Dalteparin

ATC CodeB01AB04
CAS-Nummer9005-49-6
PUB-Nummer772
Drugbank IDDB06779
SummenformelC26H42N2O37S5
Molare Masse (g·mol−1)1134,9
Aggregatzustandfest
Schmelzpunkt (°C)228
PKS Wert-2,8
Löslichkeit50 g/L

Grundlagen

Dalteparin ist ein Wirkstoff zur Vorbeugung von Thrombosen, Herzinfarkten und instabiler Angina Pectoris bei Risikopatienten. Dalteparin wird aber auch bei Mittel- und Langstreckenflügen zur Vorbeugung von tiefen Beinvenenthrombosen eingesetzt. Es ist ein niedermolekulares Heparin, einem “Blutverdünner” (Antikoagulant). 

Die Vorteile von Dalteparin sind die erhöhte Verfügbarkeit (Bioverfügbarkeit) des Wirkstoffes im Körper und der sichere Einsatz bei schwangeren und stillenden Frauen. Außerdem hat es eine längere Halbwertszeit als Heparin, es bleibt also länger im Körper und kann dadurch auch länger wirken. 

Der Nachteil von Dalteparin gegenüber Heparin ist aber die leicht abgeschwächte Wirkung. Aufgrund seines vergleichsweise geringen Nebenwirkungsprofils wird es trotzdem sehr gerne angewendet. Dalteparin wird aus der Spaltung von hochmolekularem Heparin gewonnen. 

Es verhindert die Bildung von Blutgerinnseln (Thromben) in Blutgefäßen. In Kombination mit Aspirin wird es beim akuten Herzinfarkt im Rahmen der Notfallmedizin eingesetzt. Bei der Hämodialyse bei chronischer Niereninsuffizienz kommt Dalteparin ebenfalls zum Einsatz. Dalteparin liegt in Medikamenten meist als Dalteparin-Natrium vor und wird üblicherweise als Injektionslösung ins Fettgewebe (subkutan) gespritzt.

Wirkung

Dalteparin wirkt, indem es an das Protein Antithrombin bindet. Dadurch kommt es zur Hemmung von Gerinnungsfaktor Xa, welcher dafür verantwortlich ist, dass das gerinnungsfördernde Enzym Thrombin gebildet wird. Durch die Hemmung von Xa wird Thrombin nicht mehr gebildet und das Blut gerinnt weniger. Wegen der längeren Halbwertszeit ist auch die Hemmung von Gerinnungsfaktor Xa länger aufrecht und somit die Blutgerinnung länger abgeschwächt. 

Dalteparin hat eine Bioverfügbarkeit von 87%, das heißt, dass der Wirkstoff nach Applikation (Einnahme) zu 87% im Körper verfügbar ist. Der Rest wurde bereits abgebaut (verstoffwechselt). 

Dalteparin liegt im Blut zu >90% an Plasmaproteine gebunden vor. Dalteparin wird in der Leber abgebaut und über den Urin ausgeschieden. Die Halbwertszeit, also die Zeit, die der Körper benötigt, um die Hälfte des Wirkstoffes auszuscheiden liegt intravenös (Applikation über die Vene) bei 2 Stunden, und subkutan (Applikation ins Fettgewebe) bei 3-5 Stunden.

Dosierung

Nehmen Sie Dalteparin immer genau wie in der Packungsbeilage beschrieben bzw. genau nach Absprache mit Ihrem Arzt ein.

Die übliche empfohlene Dosis zur Vorbeugung von thrombotischen Ereignissen beträgt 5.000 IE/Tag (internationale Einheiten) s.c. (subkutan ins Fettgewebe gespritzt) beim Erwachsenen

Dalteparin kann nach erfolgter Einschulung vom Anwender selbst gespritzt werden. Es kann entweder U-förmig um den Bauchnabel herum gespritzt werden, oder in der Mitte des Oberschenkels. Bei jeder Anwendung sollte eine andere Injektionsstelle gewählt werden. In Bereichen, in denen die Haut nicht vollständig intakt ist (z.B. Rötungen, Schwellungen, Narben, etc.) sollte Dalteparin NIE gespritzt werden. Vor der Anwendung sollte die beabsichtigte Einstichstelle mit einem Alkoholtupfer desinfiziert werden und die Einwirkzeit des Alkoholtupfers abgewartet werden. Vor dem Einstich sollte mit den Fingern eine Hautfalte angehoben werden und danach die Nadel in einem 45°-90° Winkel injiziert werden. Nach dem Entfernen der Nadel aus der Haut kann es zu leichtem Blutaustritt aus der Einstichstelle kommen. Hierfür sollten Sie mit einem Wattebausch ca. 10 Sekunden lang ein leichter Druck auf die Einstichstelle ausgeübt werden. 

WICHTIG: Entsorgen Sie verwendete Spritzen und Nadeln immer nur in dafür vorgesehene Behälter, NIE im Hausmüll!

