome dabei sind Lichtempfindlichkeit, das Sehen von Doppelbildern (Diplopie) oder eine Bindehautentzündung (Konjunktivitis). Ein sehr markantes Zeichen ist der so genannte Exophthalmus, wobei es sich um aus der Augenhöhle hervorstehende Augen handelt.

Vor allem bei älteren Menschen kann die Symptomatik sehr variieren und im milderen Ausmaß auftreten. In diesen Fällen kann ein beschleunigter Puls der einzige Hinweis für das Vorliegen einer Schilddrüsenüberfunktion sein.

Vereinzelt kann eine Hyperthyreose eine thyreotoxische Krise auslösen, bei der es zu hohem Fieber, einen stark beschleunigten Puls, Bewusstseinsstörrungen bis hin zum Koma kommt. Eine thyreotoxische Krise ist eine lebensgefährliche Situation und muss sofort medizinisch behandelt werden.

Diagnose

Ein ausführliches Krankengespräch zum Erheben von Symptomen oder von eventueller Einnahme jodhaltiger Medikamente ist als Grundlage wichtig um eine Schilddrüsenüberfunktion feststellen zu können.

Ergeben sich durch dieses Anamnesegespräch und durch eine genau körperliche Untersuchung Hinweise auf eine Schilddrüsenüberfunktion, wird normalerweise eine Blutprobe zum Messen der Schilddrüsenhormonkonzentrationen entnommen. So ist eine Erhöhung der Hormonspiegel oft beweisend für eine Hyperthyreose.

Besteht der Verdacht auf Morbus Basedow, kann das Blut auf spezifische Antikörper untersucht werden. Des Weiteren ist eine Ultraschalluntersuchung zum Bestimmen der Größe und der Konsistenz der Schilddrüse hilfreich. In manchen Fällen muss auch Schilddrüsengewebe entnommen und untersucht werden.

Wird eine Schilddrüsenautonomie vermutet, so wird üblicherweise eine Szintigraphie durchgeführt. Dem Patienten wird dann ein Kontrastmittel verabreicht, das vor allem von der Schilddrüse aufgenommen wird. Durch eine anschließende Aufnahme mit speziellen bildgebenden Verfahren kann die Anreicherung dargestellt werden. Bei einer Autonomie ist meistens eine starke Anreicherung in den autonomen Knoten zu sehen.

Therapie

Die Therapie der Hyperthyreose wird durch die zugrunde liegende Krankheit bestimmt. Generell sind die meisten Therapieansätze recht erfolgreich und werden von den meisten Patienten gut vertragen. Man kann folgende Behandlungsansätze unterscheiden:

Therapie mit Thyreostatika

Diese Medikamente greifen in die Hormonproduktion ein und hemmen diese auf verschiedenen Ebenen. Dadurch wird innerhalb von 1-2 Monaten die Hormonkonzentration in den Normalbereich gebracht und die Stoffwechsellage normalisiert. Mögliche Wirkstoffe sind Thiamazol, Propylthiouracil, Carbimazol. Da eine thyreostatische Therapie auch zu einer Schilddrüsenunterfunktion führen kann, sollte die laufende Behandlung auch weiterhin durch einen Arzt überprüft werden.

Therapie mit radioaktivem Jod (Radiojodtherapie)

Bei dieser Behandlungsform wird den Betroffenen radioaktives Jod verabreicht, das sich in der Schilddrüse anreichert. Durch das radioaktive Jod werden die hormonproduzierende Zellen der Schilddrüse zerstört und dadurch eine Normalisierung der Schilddrüsenfunktion erreicht. In manchen Fällen kann es durch eine überschießende Wirkung zu einer Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) kommen. In diesen Fällen wird eine Therapie mit Schilddrüsenhormonen etabliert.

Operationsmöglichkeiten

Bei einem operativen Eingriff können entweder Knoten der Schilddrüse oder das ganze Organ entfernt werden. Eine Operation zur Behandlung einer Hyperthyreose sollte nicht vor einer Normalisierung der Hormonkonzentrationen mit Medikamenten durchgeführt werden. Ein Nachteil dieser Behandlungsform ist oft eine folgende Schilddrüsenunterfunktion, die mit einer Einnahme von Schilddrüsenhormonen behandelt werden muss.

Prognose

Eine Schilddrüsenüberfunktion lässt sich mit der richtigen Therapie, welche von der genauen Ursache abhängt, gut behandeln und hat häufig eine gute Prognose. Meistens kommt es nach Therapiebeginn zu einem Abklingen der Symptomatik. Die Beschwerden der Schilddrüsenüberfunktion legen sich in der Regel unter oder nach einer Therapie.

Vorbeugen

Um einer Schilddrüsenfunktion im Rahmen einer Schilddrüsenautonomie vorzubeugen ist eine ausreichende Jodaufnahme wichtig. Gegen eine durch Morbus Basedow verursachte Hyperthyreose sind derzeit leider noch keine Präventionsmaßnahmen bekannt.

Um einer Schilddrüsenfunktion im Rahmen einer Schilddrüsenautonomie vorzubeugen ist eine ausreichende Jodaufnahme wichtig. Um einem Jodmangel vorzubeugen, wird Erwachsenen eine tägliche Aufnahme von 150-200 Mikrogramm Jod empfohlen. Während einer Schwangerschaft oder während der Stillzeit wird Frauen zu einer täglichen Jodaufnahme von 200-260 Mikrogramm geraten. Obwohl Speisesalz in Österreich, Deutschland und der Schweiz mit Jod angereichert ist, wird zusätzlich eine Ernährung mit jodhaltigen Nahrungsmitteln wie Fisch, empfohlen.

Gegen eine durch Morbus Basedow verursachte Hyperthyreose sind derzeit keine Präventionsmaßnahmen bekannt.

Schwangere und stillende Frauen wird häufig nach einer Besprechung mit ihrem Arzt eine ergänzende Jodtherapie, meist in Kombination mit anderen Spurenelementen und Vitaminen, empfohlen.

Vor der Gabe von Röntgenkontrastmittel sollte eine Schilddrüsenüberfunktion abgeklärt werden. In diesen Fällen ist eine Verschlechterung der Erkrankung durch die gleichzeitige Gabe von Medikamenten vermeidbar. Patienten, die mit Schilddrüsenhormonen behandelt werden, sollten regelmäßig Kontrolle der Hormonspiegel durch ihren Arzt durchführen, um zu hohe Hormonkonzentrationen zu vermeiden.

Redaktionelle Grundsätze

Alle für den Inhalt herangezogenen Informationen stammen von geprüften Quellen (anerkannte Institutionen, Fachleute, Studien renommierter Universitäten). Dabei legen wir großen Wert auf die Qualifikation der Autoren und den wissenschaftlichen Hintergrund der Informationen. Somit stellen wir sicher, dass unsere Recherchen auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basieren.
Danilo Glisic

Danilo Glisic
Autor

Als Biologie- und Mathematikstudent verfasst er leidenschaftlich Magazinartikel zu aktuellen medizinischen Themen. Aufgrund seiner Affinität zu Zahlen, Daten und Fakten, liegt sein Fokus dabei auf der Beschreibung von relevanten klinischen Studienergebnissen.

Dr. med. univ. Bernhard Peuker, MSc

Dr. med. univ. Bernhard Peuker, MSc
Lektor

Bernhard Peuker ist Lektor sowie Medical Advisor bei Medikamio und arbeitet als Arzt in Wien. Bei der Arbeit lässt er sein klinisches Wissen, praktischen Erfahrungen und wissenschaftliche Leidenschaft einfließen.

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