Flurazepam

Flurazepam

Grundlagen

Flurazepam ist ein Wirkstoff, der zur Behandlung von Schlafstörungen eingesetzt wird. Er gehört zur Gruppe der Benzodiazepine, welche eine beruhigende und schlaffördernde Wirkung erzielen. Flurazepam ist ein langwirksames Benzodiazepin. Es hat einen schnellen Wirkungseintritt und beruht auf der Bindung an die GABA-Rezeptoren. Wie alle anderen Benzodiazepine kann auch Flurazepam abhängig machen. Ebenso wird Flurazepam oft als Rauschmittel missbraucht. Es liegt in Medikamenten meist als Flurazepamhydrochlorid vor. Es ist weiß, kristallin und sehr leicht in Wasser löslich. Die Traumzeiten bleiben bei der Einnahme von Flurazepam unbeeinflusst.

Grafik Strukturformel des Wirkstoffs Flurazepam

Medikamente mit Flurazepam

Medikament Wirkstoff(e) Zulassungsinhaber
Dalmadorm® Filmtabletten Flurazepam Flurazepammonohydrochlorid MEDA Pharmaceuticals Switzerland GmbH

Wirkung

Flurazepam wirkt, indem es die Einschlaflatenz, also die Zeit bis zum Einschlafen verkürzt und die Aufwachphasen reduziert. Es bindet an die GABA-A-Rezeptoren im Gehirn und verstärkt dort den Effekt von Gamma-Aminobuttersäure (GABA). Des Weiteren kommt es auch vermehrt zu einem Chloridioneneinstrom, was zu einer Unerregbarkeit der Zelle führt und somit den gewünschten beruhigenden Effekt auslöst. Ein wichtiger Faktor ist, dass Benzodiazepine ohne GABA keinen Effekt bewirken. Bei den Barbituraten ist das nicht der Fall, allerdings besteht bei den Barbituraten ein höheres Risiko, eine Atemdepression zu erleiden. Bei der Einnahme von länger als 2 Wochen kommt es bei Flurazepam zu einem Gewöhnungseffekt, das heißt, dass man die Dosis steigern muss, um die gleiche Wirkung zu erzielen. Dieser Gewöhnungseffekt ist der Grund für das Abhängigkeitspotentials von Flurazepam. 

Flurazepam wird innerhalb von 30 Minuten vom Magen-Darm-Trakt absorbiert. Die Halbwertszeit, also die Zeit, die der Körper benötigt, um die Hälfte des Wirkstoffes auszuscheiden, liegt im Durchschnitt bei 2,3 Stunden. 

Dosierung

Nehmen Sie Flurazepam immer genau wie in der Packungsbeilage beschrieben bzw. genau nach Absprache mit Ihrem Arzt ein.

Die übliche empfohlene Startdosis liegt bei 15 mg täglich, kann aber bei Bedarf auf 30 mg täglich erhöht werden. Generell sollte die Dosierung so niedrig wie möglich gehalten werden.

Bei älteren Patienten sollte die tägliche Dosis 15 mg NICHT überschreiten. 

Nebenwirkungen

Es kann zu folgenden Nebenwirkungen kommen:

Häufig:

  • gedämpfte Emotionen
  • abnorme Schläfrigkeit
  • verringerte Aufmerksamkeit
  • Bewegungskoordinationsstörungen
  • Schwindel
  • Kopfschmerzen
  • Geschmacksstörungen
  • Beeinträchtigung des Erinnerungsvermögens
  • Muskelschwäche, welche ein erhöhtes Sturzrisiko und somit ein erhöhtes Frakturrisiko bei älteren Menschen nach sich zieht
  • Müdigkeit

Gelegentlich:

  • Beschwerden im Magen-Darm-Trakt
  • Übelkeit
  • Hautreaktionen
  • Veränderungen des sexuellen Verhaltens

Selten:

  • Überempfindlichkeitsreaktionen
  • Sehstörungen
  • niedriger Blutdruck
  • Atemdepression
  • Harnverhaltung

Sehr selten:

  • Gelbsucht
  • erhöhte Leberenzyme

Häufigkeit unbekannt:

  • Bluterkrankungen (z.B. Thrombozytopenie, Leukopenie,...)
  • Verwirrtheit
  • Halluzinationen
  • Abhängigkeit
  • Entzugserscheinungen
  • Depression
  • psychiatrische und paradoxe Reaktionen
  • Selbstmordgedanken
  • extrapyramidale Erkrankungen
  • Sturzgefahr
  • Gedächtnislücken

Flurazepam kann wie andere Benzodiazepine abhängig machen.

Flurazepam kann Depressionen verstärken, Suizidgedanken hervorrufen, Sinnestäuschen machen und Gedächtnisstörungen verursachen. 

