Naphazolin

Naphazolin

Grundlagen

Naphazolin ist ein Wirkstoff zur Behandlung von Schnupfen und Bindehautentzündungen. Er gehört zur Gruppe der Alpha-Sympathomimetika und wirkt gefäßverengend. Naphazolin wird als abschwellender Nasenspray oder als Augentropfen eingesetzt und sollte wegen seines Abhängigkeitspotentials nur kurzfristig (maximal eine Woche) eingesetzt werden. Naphazolin wird in Medikamenten oft als Naphazolinnitrat oder Naphazolinhydrochlorid verwendet. Es ist ein weißes, kristallines (kristallbildendes) Pulver und ist in Wasser nur wenig löslich. Naphazolin wirkt innerhalb von wenigen Minuten. Die Wirkung kann mehrere Stunden anhalten.

Grafik Strukturformel des Wirkstoffs Naphazolin

Medikamente mit Naphazolin

Medikament Wirkstoff(e) Zulassungsinhaber
Coldan - Augentropfen Naphazolin Sigmapharm Arzneimittel GmbH
Coldan - Nasentropfen Naphazolin Sigmapharm Arzneimittel GmbH
Luuf Naphazolin compositum Nasenspray Naphazolin Apomedica Pharmazeutische Produkte GmbH
Coldan Nasenspray Naphazolin Sigmapharm Arzneimittel GmbH
Aconex 0,1% - Augentropfen Naphazolin Agepha Pharma sro

Wirkung

Naphazolin wirkt, indem es an die Alpha-1-Adrenorezeptoren in den Blutgefäßen bindet. Durch diese Bindung kommt es zur Freisetzung von Noradrenalin, welches ebenfalls an dieselben Rezeptoren bindet. Nach der Bindung kommt es zur Verengung der Blutgefäße (Vasokonstriktion). Dadurch kommt nicht mehr so viel Blut in die betroffene Region und somit kommt es in der Nase zur Abschwellung der Schleimhaut. In den Augen kommen durch die geringere Blutmenge weniger Entzündungsstoffe zur betroffenen Region und somit kommt es im Auge zur Abnahme der Entzündung. 

Da Naphazolin aber auch in abgeschwächter Form an die Beta-Adrenorezeptoren bindet kommt es nach Ende der Wirkung der Alpha-1-Adrenorezeptoren zur Weitstellung der Gefäße (Vasodilatation) und somit wird die Wirkung wieder umgekehrt. Naphazolin wirkt also nur symptomlindernd bei Schnupfen und Bindehautentzündungen, nicht aber ursachenbekämpfend. 

Zusätzlich bewirkt die Freisetzung von Noradrenalin eine negative Rückkopplung, das heißt, dass es zur verminderten Produktion von Noradrenalin kommt, was zu einer durch medikamenten-ausgelösten Nasenschleimhautentzündung (Rhinitis medicamentosa) kommen kann, wenn der Nasenspray zu lange angewendet wird. Dadurch kommt es zu einer Abhängigkeit, und der Naphazolin müsste alle paar Stunden angewendet werden, um die Schwellung zu bekämpfen.   

Naphazolin wird über die Leber abgebaut, der Großteil wird aber unverändert über den Urin wieder ausgeschieden. Die Wirkung von Naphazolin kann 4-8 Stunden anhalten.

Dosierung

Nehmen Sie Naphazolin immer genau wie in der Packungsbeilage beschrieben bzw. genau nach Absprache mit Ihrem Arzt ein.

Die übliche empfohlene Dosis zur Behandlung von Bindehautentzündung ist ein Tropfen pro Auge 3-mal täglich ab 6 Jahren. Von 3-6 Jahren 1 Tropfen pro Auge 2-mal täglich.

Wenn keine Einzeldosisverpackungen verwendet werden, sollten die Fläschchen mit den Augentropfen maximal 4 Wochen lang verwendet werden. 

Bei der Einnahme von Naphazolin in Form von Augentropfen sollten vorher die Hände gewaschen werden. Die Tropfen sollten ins Unterlid getropft werden, dann das Auge geschlossen werden und schließlich ca. 1 Minute lang auf die innere Ecke des Auges leichter Druck ausgeübt werden, um zu verhindern, dass der Wirkstoff in den Tränengang rinnt. 

Die empfohlene Einnahme bei Schnupfen ist 3-4 Tropfen pro Nasenloch 4-mal täglich ab 12 Jahren. Von 6-12 Jahren 2-3 Tropfen pro Nasenloch 3-mal täglich. Die Tropfpipette sollte nach jedem Gebrauch mit heißem Wasser abgespült werden, um Verunreinigungen zu verhindern. 

Bei der Einnahme von Naphazolin in Form von Nasensprays oder Nasentropfen sollte vorher die Nase mit einem Taschentuch gereinigt werden. Bei der Anwendung im Nasenloch sollte das andere Nasenloch mit einem Finger leicht zugedrückt werden. Auf das Naseputzen sollte nach der Anwendung für einige Minuten verzichtet werden. 

