Prednison

ATC CodeA07EA03, H02AB07
CAS-Nummer53-03-2
PUB-Nummer5865
Drugbank IDDB00635
SummenformelC21H26O5
Molare Masse (g·mol−1)358,4281
Aggregatzustandfest
Schmelzpunkt (°C)230-235
PKS Wert12,58
Löslichkeit77,54 mg/L

Grundlagen

Prednison ist ein Wirkstoff, der entzündungshemmend (antiinflammatorisch) und antiallergisch wirkt. Außerdem reguliert er unsere Immunabwehr (immunsuppressiv), falls diese zu stark ist (Allergie), oder wenn dies notwendig ist, wie es bei Organtransplantationen der Fall ist. 

Prednison ist ein Prodrug, das heißt, dass es inaktiv ist und erst im Körper, dort wo es wirken soll, in seine aktive Form, also Prednisolon, umgewandelt wird. Prednison ist ein Steroidhormon und gehört zur Gruppe der Glukokortikoide. 

Prednison wird zur Behandlung von allergischen Symptomen, entzündlichen Hauterkrankungen, entzündlichen Darmerkrankungen (Morbus Crohn, Colitis ulcerosa), Arthritis, Lupus, Psoriasis, Asthma bronchiale, chronisch-obstruktiver Lungenkrankheit (COPD), bei rheumatischen Erkrankungen, Pseudo-Krupp, Nebenniereninsuffizienz, allergischen oder entzündlichen Augenerkrankungen und Tumorerkrankungen eingesetzt.

Grafik Strukturformel des Wirkstoffs Prednison

Wirkung

Prednison wird in der Leber zu Prednisolon umgewandelt. Prednisolon, ebenfalls ein Glukokortikoid, bindet an die Glukokortikoid-Rezeptoren und unterdrückt somit Entzündungsprozesse im Körper, indem es die Einwanderung von Entzündungszellen in geschädigtes Gewebe verhindert. Dies geschieht, indem die Flüssigkeitsdurchlässigkeit der kleinsten Gefäßwände (Kapillaren) herabgesetzt wird. Dadurch können die Entzündungszellen nur schlecht ins Gewebe auswandern. Zusätzlich wird die Gefäßvergrößerung (Vasodilatation) unterdrückt. Das hat den Vorteil, dass sich die Entzündungszellen nicht so schnell durch die Gefäße fortbewegen können und somit eine Entzündungsreaktion langsamer stattfindet. Außerdem wird die Freisetzung von Entzündungsmediatoren, das sind Stoffe, die Entzündungsprozesse im Körper steuern, unterdrückt. 

Prednison wird im Darm aufgenommen, in der Leber zu Prednisolon umgewandelt und abgebaut und über die Niere ausgeschieden. Die Halbwertszeit, also die Zeit, die der Körper benötigt, um die Hälfte des Wirkstoffes abzubauen, beträgt 2-3 Stunden. Weniger als die Hälfte von Prednison liegt an Plasmaproteine gebunden vor. 

Wichtig zu beachten ist, dass Prednison durch die Regulation unseres Immunsystems (immunsuppressiv) auch die Infektanfälligkeit erhöht.

Dosierung

Nehmen Sie Prednison immer genau wie in der Packungsbeilage beschrieben bzw. genau nach Absprache mit Ihrem Arzt ein.

Die übliche Dosis als Hormonersatzbehandlung beträgt 5-7,5 mg pro Tag. Diese verteilt man auf 2 Einzelgaben pro Tag. Die Dosis sollte vom Arzt erhöht werden, wenn besondere körperliche Belastungen auftreten (z.B. Infekt, Operation). 

Zur Behandlung diverser anderer Krankheiten stehen Tabletten in verschiedenen Dosierungen zur Verfügung. 

