Was sollten Sie vor der Anwendung von Atropinum sulfuricum „Nycomed“ beachten?
Atropinum sulfuricum „Nycomed“ darf NICHT angewendet werden,
-
wenn Sie allergisch gegen Atropinum sulfuricum (und andere Arzneimittel derselben Substanzklasse [Anticholinergika]) oder einen der in Abschnitt 6. genannten sonstigen Bestandteile dieses Arzneimittels sind,
-
bei Prostatavergrößerung mit Restharnbildung,
-
bei Darmverschluss infolge von Darmlähmung,
-
bei Megakolon (das ist eine Dickdarmerweiterung mit schwerer Passagestörung einhergehend mit Verstopfung)
-
bei schnellem, unregelmäßigem Herzschlag (tachykarde Herzrhythmusstörungen),
-
bei bestimmten Herzrhythmusstörungen, wobei die Erregungsleitung zwischen den Vorhöfen und den Herzkammern gestört ist (AV-Block 2. Grades [Mobitz Typ 2], AV-Block 3. Grades)
-
bei schweren Durchblutungsstörungen des Gehirns (Zerebralsklerose)
-
bei Engwinkelglaukom (bestimmte Form des grünen Stars)
-
bei Harnstauung aufgrund eines Abflusshindernisses (obstruktive Uropathie)
-
bei Erkrankungen mit Verengung (Obstruktion) des Magen-Darmtraktes
-
bei unbeständigem (instabilem) Kreislaufzustand in Verbindung mit Blutungen oder mit schwerer Schilddrüsenüberfunktion
-
bei Myasthenia gravis (Goldflam-Krankheit, das ist eine krankhafte Ermüdbarkeit der Muskulatur)
-
während der Geburt und bei Kaiserschnitt (siehe Abschnitt „Schwangerschaft und Stillzeit“)
-
bei Schwangerschaftstoxikose (Erkrankung mit erhöhtem Blutdruck, Flüssigkeitsansammlung im Gewebe [Ödemen] und Eiweiß im Harn [Proteinurie] während der Schwangerschaft)
-
wenn bei bestehenden Herz/Kreislauferkrankungen gleichzeitig mit Atropinum sulfuricum „Nycomed“ Phenylephrin (als Augentropfen oder als Mittel gegen Erkältungskrankheiten) angewendet wird (siehe Abschnitt „Anwendung von Atropinum sulfuricum „Nycomed“ zusammen mit anderen Arzneimitteln“)
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen
Besondere Vorsicht bei der Anwendung von Atropinum sulfuricum „Nycomed“ ist erforderlich:
-
bei Neugeborenen, Kindern, Jugendlichen und älteren Personen, da diese eine erhöhte Empfindlichkeit gegen Atropinum sulfuricum haben können
-
bei Down Syndrom (Trisomie 21 - bestimmte Art einer angeborenen Behinderung, bei der Teile oder das gesamte 21. Chromosom dreifach vorliegen), da diese Patienten eine erhöhte Empfindlichkeit gegen Atropinum sulfuricum haben
-
bei Patienten mit Herztransplantation: Bei Anwendung von Atropinum sulfuricum bei diesen Patienten wurde ein Stillstand der Erregungsleitung des Herzen (Fälle von paradoxem atrioventrikulärem Block und Sinusblock) beschrieben. Es müssen daher besondere Vorsichtsmaßnahmen bei Anwendung von Atropinum sulfuricum bei diesen Patienten zur Verfügung stehen: Elektrokardiograph sowie eine Ausrüstung, um vorübergehend eine Gefäßprothese (temporären Bypass) setzen zu können
-
bei Schilddrüsenüberfunktion
-
bei Erkrankungen der Herzkranzgefäße
-
bei Durchblutungsstörungen des Herzmuskels (akuter myokardialer Ischämie)
-
bei Herzschwäche
-
bei schneller Herztätigkeit
-
bei hohem Blutdruck
-
bei bestimmten Nervenleiden (autonomer Neuropathie)
-
bei erhöhter Temperatur oder Fieber, da durch verminderte Schweißbildung das Risiko einer Wärmestauung (Hyperthermie) erhöht wird (siehe Abschnitt „Welche Nebenwirkungen sind möglich?“)
-
bei Leber- oder Nierenerkrankungen
-
bei Patienten mit dem Risiko einer Harnverhaltung
-
bei Entzündung der Speiseröhre (Reflux-Ösophagitis), da es zu einer Verminderung der Magen- Darmbewegungen und einer Erschlaffung des Speiseröhrenschließmuskels kommen kann
-
bei künstlichem Darmausgang (Ileostomie oder Kolostomie)
-
bei Erkrankungen mit Verengung der Atemwege, da die verminderte Schleimproduktion zur Entwicklung von Pfropfen in den unteren Atemwegen führen kann (siehe Abschnitt „Welche Nebenwirkungen sind möglich?“)
-
Obwohl Atropin nur in geringen Konzentrationen in die Muttermilch übergeht, können bei Säuglingen Wirkungen von Atropin auftreten (siehe Abschnitt „Schwangerschaft und Stillzeit“).
Anwendung von Atropinum sulfuricum „Nycomed“ zusammen mit anderen Arzneimitteln
Informieren Sie Ihren Arzt oder Apotheker, wenn Sie andere Arzneimittel einnehmen/anwenden, kürzlich andere Arzneimittel eingenommen/angewendet haben oder beabsichtigen andere Arzneimittel einzunehmen/anzuwenden, auch wenn es sich nicht um verschreibungspflichtige Arzneimittel handelt.
