Ropivacain

Ropivacain

Grundlagen

Ropivacain ist ein Wirkstoff zur DurchfĂŒhrung von EpiduralanĂ€sthesien. Er gehört zu den LokalanĂ€sthetika und wird bei chirurgischen Eingriffen sowie beim Kaiserschnitt verwendet. Ropivacain ist ein Derivat von Bupivacain, wirkt aber im Vergleich langsamer, wobei die Plasmahalbwertszeit mit ca. 4 Stunden lĂ€nger ist und somit Ropivacain lĂ€nger wirkt. Es kann  auch zur Dauerbehandlung bei Schmerzen eingesetzt werden, indem man immer wieder Ropivacain in den Epiduralraum injiziert. Ropivacain liegt meist als Ropivacainhydrochlorid-Monohydrat vor und ist ein lipophiles LokalanĂ€sthetikum vom Amid-Typ. 

Grafik Strukturformel des Wirkstoffs Ropivcain

Medikamente mit Ropivacain

Medikament Wirkstoff(e) Zulassungsinhaber
Naropin 10 mg/ml - Injektionslösung Ropivacain Aspen Pharma Trading Limited
Naropin 2 mg/ml - Injektionslösung/Infusionslösung Ropivacain Aspen Pharma Trading Limited
Naropin 5 mg/ml - Injektionslösung Ropivacain Aspen Pharma Trading Limited
Ropinaest 10 mg/ml - Injektionslösung Ropivacain Gebro Pharma GmbH
Ropinaest 2 mg/ml - Infusionslösung Ropivacain Gebro Pharma GmbH

Wirkung

Ropivacain wirkt, indem es die DurchlĂ€ssigkeit (PermeabilitĂ€t) der Zellmembran fĂŒr Natriumionen verĂ€ndert. Ein Einstrom von Natriumionen ist dann nicht mehr möglich. Dadurch bleibt auch das Aktionspotential aus und infolgedessen die Erregungsleitung. Es kommt zur kompletten Schmerzfreiheit in dem betroffenen Gebiet. Ropivacain ist reversibel, das heißt, dass die Wirkung aufgehoben werden kann. Aufgrund der wenigen Nebenwirkungen am Herzen, wird Ropivacain gerne in der Geburtshilfe eingesetzt. 

Ropivacain wird in der Leber ĂŒber das Enzym CYP1A2 abgebaut. Der Metabolismus hĂ€ngt stark von der Dosierung und dem Zustand des Patienten ab. Es besitzt eine Plasmaproteinbindung von 94%. 86% werden ĂŒber den Urin ausgeschieden. 

Die Halbwertszeit von Ropivacain, also die Zeit, die der Körper benötigt, um die HÀlfte des Wirkstoffes auszuscheiden, liegt bei ca. 4 Stunden. 

Dosierung

Nehmen Sie Ropivacain immer genau wie in der Packungsbeilage beschrieben bzw. genau nach Absprache mit Ihrem Arzt ein.

Ropivacain wird nur in Form von Injektionen verabreicht. 

Die ĂŒbliche empfohlene Dosis bei chirurgischen Eingriffen liegt zwischen 25 mg und 200 mg.

Die empfohlene Dosierung beim Kaiserschnitt liegt zwischen 100 mg und 150 mg.

Die ĂŒbliche Dosis bei der Geburt liegt zwischen 20 mg und 40 mg. 

Ropivacain wird entweder epidural, also in den Epiduralraum, der das RĂŒckenmark umgibt, verabreicht, oder lokal gespritzt. 

Es darf NICHT in die BlutgefĂ€ĂŸe (intravasal) gespritzt werden. 

Nebenwirkungen

Es kann zu folgenden Nebenwirkungen kommen:

Sehr hÀufig:

  • allergische Reaktionen
  • niedriger Blutdruck
  • Übelkeit

HĂ€ufig:

Gelegentlich:

  • Ängstlichkeit
  • herabgesetzte Empfindlichkeit der Haut
  • Ohnmacht
  • Atemschwierigkeiten
  • herabgesetzte Körpertemperatur (Hypothermie)

Selten:

HĂ€ufigkeit unbekannt:

  • TaubheitsgefĂŒhle
  • UnwillkĂŒrliche Muskelbewegungen
  • NervenschĂ€den

Bei Überdosierung in den Epiduralraum kann es zu einer BetĂ€ubung des ganzen Körpers kommen!