Allgemein gelten aber folgende Richtlinien bei Erwachsenen:

  • hohe Dosis - 80-100 mg/Tag
  • mittlere Dosis - 40-80 mg/Tag
  • niedrige Dosis - 10-40 mg/Tag
  • sehr niedrige Dosis - 1,5-7,5 mg/ Tag

Bei Kindern gelten folgende allgemeine Richtlinien:

  • hohe Dosis - 2-3 mg/kg Körpergewicht (KG)/Tag
  • mittlere Dosis - 1-2 mg/kg KG/Tag
  • Erhaltungsdosis - 0,25 mg/kg KG/Tag

Die Dosierung bei Kindern sollte so gering wie möglich sein!

Die Dosis sollte, sobald der gewünschte Effekt eingetreten ist, reduziert werden (ausschleichen) und auf eine Erhaltungsdosis angepasst oder komplett beendet werden. Die Dosisreduktion (Ausschleichen) macht immer nur Ihr Arzt und sollte nie selbstständig durchgeführt werden. 

Bei hohen Dosen über wenige Tage kann auf das Ausschleichen verzichtet werden. Dies entscheidet aber ebenfalls nur Ihr Arzt!

Bei ein paar wenigen Erkrankungen wie dem Non-Hodgkin-Lymphome, der chronisch lymphatischen Leukämie, bei Morbus Hodgkin und beim multiplen Myelom wird in der Regel nur eine einzige Dosis verabreicht. Hier ist das Ausschleichen nicht notwendig. 

Prednison sollte mit genügend Flüssigkeit und während oder unmittelbar nach einer Mahlzeit eingenommen werden. 

Eine Therapie mit Prednison sollte bei anderen Ärzten, Fachärzten oder im Krankenhaus immer erwähnt werden, da Prednison mit anderen, häufig verwendeten Medikamenten wechselwirkt. 

Nebenwirkungen

Nebenwirkungen bei der Einnahme von Prednison sind stark abhängig von der Dosis und der Therapiedauer.

Im Allgemeinen kann es zu folgenden Nebenwirkungen kommen:

  • Virus-, Pilz-, und Bakterieninfektionen
  • parasitäre Infektionen
  • Zwergfadenwurminfektionen
  • Blutbildveränderungen
  • Überempfindlichkeitsreaktionen (z.B. Hautausschlag)
  • schwere allergische Reaktionen (Anaphylaxie)
  • Herzrhythmusstörungen
  • Krämpfen
  • Blutdruckschwankungen
  • Kreislaufkollaps
  • Herzstillstand
  • Schwächung des Immunsystems
  • Hormonstörungen (Cushing-Syndrom, Inaktivität oder Schwund der Nebennierenrinde)
  • Appetitsteigerung und Gewichtszunahme
  • erhöhte Blutzuckerwerte
  • Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus)
  • erhöhte Blutfette (Cholesterin- und Triglyceride)
  • Wassereinlagerungen (Ödeme)
  • Kaliummangel
  • Depressionen
  • Gereiztheit
  • Euphorie
  • Antriebssteigerung
  • Psychosen
  • Manie
  • Halluzinationen
  • Stimmungslabilität
  • Angstgefühle
  • Schlafstörungen
  • Selbstmordgefährdung
  • erhöhter Hirndruck
  • Epilepsie
  • Grauer Star (Katarakt)
  • Grüner Star (Glaukom)
  • Verschlechterung von Hornhautgeschwüren
  • Augenentzündungen durch Viren, Bakterien oder Pilze
  • verschwommenes Sehen
  • Bluthochdruck (Hypertonie)
  • erhöhtes Arteriosklerose- und Thromboserisiko
  • Gefäßentzündung
  • erhöhte Gefäßbrüchigkeit
  • Magen-Darm-Geschwüre
  • Magen-Darm-Blutungen
  • Bauchspeicheldrüsenentzündung
  • Dehnungsstreifen
  • Dünnwerden der Haut (“Pergamenthaut”)
  • Erweiterte Hautgefäße
  • erhöhte Blutergussneigung
  • Hautblutungen
  • vermehrte Körperbehaarung
  • Akne
  • entzündliche Hautveränderungen im Gesicht (inkl. Mund, Nase und Augen)
  • Änderungen der Hautpigmentierung
  • Muskelschwäche
  • Muskelschwund, Knochenschwund (Osteoporose) und Knochenabbau
  • Sehnenentzündungen und Sehnenrisse
  • Fetteinlagerungen in der Wirbelsäule (epidurale Lipomatose) 
  • Wachstumshemmung bei Kindern
  • Störungen der Sexualhormonsekretion
  • Ausbleiben der Regel (Amenorrhö)
  • männliche Körperbehaarung bei Frauen (Hirsutismus)
  • Impotenz
  • Sklerodermiebedingte (Autoimmunkrankheit) renale Krise (erhöhter Blutdruck und verringerte Harnbildung als Anzeichen)
  • verzögerte Wundheilung 

