Wie ist TOBRA-cell N anzuwenden?
Wenden Sie TOBRA-cell N immer genau nach der Anweisung des Arztes an. Bitte fragen Sie bei Ihrem Arzt oder Apotheker nach, wenn Sie sich nicht ganz sicher sind.
Ihr Arzt wird Ihre Dosis festlegen. Sie ist u.a. von folgenden Parametern abhängig:
- Ihrer Erkrankung,
- Ihrem Alter,
- der Leistung Ihrer Nieren.
Üblicherweise erhalten Sie TOBRA-cell N alle 8 Stunden als Injektion in einen Muskel oder Infusion in eine Vene; es ist jedoch auch möglich, dass Sie nur eine Einmaldosis erhalten.
Während der Therapie mit TOBRA-cell N sollten Sie darauf achten, dass Sie genug trinken!
Hinweise zur Dosierung für Ärzte und medizinisches Fachpersonal befinden sich am Ende dieser Gebrauchsinformation.
Dauer der AnwendungÜber die Dauer der Anwendung entscheidet Ihr Arzt.
Bei üblichen bakteriellen Infektionserkrankungen richtet sich die Behandlungsdauer nach dem Verlauf Ihrer Erkrankung. Normalerweise ist eine Behandlungsdauer von 7-14 Tagen ausreichend.
Die Dauer der Therapie sollte 14 Tage möglichst nicht überschreiten.
Wenn Sie eine größere Menge TOBRA-cell N angewendet haben, als Sie solltenVerständigen Sie bei Verdacht auf eine Überdosierung einen Arzt, damit dieser über das weitere Vorgehen entscheiden kann. Er wird sich bei der Behandlung einer Überdosierung am Krankheitsbild orientieren und entsprechende Gegenmaßnahmen ergreifen.
Wenn Sie weitere Fragen zur Anwendung des Arzneimittels haben, fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.
Dosierung, Art und Dauer der AnwendungDie Applikation kann als intramuskuläre Injektion oder als intravenöse Kurzinfusion erfolgen. Als Anfangsdosis werden unabhängig von der Nierenfunktion 1,5-2,0 mg Tobramycin/kg Körpergewicht empfohlen.
Erwachsene mit normaler Nierenfunktion bekommen als Erhaltungsdosis 1 – 2 mg Tobramycin/kg alle 8 Stunden (Gesamtdosis 3-6 mg Tobramycin/kg), Säuglinge nach dem ersten Lebensmonat 1,5-2,5 mg Tobramycin/kg alle 8 Stunden (Gesamtdosis 4,5-7,5 mg Tobramycin/kg). Nur bei Neugeborenen sollte aufgrund der längeren Halbwertszeit das Dosisintervall bei einer Einzeldosis von 2,5 mg Tobramycin/kg auf 12 Stunden verlängert werden.
Eine Einmaldosierung ist möglich. Bei unkomplizierten Harnwegsinfektionen erhalten Erwachsene mit normaler Nierenleistung 2-3 mg Tobramycin/kg KG am Tag als Einzeldosis i.m. injiziert.
Empfehlungen zur Dosierung und Therapieüberwachung von TobramycinDosierung ErwachseneInitialdosis: 120 mg Tobramycin (1,5 – 2 mg Tobramycin/kg)
Infusionsdauer: 30–60 min
Erhaltungsdosis: 3–6 mg Tobramycin/kg pro Tag
Dosierungsintervall: Die Dosierungsintervalle können der individuellen Halbwertszeit angepasst werden. Auf der Basis des Quotienten () des Dosierungsintervalls und der errechneten Halbwertszeit kann dann u.a. die Ermittlung des zugehörigen Kumulationsfaktors z.B. aus entsprechenden Tabellenwerken erfolgen. Die Berechnung der Halbwertszeit erfolgt aufgrund der gemessenen Konzentrationen (Spitzen- und Talspiegel; C1 bzw. C2) entweder graphisch oder rechnerisch (siehe Beispiel).
Beispiel:
Berechnung der Halbwertszeit
Blutentnahmen: Sie erfolgen am Ende eines Dosierungsintervalls (Talspiegel) und unmittelbar nach Ende der Infusion (Spitzenspiegel). Überhöhte Talspiegel (größer als 2 mg Tobramycin/l) weisen auf eine Akkumulation hin (Nephrotoxizität!), Dosierungsintervall verlängern oder eventuell Dosis reduzieren.
Dosierung bei eingeschränkter Nierenfunktion:Tobramycin wird hauptsächlich durch glomeruläre Filtration ausgeschieden. Demnach muss die Dosierung bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion entsprechend angepasst werden.
Für die Dosierungsanpassung gibt es zwei Möglichkeiten: A. Verlängerung der Dosisintervalle bei gleichbleibender Dosis (Folgedosen identisch mit Initialdosis); B. Verringerung der Dosis bei gleichbleibenden Dosisintervallen (Folgedosen kleiner als Initialdosis).
