Nicht alle Angst-, Spannungs- und Erregungszustände oder Schlafstörungen bedürfen einer medikamentösen Behandlung. Sie sind häufig Folgeerscheinungen körperlicher oder seelischer Erkrankungen und können durch andere Massnahmen oder gezielte Behandlung der Grundkrankheiten behoben werden.
Wann darf Seresta/Seresta forte nicht eingenommen werden?
Bei Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff oder einem der Hilfsstoffe, bei schwerer Beeinträchtigung der Atmung oder der Lungenfunktion, bei kurzzeitigem Aussetzen der Atmung während des Schlafes (Schlafapnoe-Syndrom), bei Störungen der Gang- und Bewegungskoordination (spinale und zerebellare Ataxien) sowie bei krankhafter Muskelschwäche (Myasthenia gravis) darf Seresta/Seresta forte nicht eingenommen werden.
Bei Arzneimittel-, Alkohol- oder Drogenabhängigkeit darf Seresta/Seresta forte nur auf spezielle Verordnung Ihres Arztes bzw. Ihrer Ärztin eingenommen werden.
Seresta/Seresta forte darf nicht an Kinder unter 12 Jahren verabreicht werden.
Wann ist bei der Einnahme von Seresta/Seresta forte Vorsicht geboten?
Informieren Sie Ihren Arzt/Ihre Ärztin, wenn Sie an Atemwegs- und Lungenerkrankungen, an Störungen der Atemregulierung mit kurzzeitigem Aussetzen der Atmung während des Schlafs (sog. «Schlafapnoe-Syndrom»), schweren Leber- oder Nierenstörungen, Allergien, Herzkreislaufproblemen, Depressionen, Störungen der Schilddrüsenfunktion oder anderen Krankheiten leiden.
Toleranzentwicklung:
Nach Einnahme von Benzodiazepinen über einige Wochen kann es zu einer Gewöhnung und Abnahme der Wirkung kommen (Toleranz).
Dauer der Behandlung
Ihr Arzt bzw. Ihre Ärztin wird mit Ihnen die Behandlungsdauer und die schrittweise Dosisverringerung zum Beenden der Therapie besprechen. Durch dieses Vorgehen können eine Abhängigkeit, Entzugserscheinungen und das verstärkte Wiederauftreten von Symptomen nach der Behandlung vermindert oder vermieden werden.
Verstärktes Wiederauftreten der Schlaflosigkeit und Angstgefühl
Bei Abbruch der Behandlung können vorübergehend Symptome, welche ursprünglich zu einer Behandlung mit Seresta/Seresta forte führten, in verstärkter Form erneut auftreten. Sie können von anderen Reaktionen wie Stimmungsveränderungen, Angstgefühl oder Schlafstörungen und Unruhe begleitet sein.
Psychiatrische und «paradoxe» Reaktionen
Bei der Anwendung von Benzodiazepinen kann es, insbesondere bei älteren Personen oder Kindern, zu psychiatrischen sowie sogenannten «paradoxen» Reaktionen, d.h. der eigentlich beabsichtigten Wirkung des Arzneimittels entgegengesetzten Reaktionen kommen. Diese sind z.B. Unruhe, Erregbarkeit, Reizbarkeit, Aggressivität, Wahnvorstellungen, Wutausbrüche, Albträume, Halluzinationen, Psychosen, unangemessenes Verhalten und andere negative Auswirkungen auf das Verhalten. Es können auch bereits vorbestehende Depressionen mit suizidalen Tendenzen aufgedeckt werden. In solchen Fällen sollte die Behandlung mit diesem Arzneimittel beendet werden.
Gedächtnisstörungen
Benzodiazepine können nach der Einnahme Gedächtnislücken verursachen. Der Zustand tritt oft mehrere Stunden nach der Einnahme auf und kann mehrere Stunden andauern. Das bedeutet, dass Sie unter Umständen Dinge tun, an die Sie sich später nicht mehr erinnern können. Dieses Risiko steigt mit der Höhe der Dosierung und wenn Sie zusätzlich Alkohol konsumieren. Eine ausreichend lange, ununterbrochene Schlafdauer (7–8 Stunden) kann dieses Risiko verringern.
Missbrauch und Abhängigkeit
Die Einnahme von benzodiazepinhaltigen Arzneimitteln kann zu einer Abhängigkeit führen.
Das Risiko dazu steigt mit der Dauer der Einnahme und der Dosierung. Eine Abhängigkeit kann jedoch auch bei kurzzeitiger Behandlung mit den empfohlenen Dosierungen auftreten. Bei bestimmten Patienten ist das Risiko erhöht (z.B. bei Alkohol- und Drogenabhängigkeit oder bei starken Persönlichkeitsstörungen).
Symptome, welche nach dem Absetzen von Benzodiazepinen berichtet wurden, umfassen Kopfschmerzen, Angst, Anspannung, Unruhe, Depression, Schlaflosigkeit, Ruhelosigkeit, Verwirrtheit, Reizbarkeit, Schweissausbrüche, verstärktes Wiederauftreten von Symptomen, die zur Behandlung mit Seresta/Seresta forte führten, Verstimmung, Schwindel, und Realitätsverlust, Persönlichkeitsstörungen, Geräuschüberempfindlichkeit, Kribbeln und Taubheit der Arme und Beine, Empfindlichkeit gegenüber Licht, Lärm und Berührungen, Empfindungs- und Wahrnehmungsstörungen, unwillkürliche Bewegungen, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Appetitverlust, Halluzinationen/Delirium, epileptische Anfälle, Zittern, Bauchkrämpfe, Muskelschmerzen, Herzklopfen, schneller Puls, Panikattacken, Drehschwindel, gesteigerte Reflexbereitschaft, Verlust des Kurzzeitgedächtnisses und erhöhte Temperatur.
