Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen
Stickoxydul medizinisch darf nur vom Arzt oder von geschultem Fachpersonal angewendet werden.
Stickoxydul ist ein farb- und geruchloses Gas. Es ist 1,5-mal schwerer als Luft, nicht brennbar, unterhält jedoch die Verbrennung auch schwer entflammbarer Stoffe und zerfällt bei Temperaturen über 600°C explosionsartig. Es ist für die Schleimhäute des Atmungssystems völlig reizlos.
Stickoxydul ist ein schwaches Narkosemittel, besitzt jedoch eine sehr gute schmerzstillende Wirkung. Es eignet sich als gut steuerbares Basis-Narkosemittel in Kombination mit anderen direkt in die Blutbahn oder über die Lunge verabreichten Narkosemitteln und Schmerzmitteln und verstärkt deren Wirkungen. Bei Konzentrationen zwischen 20 Vol.-% und 50 Vol.-% tritt ein Verwirrtheitszustand auf, der durch Schwindel, Parästhesien (Kribbeln, Ameisenlaufen), Euphorie (überschwängliche Gemütsverfassung), Unruhe und Ohrensausen gekennzeichnet ist. Zwischen 50 Vol.-% und 70 Vol.-% tritt in der Regel Bewusstseinsverlust ein.
Bei Beendigung der Stickoxydul-Zufuhr kann durch die hohe Geschwindigkeit, mit der Stickoxydul in den Luftraum der Lungen zurückkehrt, eine Sauerstoffunterversorgung auftreten, wenn nicht mehrere Minuten mit reinem Sauerstoff beatmet wird.
Distickstoffmonoxid verursacht eine Inaktivierung von Vitamin B12, einem Ko-Faktor der Methioninsynthase. Folglich ist der Folat-Metabolismus gestört und die DNA-Synthese wird durch eine längere Verabreichung von Distickstoffmonoxid beeinträchtigt. Die längere oder häufige Anwendung von Distickstoffmonoxid kann zu megaloblastären Knochenmarkveränderungen, Myeloneuropathie und subakuter kombinierter Rückenmarksdegeneration führen. Distickstoffmonoxid sollte nur unter
engmaschiger klinischer Beobachtung und hämatologischer Überwachung angewendet werden. In solchen Fällen sollte der fachkundige Rat eines Hämatologen eingeholt werden.
Im Rahmen der hämatologischen Beurteilung sollte eine Prüfung auf megaloblastäre Veränderungen der roten Blutkörperchen und Hypersegmentierung der neutrophilen Granulozyten stattfinden. Neurotoxizität kann ohne gleichzeitige Anämie oder Makrozytose und bei Vitamin B12 Konzentrationen im Normalbereich auftreten. Bei Patienten mit nicht diagnostiziertem subklinischem Vitamin B12-Mangel ist nach einmaligen Expositionen gegenüber Distickstoffmonoxid während der Anästhesie Neurotoxizität aufgetreten.
Bei Patienten mit Risikofaktoren für Vitamin B12 Mangel sollte vorab einer Anwendung von Stickoxydul eine Bewertung des Vitamin B12 Spiegels durchgeführt werden. Risikofaktoren sind Alkoholismus, Patienten mit Anämie oder atrophischer Gastritis, Vegetarier oder Personen, die Arzneimittel nehmen, welche in den Vitamin B12 und/oder Folatmetabolismus eingreifen. Eine Vitamin B12 Zufuhr sollte bei wiederholter oder längerer Anwendung verabreicht werden.
Bei Patienten ohne klinischen evidenten Mangel an Vitamin B12 sind nach Einmalgabe von Stickoxydul während der Anästhesie neurologische Störungen aufgetreten.
Vitamin B12-Substitution, orale Zufuhr von Methionin oder hochdosierter Folinsäure sind in der Lage, diese Effekte zu verhindern bzw. zu beheben.
Im Fall einer Verlegung der Eustachischen Röhre, Ohrenschmerzen und/oder Mittelohrentzündung und/oder Trommelfellruptur kann ein Druckanstieg in der Paukenhöhle beobachtet werden.
Die wiederholte Verabreichung von oder Exposition gegenüber Distickstoffmonoxid kann zur Abhängigkeit führen. Bei Patienten mit einer bekannten Vorgeschichte von Substanzmissbrauch bzw. bei Angehörigen der Gesundheitsberufe mit berufsbedingter Exposition gegenüber Distickstoffmonoxid ist Vorsicht geboten.
Bei Patienten mit Risiko für intrakraniellen Bluthochdruck sollte der Schädelinnendruck streng überwacht werden, da eine Zunahme des Druckes bei der Gabe von Stickoxydul bei manchen Patienten mit intrakraniellen Störungen beobachtet wurde.
Wenn Stickoxydul als Analgetika eingesetzt wird:
-
Um den Bewusstseinszustand besser einzuschätzen ist eine Selbstverabreichung durch den Patienten zu bevorzugen.
