Wie alle Arzneimittel kann Epi-GRY® 2 mg/ml Nebenwirkungen haben, die aber nicht bei jedem auftreten müssen.
Bei der Bewertung von Nebenwirkungen werden folgende Häufigkeitsangaben zugrunde gelegt:
Sehr häufig: mehr als 1 von 10 Behandelten |
Häufig: weniger als 1 von 10, aber mehr als 1 von 100 Behandelten |
Gelegentlich: weniger als 1 von 100, aber mehr als 1 von 1000 Behandelten |
Selten: weniger als 1 von 1000, aber mehr als 1 von 10 000 Behandelten |
Sehr selten: weniger als 1 von 10 000 Behandelten, oder unbekannt |
Die aufgezählten Häufigkeiten unerwünschter Reaktionen basieren auf zusammengetragenen Daten einer großen Gruppe von Patienten mit unterschiedlichen prätherapeutischen prognostischen Merkmalen.
Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems
Die dosislimitierende Nebenwirkung von Epirubicin ist die Einschränkung der Knochenmarkfunktion. Dabei kommt es vor allem zur dosisabhängigen, verübergehenden Untergang von weißen Blutkörperchen (Leukozyten und Granulozyten), aber auch Untergang von Thrombozyten und eine allgemeine Blutarmut können auftreten. Der Untergang von weißen Blutkörperchen kann stark ausgeprägt sein, mit stärkster Ausprägung zwischen dem 10. und 14. Tag nach Verabreichung des Arzneimittels. Dies ist jedoch gewöhnlich vorrübergehend und die Leukozyten und neutrophilen Granoluzyten erreichen meist bis zum 21. Tag wieder normale Werte. Als Folge einer Einschränkung der Knochenmarksfunktion können Fieber, Infektionen, Lungenentzündungen, Blutvergiftungen, Schock, Blutungen, Sauerstoffmangelversorgung im Gewebe auftreten, die zum Tode führen können. Bei Auftreten von fiebriger Neutropenie wird eine intravenöse Antibiotikatherapie empfohlen. Bei Patienten, die gleichzeitig mit Epirubicin und DNA-verändernden Zytostatika (z. B. alkylierende Substanzen, Platinderivate) behandelt wurden, wurde in Einzelfällen das Auftreten von Blutkrebs (Leukämie, zum Teil auch mit präleukämischer Phase) beobachtet. Dies kann auch nach einer Latenzzeit (1 – 3 Jahre) auftreten. Sorgfältige Kontrollen des Blutbildes unter besonderer Berücksichtigung der Thrombozyten, Leukozyten, Granulozyten und der Erythrozyten sind vor und während jedes Behandlungszyklus erforderlich.
Häufig (> 5 %):
Knochenmarksdepression, Abnahme der weißen Blutkörperchen (Leukopenie, Granulozytopenie, Neutropenie), Abnahme von Thrombozyten, Blutarmut, Fieber, Infektionen.
Weniger häufig (< 5 %):
Blutvergiftung (bis hin zum septischen Schock), Blutungen, Sauerstoffmangelversorgung im Gewebe.
Herzerkrankungen
Zwei Formen der herzschädigenden Wirkung (Kardiotoxizität) können auftreten: Der Soforttyp ist dosisunabhängig und gekennzeichnet durch Herzrhytmusstörungen (supraventrikuläre und ventrikuläre Extrasystolen, Sinustachykardie, ventrikuläre Tachykardie, Bradykardie, AV-Block, Schenkelblöcke) und/oder unspezifische EKG-Veränderungen (ST-Strecken-Veränderungen, Niedervoltage und verlängerte QT-Zeit). Mit Ausnahme eines Auftreten bedrohlicher Rhythmusstörungen sind diese Veränderungen im allgemeinen vorübergehend und in der Regel kein Hinweis für eine Entstehung einer Kardiotoxizität vom Spättyp; ihr Auftreten stellt keine Gegenanzeige für die erneute Anwendung von Epirubicin dar. Der Spättyp ist dosisabhängig und zeigt sich in Form einer Herzmuskelschädigung (Kardiomyopathie), die sich durch Symptome einer dekompensierten Herzinsuffizienz manifestiert (z. B. Dyspnoe, Ödeme, Lebervergrößerung, Ascites, Lungenödeme, Pleuraergüsse, Galopprhythmus). Klinischen Studien zufolge steigt das Risiko eines Herzversagens stark an, wenn eine kumulative Dosis von 900 – 1000 mg/m2 Epirubicin erreicht wird, auch wenn keine anderen kardialen Risikofaktoren vorliegen. Bei Vorliegen weiterer das Herz betreffender Risikofaktoren (z. B. aktiver oder latenter Herzerkrankungen, vorausgegangener Bestrahlung des Mediastinums oder vorausgegangener bzw. gleichzeitiger Behandlung mit herzschädigenden Arzneimitteln) kann sich auch eine niedrigere kumulative Gesamtdosis herzschädigend auswirken. Schwere Herzschädigungen können durch regelmäßige Überwachung der Herzfunktion (hauptsächlich Überwachung der LVEF) im Verlauf der Epirubicintherapie verhindert werden. Das Auftreten der späten Kardiotoxizität erfolgt meist während der Behandlung mit Epirubicin oder innerhalb von zwei bis drei Monaten nach Beendigung der Behandlung. Späteres Auftreten (mehrere Monate bis Jahre nach Behandlungsende) sind aufgetreten. Es wurden auch Perikardergüsse beobachtet. In toxikologischen Studien zeigte Epirubicin einen besseren therapeutischen Index und niedrigere systemische und kardiale Toxizität als Doxorubicin.