Um das Risiko der Entwicklung einer Abhängigkeit möglichst klein zu halten, beachten Sie bitte folgende Hinweise:
Nehmen Sie Seresta/Seresta forte nur auf Anordnung Ihres Arztes oder Ihrer Ärztin ein.
Erhöhen Sie auf keinen Fall die vom Arzt bzw. von der Ärztin verschriebene Dosierung.
Informieren Sie Ihren Arzt bzw. Ihre Ärztin, wenn Sie das Arzneimittel absetzen wollen.
Ihr Arzt bzw. Ihre Ärztin wird periodisch darüber entscheiden, ob die Behandlung weitergeführt werden muss.
Eine Einnahme über längere Zeit (in der Regel mehr als 4 Wochen) darf nur unter sorgfältiger ärztlicher Überwachung erfolgen.
Anwendung bei Kindern und Jugendlichen
Wie alle benzodiazepinhaltigen Arzneimittel soll Seresta/Seresta forte bei Jugendlichen zwischen 12 und 18 Jahren nur nach besonders sorgfältiger ärztlicher Beurteilung verordnet werden. Die Behandlungsdauer ist auf ein Minimum zu reduzieren.
Bei Kindern unter 12 Jahren darf Seresta/Seresta forte nicht angewendet werden.
Anwendung bei älteren Personen
Aufgrund der muskelentspannenden Wirkung erhöht sich das Risiko von Stürzen und daraus folgenden Knochenbrüchen bei älteren Menschen.
Einnahme mit anderen Arzneimitteln oder Alkohol
Des Weiteren sollen Sie Ihrem Arzt bzw. Ihrer Ärztin mitteilen, wenn Sie zusätzlich zu Seresta/Seresta forte andere Arzneimittel einnehmen wie Beruhigungsmittel, Schlafmittel, starke Schmerzmittel, Mittel gegen Depressionen, krampflösende Mittel (Antiepileptika) oder muskelentspannende Arzneimittel, weil sich die Wirkungen dieser Arzneimittel gegenseitig verstärken können. Auch über die zusätzliche Einnahme gewisser Arzneimittel gegen Asthma (Theophyllin, Aminophyllin) sollten Sie Ihren Arzt/Ihre Ärztin informieren, da sich dadurch die Wirkung von Seresta/Seresta forte vermindern kann.
Die gleichzeitige Anwendung von Seresta/Seresta forte und Opioiden (starke Schmerzmittel, Arzneimittel zur Drogenersatztherapie und einige Hustenmittel) erhöht das Risiko für Schläfrigkeit, Atemnot, Koma und kann lebensbedrohlich sein. Deshalb sollte die gleichzeitige Anwendung nach Möglichkeit vermieden werden.
Wenn Ihr Arzt bzw. Ihre Ärztin jedoch Seresta/Seresta forte zusammen mit Opioid-haltigen Arzneimitteln verschreibt, sollten Dosis und Dauer der gleichzeitigen Behandlung von Ihrem Arzt bzw. Ihrer Ärztin beschränkt werden.
Es kann hilfreich sein, Freunde oder Verwandte über die oben genannten Wirkungen zu informieren. Kontaktieren Sie Ihren Arzt bzw. Ihre Ärztin, wenn Sie plötzlich unter Schläfrigkeit oder Atemnot leiden.
Alkohol kann die Wirkung von Seresta/Seresta forte verstärken. Daher sollten Sie während der Behandlung mit Seresta/Seresta forte auf alkoholische Getränke verzichten.
Seresta/Seresta forte kann die Reaktionsfähigkeit, die Fahrtüchtigkeit und die Fähigkeit, Werkzeuge oder Maschinen zu bedienen, beeinträchtigen. Deshalb sollten Sie das Lenken von Motorfahrzeugen und das Bedienen von Maschinen so lange unterlassen, bis feststeht, dass das Arzneimittel Sie tagsüber weder schläfrig noch schwindlig macht, und dass Ihre Aufmerksamkeit und Ihr Reaktionsvermögen nicht beeinträchtigt sind.
Informieren Sie Ihren Arzt, Apotheker bzw. Ihre Ärztin, Apothekerin, wenn Sie
- an anderen Krankheiten leiden,
- Allergien haben oder
- andere Arzneimittel (auch selbst gekaufte!) einnehmen!
Darf Seresta/Seresta forte während einer Schwangerschaft oder in der Stillzeit eingenommen werden?
Informieren Sie Ihren Arzt oder Ihre Ärztin über eine erwünschte oder eingetretene Schwangerschaft.
Während einer Schwangerschaft darf dieses Arzneimittel grundsätzlich nicht eingenommen werden, da es Hinweise gibt, dass solche Arzneimittel zu Risiken für das Ungeborene oder Störungen beim Neugeborenen führen können.
Das Arzneimittel tritt in die Muttermilch über. In der Stillzeit soll das Arzneimittel nicht angewendet werden, weil es unter anderem den Säugling schläfrig und trinkfaul machen kann.