-
Eine zusätzliche Überwachung ist bei Patienten erforderlich, welche gleichzeitig Zentralnervensystem dämpfende Arzneimittel, insbesondere Opiate und Benzodiazepine, einnehmen, da ein erhöhtes Risiko für eine tiefe Sedierung besteht,
Wegen der Diffusion (langsame Durchdringung) von Stickoxydul durch Gummi dringt bei der Narkose unter Verwendung eines Tubus (Beatmungsrohr) mit Blockmanschette Stickoxydul in diese ein und kann über die Volumen- und Druckzunahme Schäden an der Luftröhrenschleimhaut bzw. Luftröhrenwand verursachen oder zur Verlegung der Atemwege führen. Durch regelmäßige Kontrolle und Anpassung des Manschettendruckes wird eine Schädigung vermieden.
Kinder und Jugendliche:
Stickoxydul kann bei Neugeborenen in seltenen Fällen zur Atemdepression führen. Wenn Stickoxydul um den Geburtszeitpunkt verabreicht wird, muss das Neugeborene auf eine mögliche Atemdepression untersucht werden.
.
Anwendung von Stickoxydul medizinisch zusammen mit anderen Arzneimitteln:
Informieren Sie Ihren Arzt wenn Sie andere Arzneimittel einnehmen / anwenden, kürzlich andere Arzneimittel eingenommen / angewendet haben oder beabsichtigen andere Arzneimittel einzunehmen / anzuwenden
In Kombination mit anderen das Zentralnervensystem dämpfenden Arzneimitteln muss mit einer gegenseitigen Wirkungsverstärkung gerechnet werden. Dies gilt insbesondere für die sedierende (beruhigende) und atemdeprimierende (Verlangsamung der Atmung) Wirkung von Barbituraten, Opioiden und Inhalationsnarkosemittel. Nach Absetzen von Stickoxydul medizinisch sind diese Wechselwirkungen innerhalb weniger Minuten reversibel.
Bei einer gleichzeitigen Anwendung von Stickoxydul medizinisch mit anderen Inhalationsnarkosemitteln kommt es zu einer erhöhten und rascheren Aufnahmerate der verwendeten Narkosemittel (Second-Gas- Effect). Die Herzmuskelkraft kann bei einer gleichzeitigen Anwendung von Stickoxydul, Opioiden und/oder anderen Inhalationsnarkosemitteln negativ beeinflusst werden.
Bei gleichzeitiger Anwendung von Arzneimitteln, welche in den Vitamin B12 und/oder Folatmetabolismus eingreifen kann es wie bei Methotrexat zu Wirkungsverstärkung (auch der unerwünschten Wirkungen) kommen.
Wenn Sie bei einer Augenoperation (auch wenn diese bereits 3 Monate zurückliegt) ein ophthalmologisches Gas (zB SF6, C3F8, C2F6) injiziert bekommen haben, teilen Sie dies immer Ihrem Arzt mit, damit sichergestellt wird, dass es bei Anwendung von Stickoxydul zu keinen schweren Sehstörungen kommt.
Anwendung von Stickoxydul medizinisch zusammen mit Nahrungsmitteln, Getränken und Alkohol:
Stickoxydul kann die Wirkung von Alkohol verstärken.
Schwangerschaft, Stillzeit und Fortpflanzungsfähigkeit
Wenn Sie schwanger sind oder stillen, oder wenn Sie vermuten, schwanger zu sein oder beabsichtigen, schwanger zu werden, fragen Sie vor der Anwendung dieses Arzneimittels Ihren Arzt oder Apotheker um Rat.
Schwangerschaft:
Stickoxydul kann bei klinischer Notwendigkeit während der Schwangerschaft verabreicht werden. Wenn Stickoxydul während des Geburtsvorganges gegeben wird, ist beim Neugeborenen auf das Auftreten von möglichen unerwünschten Nebenwirkungen zu achten.
Bei Frauen, die arbeitsbedingt dauerhaft einer Inhalation von Stickoxydul während der Schwangerschaft ausgesetzt sind, wurde bei Fehlen einer geeignete Gasabsaugung bzw. eines Belüftungssystems eine erhöhte Inzidenz von Spontanaborten und Fehlbildungen berichtet. Keine Risiken wurden in später folgenden Studien erkannt, bei denen eine ausreichende Absaugung bzw. ein Belüftungssystem installiert war.
Stillzeit:
Nach einer kurzzeitigen Gabe von Stickoxydul ist keine Unterbrechung des Stillens notwendig.
Fortpflanzungsfähigkeit:
Es liegen keine relevanten Daten bei Menschen vor.
Verkehrstüchtigkeit und Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen:
Achtung: Dieses Arzneimittel kann die Reaktionsfähigkeit und Verkehrstüchtigkeit beeinträchtigen.
Wenn Sie nach der Gabe von Stickoxydul (insbesondere bei längerer Gabe) Auto fahren oder Maschinen bedienen müssen, werden Sie solange überwacht, bis alle möglicherweise
aufgetretenen Nebenwirkungen verschwunden sind und Ihr Aufmerksamkeitszustand wieder so hergestellt ist, wie er vor der Behandlung war.