Sie dürfen Atropinum sulfuricum NICHT mit Phenylephrin (Augentropfen oder Mittel gegen Erkältungskrankheiten) kombinieren, da dies zu unkontrolliertem Blutdruckanstieg führen kann; auf keinen Fall dann, wenn Sie an Herz-Kreislauferkrankungen leiden.
Sowohl Pramlitinid als auch Atropinum sulfuricum führen zu einer verzögerten Magenentleerung. Wenden Sie diese Mittel deshalb nicht gleichzeitig an.
Die Wirkung folgender Arzneimittel kann bei gleichzeitiger Anwendung von Atropinum sulfuricum verstärkt werden:
-
Arzneimittel gegen Heuschnupfen, Allergien oder Magenschleimhautentzündungen (Antihistaminika)
-
Arzneimittel gegen Übelkeit und Erbrechen (Antiemetika)
-
bestimmte Beruhigungsmittel (Neuroleptika wie Phenothiazine, Butyrophenone)
-
bestimmte Arzneimittel gegen Depressionen (trizyklische und tetrazyklische Antidepressiva)
-
Pethidin (ein starkes Schmerzmittel)
-
Methylphenidat (bestimmtes Mittel zur Anregung der Psyche)
-
Arzneimittel gegen Parkinsonerkrankung mit Ausnahme der Dopaminrezeptor-Agonisten (Substanzklasse von Arzneimitteln, die ähnlich wirken wie Dopamin, ein natürlich im Gehirn vorkommender Botenstoff)
-
Arzneimittel gegen unregelmäßigen Herzschlag (Antiarrhythmika wie Chinidin, Procainamid)
-
bestimmte Arzneimittel gegen Übelkeit (Dopamin-Antagonisten [Substanzklasse von Arzneimitteln, die der Wirkung von Dopamin entgegenwirken] wie Metoclopramid)
-
krampflösende Mittel (Spasmolytika)
-
Arzneimittel gegen Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüre
-
pupillenerweiternde Arzneimittel (zykloplegische Mydriatika)
-
muskelerschlaffende Arzneimittel (Muskelrelaxantien)
-
bestimmte gefäßerweiternde Arzneimittel zur Blutdrucksenkung
-
Nitrofurantoin (antibiotisches Arzneimittel gegen Harnwegsinfektion)
Levodopa (ein bestimmtes Arzneimittel gegen Parkinsonerkrankung) und Phenothiazine (ein bestimmtes Beruhigungsmittel) werden bei gleichzeitiger Einnahme mit Atropin vom Körper vermindert aufgenommen.
Falls Sie solche Mittel einnehmen, teilen Sie dies bitte Ihrem behandelnden Arzt mit, da eine entsprechende Dosisanpassung notwendig sein kann.
Atropinum sulfuricum kann Mundtrockenheit verursachen. Die Wirkung von sublingual (unter der Zunge) verabreichten Nitraten (Arzneimittel bei Herzerkrankungen) kann vermindert sein, da deren Auflösung vermindert werden kann.
Schwangerschaft und Stillzeit
Wenn Sie schwanger sind oder stillen oder wenn Sie vermuten, schwanger zu sein oder beabsichtigen, schwanger zu werden, fragen Sie vor der Anwendung dieses Arzneimittels Ihren Arzt um Rat.
Schwangerschaft
Eine Anwendung bei Schwangeren und während der Stillzeit darf nur nach ausdrücklicher Anweisung des Arztes bei strengster Nutzen-Risiko-Abwägung erfolgen. Da Atropinum sulfuricum eine schnelle Herztätigkeit auslösen kann, kann beim Ungeborenen eine verlangsamte Herztätigkeit verschleiert werden.
Atropinum sulfuricum darf während der Geburt und bei Kaiserschnitt NICHT angewendet werden, da es zu unregelmäßigem, schnellem Herzschlag bei der Mutter und beim Kind kommen kann. Es besteht die Gefahr, dass das autonome Nervensystem des Ungeborenen beeinträchtigt wird und damit die Anpassung des Neugeborenen nach der Geburt erschwert wird.
Bei Vergiftungen mit Parasympathikomimetika (direkten und indirekten) ist eine Behandlung mit Atropinum sulfuricum lebensrettend, daher kann es auch in den oben angeführten Fällen mit Vorsicht angewendet werden.
Stillzeit
Atropin geht in die Muttermilch über. Stillen Sie daher bei Anwendung von Atropinum sulfuricum nicht und verwerfen Sie die Muttermilch.
Verkehrstüchtigkeit und Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen
Achtung: Dieses Arzneimittel kann die Reaktionsfähigkeit und Verkehrstüchtigkeit beeinträchtigen.
Atropinum sulfuricum hat geringen oder mäßigen Einfluss auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen. Es können jedoch eine Pupillenerweiterung (Mydriasis) verbunden mit einer Anpassungsstörung der Augenlinsen (Akkomodationslähmung / Zykloplegie) und Lichtempfindlichkeit auftreten. Dies beeinträchtigt die Sehleistung und das Reaktionsvermögen. Dies gilt in verstärktem Maße im Zusammenwirken mit Alkohol. Wenn Sie davon betroffen sind, vermeiden Sie das Lenken von Fahrzeugen und das Bedienen von Maschinen.