Opium

Opium

Grundlagen

Opium ist der an der Luft getrocknete Milchsaft des Schlafmohns - Papaver somniferum - welcher in Mitteleuropa heimisch ist. Der Milchsaft (Opium) enthält sehr viele Alkaloide, also eine Gruppe mit basischen und stickstoffreichen Verbindungen, unter anderem Morphium und Codein. Opium hat schmerzlindernde und hustenreizstillende Eigenschaften. Opium kann auch bei Durchfall eingesetzt werden. Leider wird Opium auch als Rauschmittel eingenommen, wovon wegen des hohen Abhängigkeitspotentials sowie der unerwünschten Wirkungen dringenst abzuraten ist. Opium an sich ist ein Vielstoffgemisch, das heißt, dass es viele Wirkstoffe in sich trägt. Der Hauptbestandteil von Opium ist Morphin, der in der Medizin bekanntlicherweise eingesetzt wird. Morphin wird daher irrtümlicherweise oft mit Opium gleichgesetzt, was aber nicht korrekt ist, da neben Morphin auch noch andere Wirkstoffe wie Thebain, Codein, Papaverin, Xanthalin und Noscapin im Opium enthalten sind. Die natürlichen Wirkstoffe des Opiums (Morphin, Codein, Thebain,...) werden Opiate genannt. Strukturell ähnliche, oder ähnlich wirkende Substanzen werden Opioide genannt.

Rohopium (Milchsaft)

Rohopium (Milchsaft) (Daniel Prudek/iStock)

Medikamente mit Opium

Medikament Wirkstoff(e) Zulassungsinhaber
Dropizol 10 mg/ml Tropfen zum Einnehmen, Lösung Opium Pharmanovia A/S

Wirkung

Opium wirkt an Opioid-Rezeptoren (G-Protein gekoppelte Rezeptoren), die im Gehirn, im Rückenmark und im peripheren Nervensystem sitzen. Bei den Opioid-Rezeptoren gibt es 3 verschiedene Klassen: die δ-Opioidrezeptoren, die κ-Opioidrezeptoren und die μ-Opioidrezeptoren. Die Wirkstoffe des Opiums binden an diese Rezeptoren, dadurch öffnen sich Kaliumkanäle und spannungsabhängige Calciumkanäle werden am Öffnen gehindert. Das wiederum reduziert die neuronale Erregbarkeit und verhindert die Ausschüttung von Schmerz-Neurotransmittern (Schmerzbotenstoffen). Durch die verminderte Ausschüttung dieser Neurotransmitter kommt es zur Schmerzunterdrückung. 

Für die schweren abhängigmachenden Effekte wird der μ-Opioidrezeptor verantwortlich gemacht. 

Opium wird hauptsächlich in der Leber abgebaut, und zwar über das Enzym CYP 2D6. Jeder andere Wirkstoff, der ebenfalls über CYP 2D6 abgebaut wird, könnte mit Opium wechselwirken. Die Bioverfügbarkeit von Opium, also zu wie viel Prozent der Wirkstoff im Blut verfügbar ist, ist sehr gering. Aufgrund der zahlreichen Alkaloide in Opium, wie Morphin, Codein, etc., ist es schwierig Aussagen über die Halbwertszeit zu machen. Grundsätzlich liegt die Halbwertszeit, also die Zeit, die der Körper benötigt, um die Hälfte des Wirkstoffes auszuscheiden, zwischen 3 und 10 Stunden.

Dosierung

Nehmen Sie Opium immer genau wie in der Packungsbeilage beschrieben bzw. genau nach Absprache mit Ihrem Arzt ein.

Die übliche empfohlene Dosis hängt vom Krankheitsbild des Patienten ab und wird daher individuell bestimmt. Die maximale Tagesdosis liegt bei 60 mg und die maximale Einzeldosis liegt bei 10 mg Opiumtinktur. 

Opium darf nie anderen Menschen gegeben werden, schon gar nicht Personen mit einer Vorgeschichte von Drogenmissbrauch. 

Der Missbrauch von Opium kann zu Abhängigkeit, Überdosis oder zum Tod führen.

Nebenwirkungen

Es kann zu folgenden Nebenwirkungen kommen:

Sehr häufig: 

Häufig:

  • Schwierigkeiten beim Wasserlassen
  • Schwindel
  • Kopfschmerzen
  • Pupillenverengung
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Appetitlosigkeit
  • Margen-Darm-Beschwerden
  • veränderter Geschmacks- oder Geruchssinn
  • Nesselausschlag (Urtikaria)
  • vermehrtes Schwitzen
  • Verkrampfen der Bronchien
  • abgeschwächter Husten
  • leichte Ermüdbarkeit

Gelegentlich:

  • Kurzatmigkeit
  • Müdigkeit
  • Angst
  • bläulich verfärbte Lippen, Finger und Zehen (Zyanose)
  • Krampfanfälle
  • Verwirrtheit
  • Schwellung der Beine und Füße
  • Herzrhythmusstörungen
  • gerötetes Gesicht
  • Juckreiz
  • Blasen- und Harnröhrenkrämpfe
  • veränderte Leberwerte

Selten:

Sehr selten:

  • erschwerte Atmung
  • Muskelkrämpfe
  • Schmerzen
  • verstärkte Schmerzempfindlichkeit
  • Verschwommen Sehen und Doppeltsehen
  • unwillkürliche Augenbewegungen
  • Darmverschluss (Ileus)
  • Unwohlsein
  • Zittern
  • hohe Ausschüttung des antidiuretischen Hormons
  • Ausbleiben der Monatsblutung

Häufigkeit unbekannt:

  • Nebennierenschwäche
  • Euphorie
  • unkontrollierte Muskelbewegungen
  • Abhängigkeit und Sucht
  • Verstimmung
  • Unruhe
  • vermindertes sexuelles Verlangen
  • verminderte Potenz
  • Halluzinationen
  • Fieber

Die Einnahme von Opium kann zu einer Abhängigkeit führen! Bei Überdosierung kann es zum Tod durch Atemlähmung kommen!