Ropivacain kann bei Kindern folgende zusÀtzliche zu den oben genannten Nebenwirkungen aufweisen:

  • verstĂ€rkte HĂ€ufigkeit bei Erbrechen im Vergleich zu Erwachsenen
  • verminderte HĂ€ufigkeit bei niedrigem Blutdruck im Vergleich zu Erwachsenen

Wechselwirkungen

Bei gleichzeitiger Einnahme von folgenden Arzneimitteln können Wechselwirkungen auftreten:

Gegenanzeigen

Ropivacain darf in folgenden FĂ€llen NICHT eingenommen werden:

  • bei Allergie gegen Ropivacain
  • bei Allergie gegen andere LokalanĂ€sthetika
  • bei vermindertem Blutvolumen (HypovolĂ€mie)
  • zur Verabreichung in BlutgefĂ€ĂŸe oder den GebĂ€rmutterhals

AltersbeschrÀnkung

GrundsĂ€tzlich gibt es fĂŒr Ropivacain keine AltersbeschrĂ€nkungen, allerdings sind nicht alle Dosierungen fĂŒr alle Körperteile bei Kindern erprobt. 

Bei Neugeborenen ist erhöhte Vorsicht geboten, da sie empfindlicher auf Ropivacain reagieren.

Bei Kindern bis 12 Jahren ist ebenfalls erhöhte Vorsicht geboten, weil Ropivacain nicht zur BetÀubung aller Körperteile erprobt ist. Hier muss Ihr Arzt gegebenenfalls die Dosierung Àndern oder Ropivacain off-label anwenden. 

Eine “off-label” Anwendung oder auch “off-label-use” genannt ist die Verabreichung eines Medikaments außerhalb der von der Arzneimittelbehörde zugelassenen Verwendung. Diese off-label Anwendung ist nur durch Anweisung eines Arztes, oder durch den Arzt selbst, durchzufĂŒhren. 

Ropivacain kann bei Kindern folgende zusÀtzliche zu den oben genannten Nebenwirkungen aufweisen:

  • verstĂ€rkte HĂ€ufigkeit bei Erbrechen im Vergleich zu Erwachsenen
  • verminderte HĂ€ufigkeit bei niedrigem Blutdruck im Vergleich zu Erwachsenen

Schwangerschaft & Stillzeit

In der Schwangerschaft kann Ropivacain indikationsgerecht angewendet werden.

Im 1. Schwangerschaftsdrittel liegt kein erhöhtes Fehlbildungsrisiko vor. 

Im 2.&3. Schwangerschaftsdrittel bzw. bei der Geburt gibt es kein erhöhtes Risiko fĂŒr Geburtskomplikationen. Untersuchungen direkt nach der Geburt waren sowohl beim Neugeborenen als auch bei der Mutter unauffĂ€llig. 

Es liegen sehr viele Erfahrungsberichte dazu vor. 

Auch wenn Ropivacain in der Schwangerschaft und wÀhrend der Geburt angewendet werden können, sollte trotzdem dem verwandten Bupivacain der Vortritt gegeben werden. 

In der Stillzeit kann Ropivacain indikationsgerecht angewendet werden. Es geht in sehr geringen Mengen in die Muttermilch ĂŒber, welche aber in Untersuchungen keine AuffĂ€lligkeiten beim SĂ€ugling zeigten. Die Untersuchungen ergaben Werte von 246 ng/ml und 301 ng/ml in der Muttermilch. Das entspricht einem Wert von 0,000000246 g/ml bzw. 0,000000301 g/ml. 

Chemische & physikalische Eigenschaften

ATC Code N01BB09
Summenformel C17H26N2O
Molare Masse (g·mol−1) 274,401
Aggregatzustand fest
Dichte (g·cm−3) 1,0
Siedepunkt (°C) 410,2
PKS Wert 8,07
CAS-Nummer 84057-95-4
PUB-Nummer 175805
Drugbank ID DB00296

Redaktionelle GrundsÀtze

Alle fĂŒr den Inhalt herangezogenen Informationen stammen von geprĂŒften Quellen (anerkannte Institutionen, Fachleute, Studien renommierter UniversitĂ€ten). Dabei legen wir großen Wert auf die Qualifikation der Autoren und den wissenschaftlichen Hintergrund der Informationen. Somit stellen wir sicher, dass unsere Recherchen auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basieren.
Thomas Hofko

Thomas Hofko
Autor

Thomas Hofko befindet sich im letzten Drittel seines Bachelorstudiums der Pharmazie und ist Autor fĂŒr pharmazeutische Themen. Er interessiert sich besonders fĂŒr die Bereiche Klinische Pharmazie und Phytopharmazie.

Mag. pharm. Stefanie Lehenauer

Mag. pharm. Stefanie Lehenauer
Lektor

Stefanie Lehenauer ist seit 2020 freie Autorin bei Medikamio und studierte Pharmazie an der UniversitÀt Wien. Sie arbeitet als Apothekerin in Wien und ihre Leidenschaft sind pflanzliche Arzneimittel und deren Wirkung.

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