Wechselwirkungen

Bei gleichzeitiger Einnahme von folgenden Arzneimitteln können Wechselwirkungen auftreten:

  • Medikamente zur Herzstärkung (Herzglykoside) können verstärkt werden
  • Harntreibende Medikamente (Saluretika) und Abführmittel (Laxantien) können die Kaliumausscheidung verstärken
  • Medikamente zur Augendrucksteigerung (Atropin und Anticholinergika) können verstärkt werden
  • Prednison kann in Kombination mit Medikamenten zur Unterdrückung der Immunabwehr (immunsuppressive Medikamente) die Infektanfälligkeit erhöhen, oder bereits bestehende Infektionen verschlimmern
  • Prednison kann in Kombination mit Ciclosporin die Gefahr für Krampfanfälle erhöhen
  • Prednison kann in Kombination mit Fluorchinolonen das Risiko für Sehnenbeschwerden oder -abrissen erhöhen
  • blutzuckersenkende Mittel (orale Antidiabetika, Insulin) können abgeschwächt werden
  • "Blutverdünner" (orale Antikoagulantien, Cumarinderivate) können abgeschwächt werden
  • Medikamente zur Muskelerschlaffung (nicht polarisierende Muskelrelaxantien) können abgeschwächt werden
  • Medikamente zur Behandlung von Wurmerkrankungen (Praziquantel) können abgeschwächt werden
  • Wachstumshormone (Somatropin) können abgeschwächt werden
  • Prednison kann in Kombination mit Protirelin den Anstieg des schilddrüsenstimulierenden Hormons (TSH) abschwächen
  • Prednison kann in Kombination mit bestimmten Medikamenten zur Blutdrucksenkung (ACE-Hemmer) Veränderungen des Blutbildes hervorrufen
  • Prednison kann in Kombination mit Medikamenten zur Behandlung von Entzündungen und Rheuma Magengeschwüre und/oder Magen-Darm-Blutungen hervorrufen
  • Prednison kann in Kombination mit Medikamenten zur Behandlung von Malaria oder rheumatischen Erkrankungen (Chloroquin, Hydroxychloroquin, Mefloquin) Muskel- oder Herzmuskelerkankungen (Myopathien, Kardiomyopathien) hervorrufen

Folgende Arzneimittel schwächen die Wirkung von Prednison ab:

Folgende Arzneimittel verstärken die Wirkung von Prednison:

Prednison kann die Hautreaktionen auf Allergietests unterdrücken!

Prednison kann bei Dopingkontrollen zu einem positiven Ergebnis führen!

Als Dopingmittel ist von Prednison abzuraten, da es zu einer Gefährdung der Gesundheit kommen kann!

Die Wirkung von Impfungen aus abgetöteten Erregern (Totimpfstoff) kann durch hohe Prednison-Dosierungen abgeschwächt werden.

Gegenanzeigen

Prednison darf in folgenden Fällen nicht eingenommen werden:

  • bei einer Allergie auf den Wirkstoff Prednison

Bei einer Langzeittherapie mit Prednison kann es zu einer erhöhten Infektanfälligkeit kommen, auch durch Erreger, die nur in seltenen Fällen Erkrankungen auslösen.