Wechselwirkungen

Bei gleichzeitiger Einnahme von folgenden Arzneimitteln können Wechselwirkungen auftreten:

Gegenanzeigen

Opium darf in folgenden Fällen NICHT eingenommen werden:

  • Allergie gegen Opium oder Morphin
  • bei Opiatabhängigkeit
  • bei grünem Star
  • bei schwerer Leber- oder Nierenerkrankung
  • bei Alkoholentzugssymptomen
  • bei einer schweren Kopfverletzung
  • bei Darmlähmungen mit Darmverschluss
  • bei Asthma bronchiale
  • bei COPD
  • bei Atemproblemen
  • bei Herzschwäche

Altersbeschränkung

Opium darf erst ab 18 Jahren angewendet werden.

Schwangerschaft & Stillzeit

Schwangerschaft

In der Schwangerschaft sollte Opium nur nach strenger Indikationsstellung eingenommen werden.

Im 1. Schwangerschaftsdrittel gibt es keine Hinweise auf ein Fehlbildungsrisiko, allerdings gibt es hierzu fast keine Untersuchungen. 

Im 2.&3. Schwangerschaftsdrittel gibt es Berichte über verminderte Atembewegungen beim ungeborenen Baby. Unter der Geburt sollte Opium auf keinen Fall angewendet werden, da es zu schweren Entzugserscheinungen beim Neugeborenen kommen kann. Nach längerfristiger Einnahme, auch bei der Abhängigkeit, ist ebenfalls mit Entzugserscheinungen beim Neugeborenen zu rechnen. Bleibende Defekte beim Neugeborenen sind nicht auszuschließen. Des Weiteren steigt das Risiko für den plötzlichen Kindstod (SIDS). 

Bei einem Opiat-Entzug während der Schwangerschaft kann es zum Tod des Babys im Bauch oder zu vorzeitigen Wehen kommen. Der Entzug sollte daher auf keinen Fall während der Schwangerschaft gemacht werden. 

Sollte es zu einer Einnahme in der Schwangerschaft gekommen sein, ist für die Entbindung unbedingt ein Krankenhaus mit einer Neonatologie aufzusuchen. 

Als Alternative kommen Tramadol oder Buprenorphin in Betracht. 

Stillzeit

In der Stillzeit sollte Opium ebenfalls nur nach strenger Indikationsstellung eingenommen werden. Es wurden bisher von keinen schwerwiegenden Nebenwirkungen bei Säuglingen berichtet. Opium sollte so kurz wie möglich angewendet werden. Bei Einzeldosen muss das Stillen nicht eingeschränkt werden. 

Auch hier sind Tramadol und Buprenorphin bessere Alternativen

Geschichte zum Wirkstoff

Der Schlafmohn (Papaver somniferum) wird seit Jahrtausenden medizinisch genutzt. Bereits in der Antike beschrieb Dioskurides dessen pharmakologische Wirkungen. Die Mohnkapsel war das Symbol für Morpheus, den Gott des Traumes, für Thanatos, den Gott des Todes und Nyx, die Göttin der Nacht. 

Mohn wurde bereits in der Jungsteinzeit als Nutzpflanze verwendet und zählt somit zu einer der ältesten Nutzpflanzen der Welt. 

Chemische & physikalische Eigenschaften

ATC Code A07DA02, N02AA02
Aggregatzustand flüssig
Siedepunkt (°C) 73,3
CAS-Nummer 8008-60-4
Drugbank ID DB11130

Redaktionelle Grundsätze

Alle für den Inhalt herangezogenen Informationen stammen von geprüften Quellen (anerkannte Institutionen, Fachleute, Studien renommierter Universitäten). Dabei legen wir großen Wert auf die Qualifikation der Autoren und den wissenschaftlichen Hintergrund der Informationen. Somit stellen wir sicher, dass unsere Recherchen auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basieren.
Thomas Hofko

Thomas Hofko
Autor

Thomas Hofko befindet sich im letzten Drittel seines Bachelorstudiums der Pharmazie und ist Autor für pharmazeutische Themen. Er interessiert sich besonders für die Bereiche Klinische Pharmazie und Phytopharmazie.

Mag. pharm. Stefanie Lehenauer

Mag. pharm. Stefanie Lehenauer
Lektor

Stefanie Lehenauer ist seit 2020 freie Autorin bei Medikamio und studierte Pharmazie an der Universität Wien. Sie arbeitet als Apothekerin in Wien und ihre Leidenschaft sind pflanzliche Arzneimittel und deren Wirkung.

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