Wechselwirkungen

Bei gleichzeitiger Einnahme von folgenden Arzneimitteln können Wechselwirkungen auftreten:

  • Schlaf-, Beruhigungs- und Narkosemittel
  • Schmerzmittel
  • angstlösende Mittel
  • Antiepileptika
  • Medikamente gegen Allergien (Antihistaminika)
  • Neuroleptika
  • Antidepressiva
  • Medikamente gegen HIV
  • Opioide - es kann zu lebensbedrohlichen Atembeschwerden kommen, welche zum Tod führen können
  • Muskelrelaxantien - es kann zu einem erhöhten Sturzrisiko kommen
  • Cimetidin und Omeprazol können die Wirkung von Flurazepam verstärken
  • Antibiotika vom Makrolid-Typ wie Erythromycin können die Wirkung von Flurazepam verstärken
  • Kontrazeptiva (die “Pille) können die Wirkung von Flurazepam verstärken
  • Rifampicin kann die Wirkung von Flurazepam abschwächen
  • 4-Hydroxybutansäure - es kann zu lebensbedrohlichen Atemdepressionen kommen
  • Alkohol

Gegenanzeigen

Flurazepam darf in folgenden Fällen NICHT eingenommen werden:

  • bei Allergie gegen Flurazepam oder andere Benzodiazepine
  • bei Myasthenia gravis
  • bei bestehender oder vorausgegangener Medikamenten-, Alkohol-, oder Drogenabhängigkeit
  • bei schweren Atemstörungen
  • bei schweren Leberschäden
  • bei Muskel- und Bewegungsstörungen
  • bei akuten Vergiftungen mit Alkohol, Schlafmittel, Schmerzmitteln oder Psychopharmaka

Altersbeschränkung

Flurazepam sollte unter 18 Jahren NICHT angewendet werden.

Bei älteren Patienten sollte die Dosis so niedrig wie möglich gewählt werden, weil es zu einem erhöhten Sturzrisiko kommen kann und infolgedessen zu Knochenbrüchen.

Schwangerschaft & Stillzeit

Schwangerschaft

In der Schwangerschaft sollte Flurazepam nur nach Absprache mit Ihrem Arzt angewendet werden.

Im 1. Schwangerschaftsdrittel wurde in früheren Studien ein erhöhtes Fehlbildungsrisiko diskutiert. Neuere Studien konnten diesen Zusammenhang nicht bestätigen.

Im 2.&3. Schwangerschaftsdrittel ist die kurzzeitige Anwendung von Flurazepam vertretbar. Längere regelmäßige Einnahmen können jedoch beim Neugeborenen schwerwiegende Symptome auslösen (Temperaturregulationsstörungen, Trinkschwäche, niedriger Blutdruck,...). Außerdem kann es zu schweren Entzugserscheinungen bei Neugeborenen kommen, wie z.B. Krampfanfälle. 

Bei einer Benzodiazepinabhängigkeit bei Schwangeren sollte auf einen Entzug in der Schwangerschaft unbedingt verzichtet werden, da es zu schweren, für das Ungeborene schädigenden Entzugssymptomen kommen kann. Die Entbindung sollte auf jeden Fall in einer Klinik mit Neonatologie passieren. 

Stillzeit

In der Stillzeit sollte Flurazepam nur nach Absprache mit Ihrem Arzt angewendet werden. Bei längerer regelmäßiger Flurazepam-Einnahme sollte abgestillt werden, da Flurazepam in die Muttermilch übergeht. 

Chemische & physikalische Eigenschaften

ATC Code N05CD01
Summenformel C21H23ClFN3O
Molare Masse (g·mol−1) 387,878
Aggregatzustand fest
Dichte (g·cm−3) 1,2
Schmelzpunkt (°C) 79,5
Siedepunkt (°C) 551,4
CAS-Nummer 17617-23-1
PUB-Nummer 3393
Drugbank ID DB00690

Redaktionelle Grundsätze

Alle für den Inhalt herangezogenen Informationen stammen von geprüften Quellen (anerkannte Institutionen, Fachleute, Studien renommierter Universitäten). Dabei legen wir großen Wert auf die Qualifikation der Autoren und den wissenschaftlichen Hintergrund der Informationen. Somit stellen wir sicher, dass unsere Recherchen auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basieren.
Thomas Hofko

Thomas Hofko
Autor

Thomas Hofko befindet sich im letzten Drittel seines Bachelorstudiums der Pharmazie und ist Autor für pharmazeutische Themen. Er interessiert sich besonders für die Bereiche Klinische Pharmazie und Phytopharmazie.

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Die dargestellten Inhalte ersetzen nicht die originale Beipackzettel des Arzneimittels, insbesondere im Bezug auf Dosierung und Wirkung der einzelnen Produkte. Wir können für die Korrektheit der Daten keine Haftung übernehmen, da die Daten zum Teil automatisch konvertiert wurden. Für Diagnosen und bei anderen gesundheitlichen Fragen ist immer ein Arzt zu kontaktieren. Weitere Informationen zu diesem Thema sind hier zu finden