Nebenwirkungen

Es kann zu folgenden Nebenwirkungen kommen:

Psychiatrische Erkrankungen: 

  • Angst, 
  • Schlaflosigkeit, 
  • Unruhe

Herzerkrankungen: 

Allgemeine Erkrankungen: 

  • Übelkeit, 
  • Kopfschmerzen
  • Benommenheit, 
  • brennende Schmerzen am Anwendungsort, 
  • Durchblutungssteigerung der Nase nach 6 Stunden, 
  • verschwommenes Sehen, 
  • Bindehautreizung, 
  • Pupillenerweiterung, 
  • Ohrengeräusche (Tinnitus)

Wechselwirkungen

Bei gleichzeitiger Einnahme von folgenden Arzneimitteln können Wechselwirkungen auftreten:

  • Medikamente zur Behandlung von Depressionen (MAO-Hemmer, tri- und tetrazyklische Antidepressiva) - es kann zu einer Blutdruckkrise kommen
  • Betäubungsmittel (Anästhetika), Medikamente zur Pupillenweitstellung und Insulin (bei Zuckerkrankheit) - können die Wirkung am Herz verstärken
  • Alkohol, Schlafmittel, angstlösende Medikamente und Neuroleptika (bei psychischen Krankheiten) - dämpfende Wirkung auf das zentrale Nervensystem kann auftreten
  • Theophyllin (bei Asthma) - kann Nebenwirkungen verstärken
  • mit Guanethidin und Reserpin (bei Blutdrucktherapie) - kann zur Blutdrucksteigerung führen
  • Trihexyphenidyl sowie Adrenalin und Noradrenalin - können die Wirkung von Naphazolin verstärken
  • bei Medikamenten gegen Gicht oder Rheuma, bei Phenytoin, bei Antikoagulantien, bei Barbituraten, bei Griseofulvin, Kortikosteroiden, bei p-Aminosalicylsäure und halogenierten Kohlenwasserstoffen - hier kann es zur Wirkungsabschwächung von Naphazolin kommen
  • bei Alpha- und Beta-Rezeptorblockern (gegen Bluthochdruck) - es kann zu Wechselwirkungen kommen

Gegenanzeigen

Naphazolin darf in folgenden Fällen nicht eingenommen werden:

  • bei Allergie gegen Naphazolin
  • bei Entzündungen der Nasenschleimhaut (Rhinitis sicca)
  • bei Grünem Star
  • nach Operationen der Hirnanhangsdrüse
  • nach Operationen, die durch den Mund oder die Nase vorgenommen werden
  • bei Einnahme von MAO-Hemmern (bei Depressionen) 
  • bei Keratokonjunktivitis
  • bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen
  • bei Erkrankungen der Schilddrüse
  • bei Phäochomozytom
  • bei der Zuckerkrankheit (Diabetes Mellitus)

Altersbeschränkung

Naphazolin darf ab dem vollendeten 3. Lebensjahr eingenommen werden. Je nach Ort der Anwendung kann dieses Alter jedoch variieren.

Schwangerschaft & Stillzeit

In der Schwangerschaft sollte Naphazolin NICHT angewendet werden, da nicht bekannt ist, ob der Wirkstoff das ungeborene Kind schädigen kann.

In der Stillzeit sollte Naphazolin NICHT angewendet werden, da nicht bekannt ist, ob der Wirkstoff in die Muttermilch übergeht und somit Wirkungen beim Säugling auslösen kann. 

Chemische & physikalische Eigenschaften

ATC Code R01AA08, R01AB02, S01GA01
Summenformel C14H14N2
Molare Masse (g·mol−1) 210,2744
Aggregatzustand fest
Dichte (g·cm−3) 1,2
Siedepunkt (°C) 440,5
CAS-Nummer 835-31-4
PUB-Nummer 4436
Drugbank ID DB06711

Redaktionelle Grundsätze

Alle für den Inhalt herangezogenen Informationen stammen von geprüften Quellen (anerkannte Institutionen, Fachleute, Studien renommierter Universitäten). Dabei legen wir großen Wert auf die Qualifikation der Autoren und den wissenschaftlichen Hintergrund der Informationen. Somit stellen wir sicher, dass unsere Recherchen auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basieren.
Thomas Hofko

Thomas Hofko
Autor

Thomas Hofko befindet sich im letzten Drittel seines Bachelorstudiums der Pharmazie und ist Autor für pharmazeutische Themen. Er interessiert sich besonders für die Bereiche Klinische Pharmazie und Phytopharmazie.

Mag. pharm. Stefanie Lehenauer

Mag. pharm. Stefanie Lehenauer
Lektor

Stefanie Lehenauer ist seit 2020 freie Autorin bei Medikamio und studierte Pharmazie an der Universität Wien. Sie arbeitet als Apothekerin in Wien und ihre Leidenschaft sind pflanzliche Arzneimittel und deren Wirkung.

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Die dargestellten Inhalte ersetzen nicht die originale Beipackzettel des Arzneimittels, insbesondere im Bezug auf Dosierung und Wirkung der einzelnen Produkte. Wir können für die Korrektheit der Daten keine Haftung übernehmen, da die Daten zum Teil automatisch konvertiert wurden. Für Diagnosen und bei anderen gesundheitlichen Fragen ist immer ein Arzt zu kontaktieren. Weitere Informationen zu diesem Thema sind hier zu finden