A. Verlängerung der Dosisintervalle bei gleichbleibender DosisDie Abschätzung der individuellen Dosisintervalle (in Stunden) kann mit Hilfe folgender Gleichungen erfolgen:
Oder
Da die Tobramycin-Clearance direkt proportional der Kreatinin-Clearance ist, lässt sich auch folgende Näherungsgleichung anwenden:
Tind = individuelles Dosierungsintervall (h); TN = normales Dosierungsintervall (meist 8 h); t N = Halbwertszeit des Tobramycins beim Nierengesunden (ca. 2 - 3 h); t ind = Halbwertszeit des Tobramycins bei eingeschränkter Nierenfunktion (Bestimmung der Halbwertszeiten siehe oben); Cltobra = Tobramycin-Clearance; ClCr = Kreatinin-Clearance
Beispiel: Bei einer Kreatinin-Clearance von 30 ml/min wäre das Applikationsintervall bei gleichbleibender Dosis.
bei Zugrundelegung einer ClCr (N) von 100 ml/min
B. Verringerung der Dosis bei gleichbleibenden DosisintervallenDa Tobramycin fast ausschließlich renal ausgeschieden wird, können die Folgedosen bei stark eingeschränkter Nierenfunktion nach folgender Formel abgeschätzt werden:
ClCr* = Kreatinin-Clearance bei eingeschränkter Nierenfunktion; DN = Normaldosis; D* = Folgedosis bei eingeschränkter Nierenfunktion.
Folgende Tabelle gibt einen Anhaltspunkt zur Verringerung der Dosis bei gleichbleibenden Dosisintervallen (8-stündiges Dosisintervall).
Serum-KreatininKreatinin-ClearanceFolgedosen (Prozent(mg/100 ml) | (ml/min/1,73 m2 ) | der Initialdosis) |
<1,0 | >100 | 100 |
1,1–1,3 | 71–100 | 80 |
1,4–1,6 | 56–70 | 65 |
1,7–1,9 | 46–55 | 55 |
2,0–2,2 | 41–45 | 50 |
2,3–2,5 | 36–40 | 40 |
2,6–3,0 | 31–35 | 35 |
3,1–3,5 | 26–30 | 30 |
3,6–4,0 | 21–25 | 25 |
4,1–5,1 | 16–20 | 20 |
5,2–6,6 | 11–15 | 15 |
6,7–8,0 | <10 | 10 |
Dabei muss beachtet werden, dass sich die Nierenfunktion im Laufe der Behandlung ändern kann.
Die Kreatinin-Clearance sollte als Parameter vor allem bei Patienten mit schwankenden Plasma-Kreatinin-Konzentrationen bevorzugt werden, wie dies bei schweren Infektionen (z.B. Sepsis) beobachtet wird.
Wenn nur die Serum-Kreatinin-Werte bekannt sind, kann die Kreatinin-Clearance nach folgenden Formeln abgeschätzt werden:
Männer:
ClCr =
bzw. Männer:
ClCr =
Frauen: 0,85 x dem obigen Wert
Wenn die Serum-Kreatinin-Werte zur Beurteilung der Nierenfunktion herangezogen werden, sollten diese Befunde mehrfach erhoben werden, da nur bei gleichbleibend eingeschränkter Nierenfunktion eine Korrelation zu den Kreatinin-Clearance-Werten besteht.
Dosierung bei HämodialysepatientenBei einer Kreatinin-Clearance unter 5 ml/min ist die Hämodialyse angezeigt. Tobramycin ist dialysierbar. Bei einer 4-5-stündigen Hämodialyse muss mit 50-60%, bei einer 8-12stündigen Hämodialyse mit 70-80% Konzentrationsminderung gerechnet werden. Nach jeder Dialyseperiode muss individuell nachdosiert werden, ausgehend von den aktuellen Tobramycin-Serumkonzentrationen. Normalerweise beträgt die empfohlene Dosis nach der Dialyse 1-1,7 mg/kg Körpergewicht. Da Hämodialyse-Patienten gewöhnlich unter Antikoagulanzien stehen, darf hier wegen der Gefahr der Hämatombildung nicht intramuskulär injiziert werden.
Dosierung bei übergewichtigen PatientenDa Tobramycin nur zu einem sehr geringen Anteil ins Fettgewebe aufgenommen wird, ist bei übergewichtigen Patienten eine Dosisanpassung notwendig. Die angemessene Dosis lässt sich errechnen, indem man zum geschätzten Normalgewicht des Patienten 40% seines Übergewichts addiert. Die Summe gilt dann als Basis für die mg/kg-Berechnung.
Art der AnwendungZur intramuskulären Injektion oder zur intravenösen Infusion.
Die Injektion/Infusion ist nicht zusammen mit anderen Arzneistoffen zu verabreichen.
Um hohe Spitzenkonzentrationen zu vermeiden, empfiehlt sich eine Infusion über eine Dauer von 30-60 Minuten.
Sulfit-haltige Tobramycin-Lösungen dürfen nicht als i.v. Injektion sondern nur als i.v. Kurzinfusion über eine Dauer von wenigstens 30 Minuten verabreicht werden.Tobramycin-Lösungen können zur Infusion mit 0,9%iger Natriumchloridlösung verdünnt werden.
Wichtigste InkompatibilitätenTobramycin sollte stets getrennt von anderen Arzneimitteln verabreicht werden. Aminoglykoside dürfen auf keinen Fall in einer Injektions- bzw. Infusionslösung mit Betalaktam-Antibiotika (z.B. Penicilline, Cephalosporine) gemischt werden, da es zu einer chemisch-physikalischen Inaktivierung der Kombinationspartner kommt.
Besonderer HinweisNatriummetabisulfit ist eine sehr reaktionsfähige Verbindung. Es muss deshalb damit gerechnet werden, dass mit dem Präparat zusammen verabreichtes Thiamin (Vitamin B1) abgebaut wird.