Allopurinol

ATC CodeM04AA01
CAS-Nummer315-30-0
PUB-Nummer135401907
Drugbank IDDB00437
SummenformelC5H4N4O
Molare Masse (g·mol−1)136,11
Aggregatzustandfest
Schmelzpunkt (°C)>350
PKS Wert10.2

Grundlagen

Allopurinol ist ein Medikament aus der Gruppe der Urikostatika und wird zur Senkung zu hoher Harnsäurekonzentrationen im Blut eingesetzt. Es wird speziell zur Vorbeugung von Gicht, zur Verhinderung bestimmter Arten von Nierensteinen und bei hohen Harnsäurespiegeln, die bei einer Chemotherapie auftreten können, eingesetzt. Es wird durch den Mund eingenommen oder in eine Vene injiziert.

Pharmakologie

Pharmakodynamik

Allopurinol ist ein Strukturanalogon der natürlichen Purinbase, Hypoxanthin. Nach der Einnahme wird Allopurinol in der Leber zu seinem aktiven Metaboliten Oxypurinol (Alloxanthin) verstoffwechselt, der als Hemmstoff des Enzyms Xanthinoxidase wirkt. Xanthinoxidase vermittelt den physiologischen Abbau der Purinbasen Adenin und Guanin zu Harnsäure. In manchen Fällen kann dieser Prozess verstärkt auftreten, etwa bei Personen mit einer Tumorerkrankung oder Personen mit einer familiären Häufung von Gichtfällen. Dadurch steigt der Harnsäurespiegel im Blut zu stark an und es kommt zu Ablagerungen von Harnsäurekristallen in den Gelenken der betroffenen. Allopurinol verhindert die Umwandlung von Xanthin zu Harnsäure, weshalb vermehrt Xanthin über die Niere ausgeschieden und der Harnsäurespiegel gesenkt wird.

Pharmakokinetik

Dieses Medikament wird zu etwa 90 % aus dem Magen-Darm-Trakt absorbiert. Der maximale Plasmaspiegel tritt normalerweise nach 1,5 Stunden auf. Die Plasmaproteinbindung fällt äußerst gering aus, weshalb diese vernachlässigt werden kann. Allopurinol wird schnell zu dem entsprechenden Xanthin-Analogon, Oxipurinol (Alloxanthin), metabolisiert, das ebenfalls ein Inhibitor des Enzyms Xanthinoxidase ist. Allopurinol und Oxypurinol werden über den "Purine-Salvage-Pathway" in ihre jeweiligen Ribonukleotide umgewandelt und ausgeschieden. Ungefähr 80 % des oral eingenommenen Allopurinols (und Metaboliten) werden im Urin ausgeschieden. Etwa 20 % des eingenommenen Allopurinols werden mit den Fäkalien ausgeschieden.

Wechselwirkungen

Die medikamentösen Wechselwirkungen bei einer Anwendung von Allopurinol sind umfangreich.

  • Azathioprin und 6-Mercaptopurin: Azathioprin wird zu 6-Mercaptopurin verstoffwechselt, das wiederum durch die Wirkung der Xanthinoxidase - dem Ziel von Allopurinol - inaktiviert wird. Die gleichzeitige Gabe von Allopurinol mit einem dieser Medikamente in der normalen Dosis führt zu einer Überdosierung beider Medikamente. Es sollte deshalb nur ein Viertel der üblichen Dosis von 6-Mercaptopurin oder Azathioprin gegeben werden.
       
  • Didanosin: Die Cmax- und AUC-Werte von Plasmadidanosin wurden bei gleichzeitiger Allopurinol-Behandlung ungefähr verdoppelt. Von einer gemeinsamen Anwendung wird daher abgeraten. Falls eine gleichzeitige Einnahme erforderlich ist, muss die Dosis verringert und der Patient engmaschig überwacht werden.

Allopurinol kann auch die Aktivität oder Halbwertszeit der folgenden Arzneimittel erhöhen, in der Reihenfolge der Schwere und Sicherheit der Wechselwirkung:

  • Ciclosporin
  • Cumarin-Antikoagulanzien, wie Warfarin
  • Vidarabin
  • Chlorpropamid
  • Phenytoin
  • Theophyllin
  • Cyclophosphamid
  • Doxorubicin
  • Bleomycin
  • Procarbazin
  • Mechlorethamin

Die gleichzeitige Verabreichung der folgenden Medikamente kann die Wirksamkeit von Allopurinol verringern oder seine Halbwertszeit verkürzen:[9]

  • Salicylate und Medikamente, die die Sekretion von Harnsäure erhöhen
  • Furosemid

Die gleichzeitige Verabreichung der folgenden Arzneimittel kann zu Überempfindlichkeitsreaktionen oder Hautausschlag führen:

  • Ampicillin und Amoxicillin
  • Diuretika, insbesondere Thiazide, vor allem bei Niereninsuffizienz
  • ACE-Hemmer

Toxizität

Nebenwirkungen

Zu Beginn der Einnahme kann es häufig zu einer Verstärkung der Symptome oder zu Gichtanfällen kommen. Dies geschieht aufgrund der Mobilisierung der Harnsäureablagerungen in den Gelenken. Danach kommt es zu einer effektiven Linderung der Beschwerden. 

Häufige Nebenwirkungen bei der Einnahme durch den Mund sind Juckreiz und Hautausschlag. Häufige Nebenwirkungen bei der Anwendung durch Injektion sind Erbrechen und Nierenprobleme. Bei Personen, die das Medikament bereits einnehmen, sollte es auch während eines akuten Gichtanfalls weiter eingenommen werden. 

Die Einnahme während der Schwangerschaft gilt grundsätzlich als sicher. Hier bedarf es jedoch noch weiterer Nachforschung.

Toxikologische Daten

LD50 (Maus, oral): 78 mg·kg−1

Quellen

  • Drugbank
  • PubChem
  • Aktories, Förstermann, Hofmann, Starke: Allgemeine und spezielle Pharmakologie und Toxikologie, Elsvier, 2017
Markus Falkenstätter, BSc

Markus Falkenstätter, BSc

Autor

Mag. pharm. Stefanie Lehenauer

Mag. pharm. Stefanie Lehenauer

Lektor


Redaktionelle Grundsätze

Alle für den Inhalt herangezogenen Informationen stammen von geprüften Quellen (anerkannte Institutionen, Fachleute, Studien renommierter Universitäten). Dabei legen wir großen Wert auf die Qualifikation der Autoren und den wissenschaftlichen Hintergrund der Informationen. Somit stellen wir sicher, dass unsere Recherchen auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basieren.

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