Clomethiazol

ATC CodeN05CM02
CAS-Nummer533-45-9
PUB-Nummer10783
Drugbank IDDB06470
SummenformelC6H8ClNS
Molare Masse (g·mol−1)161,652
Aggregatzustandfest
Dichte (g·cm−3)1,2
Siedepunkt (°C)245,8
Löslichkeit0,674 mg/mL

Grundlagen

Clomethiazol ist ein Wirkstoff, der zur Behandlung von Alkoholentzug, Schlafstörungen und Verwirrung eingesetzt wird. Er wirkt dämpfend, schlaffördernd und krampflösend. Clomethiazol gehört zur Gruppe der Sedativa und interagiert mit den GABA-Rezeptoren. Clomethiazol kann abhängig machen und sollte daher nur kurzzeitig eingesetzt werden. Durch die Interaktion mit den CYP450-Enzymen kann es auch zu zahlreichen Neben- und Wechselwirkungen kommen. Als wichtigstes Mittel zur Bekämpfung von schweren Alkoholentzugserscheinungen war Clomethiazol bis zum Jahre 2000 jahrelang im Einsatz. Clomethiazol wurde inzwischen durch nebenwirkungsärmere Mittel wie Diazepam ersetzt und ist heute nur mehr sehr selten im Einsatz.

Grafik Strukturformel des Wirkstoffs Chlomethiazol

Wirkung

Clomethiazol wirkt, indem es die Gamma-Aminobuttersäure (GABA) imitiert, welche an den GABA-A-Rezeptoren bindet und dort die Wirkung des hemmenden Neurotransmitters GABA verstärkt. Durch diese Bindung kommt es zur beruhigenden, schlaffördernden und krampflösenden Wirkung. 

Die Bioverfügbarkeit - also zu wie viel Prozent der Wirkstoff im Blut verfügbar ist - von Clomethiazol ist sehr gering (genaue Werte nicht bekannt). Die Halbwertszeit, also die Zeit, die der Körper benötigt, um die Hälfte des Wirkstoffes auszuscheiden, liegt bei 4 Stunden. 

Dosierung

Nehmen Sie Clomethiazol immer genau wie in der Packungsbeilage beschrieben bzw. genau nach Absprache mit Ihrem Arzt ein.

Eine übliche empfohlene Dosis bei Clomethiazol gibt es nicht, da für jede Behandlung eine individuelle Dosis gewählt werden muss. 

Wichtig ist, dass Clomethiazol ein hohes Abhängigkeitspotential besitzt. 

Clomethiazol sollte immer ausgeschlichen werden, das heißt die Dosis langsam reduzieren, bis man das Medikament weglassen kann. Die Einnahme sollte nie abrupt beendet werden, da es sonst zu schweren Entzugserscheinungen kommen kann.

Nebenwirkungen

ACHTUNG: Clomethiazol kann in zu hohen Dosierungen zum Tod durch Atemlähmung führen. Nehmen Sie daher immer nur die verschriebene oder die in der Packungsbeilage angeführte Dosierung ein. 

Es kann zu folgenden Nebenwirkungen kommen:

  • starke Speichelbildung
  • erhöhte Schleimsekretion in den oberen Atemwegen
  • Magenschmerzen
  • Sodbrennen
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Durchfall
  • Brennen in Hals und Nase
  • Schnupfengefühl und Hustenreiz
  • Blutdruckabfall
  • Hemmung der Atem-Kreislauffunktion
  • Blasenausschläge der Haut
  • Gesichtsschwellungen
  • Überempfindlichkeitsreaktionen
  • Herzstillstand
  • Müdigkeit
  • Benommenheit
  • Kopfschmerzen
  • Herzklopfen
  • Taubheits- oder Kribbelgefühl
  • Juckreiz
  • Bindehautentzündung

Wechselwirkungen

Bei gleichzeitiger Einnahme von folgenden Arzneimitteln können Wechselwirkungen auftreten:

  • andere Medikamente, die dämpfend auf das Zentralnervensystem wirken - ACHTUNG: es kann dadurch zu einer nicht abschätzbaren Wirkungsverstärkung kommen und somit zum Tod durch Atemlähmung führen
  • Carbamazepin - es kann zur Wirkungsabschwächung kommen
  • Medikamente, die den Leberstoffwechsel beeinflussen (z.B. Cimetidin)
  • Propranolol - es kann zu einem extrem verlangsamten Herzschlag (Bradykardie) kommen
  • Chlorzoxazon - es kann zur Wirkungsverlängerung von Chlorzoxazon kommen
  • Alkohol - wirkt ebenfalls dämpfend auf das Zentralnervensystem - ACHTUNG: es kann zum Tod durch Atemlähmung kommen

Gegenanzeigen

Clomethiazol darf in folgenden Fällen nicht eingenommen werden:

  • bei einer Allergie gegen Clomethiazol
  • bei einem Schlafapnoesyndrom, also anfallsartigen Atemstillständen von mehr als 10 Sekunden
  • bei Atemstörungen, die eine Störung im Zentralnervensystem als Ursache haben
  • bei einer akuten Alkoholvergiftung
  • bei einer akuten Vergiftung durch andere auf das Zentralnervensystem dämpfende Substanzen
  • bei Alkoholabhängigkeit
  • bei Abhängigkeit von psychotropen Substanzen

Altersbeschränkung

Clomethiazol sollte unter 18 Jahren NICHT angewendet werden. 

Bei älteren Menschen kann die Verfügbarkeit von Clomethiazol erhöht und gleichzeitig die Ausscheidung des Wirkstoffes verzögert werden. Dadurch kann es zu einer Wirkungsverstärkung und zu einer verlängerten Wirkungsdauer kommen.

Schwangerschaft & Stillzeit

In der Schwangerschaft & Stillzeit darf Clomethiazol NICHT eingenommen werden, außer Ihr Arzt empfindet es für zwingend notwendig. Clomethiazol ist plazentagängig, das heißt, dass der Wirkstoff in den Blutkreislauf des ungeborenen Babys gelangen kann und dort ebenfalls Wirkungen und Nebenwirkungen erzeugen kann. Dasselbe gilt für die Muttermilch. Clomethiazol geht in die Muttermilch über und kann somit Wirkungen und Nebenwirkungen beim Säugling hervorrufen. Sollte die Behandlung von Clomethiazol in der Stillzeit notwendig sein, sollten Sie abstillen. 

Geschichte zum Wirkstoff

Clomethiazol wurde ursprünglich als Wirkstoff zur Behandlung von Schlaganfällen erforscht. Außerdem wurde Clomethiazol in der Vergangenheit immer wieder als dämpfendes Rauschmittel missbraucht. Es kann dabei aber zur psychischen oder körperlichen Abhängigkeit kommen.

Thomas Hofko

Thomas Hofko

Autor

Mag. pharm. Stefanie Lehenauer

Mag. pharm. Stefanie Lehenauer

Lektor


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