Altersbeschränkung

Bei Kindern und Jugendlichen sollte Prednison nur dann angewendet werden, wenn dies aus medizinischer Sicht zwingend erforderlich ist. Aufgrund des Risikos einer Wachstumshemmung sollte das Längenwachstum regelmäßig kontrolliert werden. Die Dosis sollte so gering wie möglich und zeitlich begrenzt sein. 

Bei älteren Patienten steigt das Risiko für die Abnahme der Knochendichte (Osteoporose). Hier sollte das Nutzen-Risiko-Profil sorgfältig vom behandelnden Arzt abgewogen werden.

Schwangerschaft & Stillzeit

Laut Packungsbeilage diverser Medikamente gilt für Prednison:

In der Schwangerschaft und Stillzeit sollte Prednison nur auf Anraten des Arztes eingenommen werden, da es zu Fehlbildungen und/oder Wachstumsstörungen kommen kann, und Prednison in die Muttermilch übergeht.  

Das Pharmakovigilanz - und Beratungszentrum für Embryonaltoxikologie der Charité-Universitätsmedizin (www.embryotox.de) empfiehlt:

Schwangerschaft

Im ersten Schwangerschaftsdrittel (1. Trimenon) kann ein Risiko für eine Lippen-Kiefer-Gaumenspalte trotz umfangreicher Studienlage nicht ausgeschlossen werden. Speziell zwischen der 8. und 11. Schwangerschaftswoche sollte daher - wenn möglich - auf Prednison verzichtet werden. Es wird jedoch davon ausgegangen, dass das Risiko für die Lippen-Kiefer-Gaumenspalte von der Dosis abhängt. 

In den letzten beiden Schwangerschaftsdritteln (2. und 3. Trimenon) kann es je nach Dauer und Dosis vermehrt zu einer Frühgeburt mit geringem Geburtsgewicht kommen. Dieses Risiko steigt, nach derzeitigen Erkenntnisstandes, bei einer Langzeittherapie mit 10 mg/Tag oder höher. 

In der Spätschwangerschaft kann es zur Unterzuckerung oder zu Elektrolytverschiebungen beim ungeborenen Baby kommen. Eine Nebenniereninsuffizienz ist ebenfalls möglich, scheint aber von der Dosis abzuhängen.   

Das Wachstum des Babys im Bauch der Mutter sollte daher bei einer hochdosierten Prednisontherapie über Wochen mittels Ultraschall kontrolliert werden. Bei einer Therapiedauer, die bis zur Geburt dauert, sollte an eine Nebenniereninsuffizienz gedacht werden und diese eventuell therapiert werden.  

Stillzeit

In der Stillzeit birgt die Prednisontherapie nur sehr bedingte Risiken. Prednison geht zwar in die Muttermilch über, aber nur zu weniger als 10%. Bei einer Therapie mit bis zu 10 mg/Tag liegt die über die Muttermilch aufgenommene Menge unter der Nachweisgrenze. Selbst bei einer hochdosierten Kurzzeittherapie von bis zu 1 g besteht kein Risiko für den gestillten Säugling. Wenn diese hochdosierte Therapie aber länger dauert, sollte drei bis vier Stunden mit dem Stillen gewartet werden. 

Prednison ist sowohl in der Schwangerschaft als auch in der Stillzeit das Mittel der Wahl. Alternativen gibt es daher nicht.

Thomas Hofko

Thomas Hofko

Autor

Mag. pharm. Stefanie Lehenauer

Mag. pharm. Stefanie Lehenauer

Lektor


Redaktionelle Grundsätze

Alle für den Inhalt herangezogenen Informationen stammen von geprüften Quellen (anerkannte Institutionen, Fachleute, Studien renommierter Universitäten). Dabei legen wir großen Wert auf die Qualifikation der Autoren und den wissenschaftlichen Hintergrund der Informationen. Somit stellen wir sicher, dass unsere Recherchen auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basieren.

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