Nebenwirkungen

Es kann zu folgenden Nebenwirkungen kommen:

OrgansystemNebenwirkungen
Erkrankungen des Immunsystems, des Blutes und Lymphsystems

Verringerung der Blutplättchenzahl (Thrombozytopenie), Überempfindlichkeitsreaktionen, allergischer Schock, Übelkeit und Erbrechen, Kopfschmerzen, Fieber, Gliederschmerzen, Schnupfen, Tränenfluss, Nesselausschlag (Urticaria), Juckreiz, Atemnot, Blutdruckabfall, Bronchialkrämpfe

Stoffwechsel- und Ernährungsstörungen

Nebennierenunterfunktion, erhöhte Kaliumkonzentration im Serum, erniedrigte Natriumkonzentration im Serum, Kollaps, Austrocknung (Dehydration)

Erkrankungen des Nervensystems

Blutungen im Schädel, Blutergüsse im Bereich der Wirbelsäule bzw. des Rückenmarks

Gefäßerkrankungen

Blutungen, Blutdruckabfall, verlangsamter Herzschlag (Bradykardie), Gehirnblutungen, Taubheitsgefühl, Verengung der Blutgefäße (Vasokonstriktion), schmerzhafte Dauererektion ohne sexuelle Erregung (bei Männern)

Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts

Blut im Stuhl, Blutungen im hintern Bauchfell

Leber- und Gallenerkrankungen

Anstieg der Leberwerte

Erkrankungen der Haut

Absterben von Hautarealen (Hautnekrose), Haarausfall, Ausschlag, Blutungen

Skelettmuskulatur, Bindegewebs und Knochenerkrankungen

Verminderung der Knochenmasse (Osteoporose)

Erkrankungen der Nieren und Harnwege

Blutungen im Bereich der Harn- und Geschlechtsorgane

Beschwerden am Verabreichungsort (Applikationsstelle)

Blutergüsse , Schmerzen an der Einstichstelle, Hautreaktionen an der Einstichstelle (z.B. Rötungen, Verfärbungen, etc.), Blutungen an der Einstichstelle

Dalteparin kann Thyroxinwerte und Kaliumretentionen erhöhen. Es kann ebenso zu Verfälschungen des HDL-Cholesterins, Blutzuckerwerten und des Bromsulphtalein-Tests kommen.

Wechselwirkungen

Bei gleichzeitiger Einnahme von folgenden Arzneimitteln können Wechselwirkungen auftreten:

Zu einer Wirkungsverstärkung von Dalteparin kann es mit folgenden Arzneimitteln kommen:

  • nicht steroidale Antirheumatika (NSAR) wie z.B. Aspirin
  • gerinnungshemmende Medikamente wie z.B. Marcoumar
  • Phenylbutazon und Indometacin zur Behandlung von Rheuma
  • Dipyridamol zur Erweiterung der Blutgefäße
  • Dextrane
  • Sulfinpyrazon und Probenecid
  • Etacrynsäure
  • Penicillin
  • Arzneimittel gegen Tumorerkrankungen

Zu einer Wirkungsabschwächung von Dalteparin kann es mit folgenden Arzneimitteln kommen: 

  • Antiallergiemittel (Antihistaminika)
  • Nitroglycerin bei Herzerkrankungen (nur wenn intravenös verabreicht)
  • Digitalispräparate
  • Tetracycline (Antibiotikagruppe) 
  • Vitamin-C Präparate
  • Nikotinmissbrauch

Zusätzlich kann Dalteparin die Wirkung von Chinin und trizyklischen Antidepressiva, zur Behandlung von Depressionen, abschwächen.

Gegenanzeigen

Dalteparin darf in folgenden Fällen nicht eingenommen werden:

  • bei Allergie gegen Dalteparin oder andere Heparine
  • bei einer zu niedrigen Blutplättchenzahl (Thrombozytopenie), welche durch Heparin ausgelöst wird
  • bei Verletzungen oder Operationen im Zentralnervensystem, Augen und/oder Augenoperationen
  • bei Blutungen im Gehirn, im Augeninneren oder Blutungen in anderen Organen
  • bei aktiver Tuberkulose
  • bei schweren Blutgerinnungsstörungen
  • bei Erkrankungen, die mit einer erhöhten Blutungsneigung einhergehen
  • bei übermäßig starker Menstruationsblutung
  • bei Gefäßfunktionsstörungen
  • bei Bluthochdruck (Hypertonie)
  • bei einer Hirnblutung (hämorrhagischer Insult)
  • bei Ausbuchtungen der Hirnarterienwand
  • bei Erkrankungen der Augennetzhaut
  • bei Glaskörperblutungen
  • bei Entzündungen der Herzinnenhaut
  • bei drohender Fehlgeburt
  • bei Nieren- und Harnleitersteinen
  • bei chronischem Alkoholismus

Altersbeschränkung

Dalteparin darf ab Vollendung des ersten Lebensmonats angewendet werden.

Schwangerschaft & Stillzeit

In der Schwangerschaft ist die Anwendung von Dalteparin zugelassen, da der Wirkstoff nicht plazentagängig ist und es somit zu keinem fruchtschädigenden oder Fehlbildungsrisiko kommt. 

Allerdings sollte beachtet werden, dass schwangere Frauen, welche mit gerinnungshemmenden Arzneimitteln behandelt werden, während der Geburt auf keinen Fall eine Betäubung im Rückenmark (Kreuzstich) erhalten dürfen. 

In der Stillzeit ist die Anwendung von Dalteparin ebenfalls zugelassen. Der Wirkstoff geht zwar in sehr geringen Mengen in die Muttermilch über, es gibt aber keine Berichte, dass dies einen Effekt auf den Säugling hat. Es kann also weitergestillt werden

Hervorzuheben ist der sehr hohe Erfahrungsumfang bei schwangeren und stillenden Frauen. 

Thomas Hofko

Thomas Hofko

Autor

Mag. pharm. Stefanie Lehenauer

Mag. pharm. Stefanie Lehenauer

Lektor


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