Häufig (> 5 %):
EKG-Veränderungen, Beschleunigung der Herzschlagfolge (Tachykardie), unregelmäßige Herzschlagfolge.
Weniger häufig (< 5 % ):
Herzmuskelerkrankungen (Kardiomyopathie), verminderte Herzfunktion (dekompensierte Herzinsuffizienz gekennzeichnet durch Kurzatmigkeit, Wassereinlagerung im Gewebe, Lebervergrößerung, Wassereinlagerung in Körperhöhlen [Aszites, Pleuraergüsse] und in der Lunge [Lungenödem], ?Galopprhythmus?), von den Herzkammern ausgehende Beschleunigung der Herzschlagfolge (ventrikuläre Tachykardie), verlangsamte Herzschlagfolge (Bradykardie), Überleitungsstörungen (AV-Block, Schenkelblöcke).
Überwachung der Herzfunktion: Die Herzfunktion muss vor der Behandlung untersucht und während der Therapie sorgfältig überwacht werden, um während der Therapie kein Risiko schwerer Schädigungen des Herzens einzugehen. Eine anthrazyklininduzierte Kardiomyopathie kann am besten mit einer Biopsie des Endomyokards diagnostiziert werden, jedoch eignet sich diese invasive Methode nicht für Routineuntersuchungen. Als Routineuntersuchung wird empfohlen, ein EKG aufzunehmen und die linksventrikuläre Auswurffraktion (LVEF) zu bestimmen. Veränderungen im EKG sind normalerweise Anzeichen einer vorübergehenden (reversiblen) Schädigung. Eine andauernde QRS-Niedervoltage, Verlängerung des systolischen Zeitintervalls über die normalen Werte hinaus und eine Abnahme der LVEF sind oft Anzeichen einer Kardiomyopathie, die durch Anthrazykline hervorgerufen wird. Eine kumulative Gesamtdosis 900 – 1000 mg Epirubicin/m2 sollte hinsichtlich des Risikos einer Kardiomyopathie nur mit größter Vorsicht überschritten werden. Beim Überschreiten einer Gesamtdosis von 900 – 1000 mg/m2 steigt das Risiko eines kongestiven Herzversagens erheblich.
Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts
Während der Behandlung kann eine Schleimhautentzündung (v. a. Entzündungen der Mundschleimhaut, seltener der Speiseröhre) auftreten, die sich durch Schmerzen oder brennendes Gefühl, Erytheme, Erosionen, Ulcerationen, Blutungen und Infektionen manifestiert. Mundschleimhautentzündung tritt meist zu Beginn der Behandlung auf und kann sich in schweren Fällen zu Geschwüren der Schleimhaut entwickeln. Die meisten Patienten erholen sich jedoch von diesen Nebenwirkungen bis zur dritten Therapiewoche. Außerdem kann es zu anderen gastrointestinalen Beschwerden wie Übelkeit und Erbrechen, Durchfall, Appetitlosigkeit und Bauchschmerzen kommen. Schweres Erbrechen und Durchfall können zu Austrocknung führen. Übelkeit und Erbrechen können durch vorbeugende Gabe von Mitteln gegen Erbrechen behandelt werden. Es kann eine Dunkelfärbung (Hyperpigmentation) der Mundschleimhaut auftreten.
Häufig (> 5%):
Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Austrocknung, Entzündungen der Schleimhäute (vor allem der Mundschleimhaut [Stomatitis]) mit Schmerzen, brennendem Gefühl, Rötungen, oberflächlichen Defekten und Geschwüren (Erosionen, Ulzerationen), Blutungen.
Weniger häufig (< 5%):
Schleimhautentzündung der Speiseröhre, Appetitlosigkeit, Dunkelfärbung der Mundschleimhaut.
Erkrankungen der Haut und des Unterhautzellgewebes/allergische Reaktionen
Häufig (> 5 %):
Haarausfall, der sich nach zwei bis drei Monaten gewöhnlich zurückbildet.
Weniger häufig (< 5%):
Rötungen, Dunkelfärbung (Hyperigmentation) der Nägel und Haut, Lichtempfindlichkeit, Überempfindlichkeit bei Bestrahlung (sog. ?Recall?-Phänomen), Urtikaria, anaphylaktischer Schock. Als Symptome können Hautausschlag, Juckreiz, Fieber, Schüttelfrost und Schock auftreten. An der Injektionsstelle treten häufig Rötungen auf und können einer lokalen Gefäßentzündung (Phlebitis, Thrombophelbitis) vorangehen. Das Risiko einer Phlebitis/Thrombophlebitis kann durch Einhaltung der unter Dosierung beschriebenen Verfahrensweise minimiert werden. Untergang eines Blutgefäßes (Phlebosklerose) kann ebenfalls auftreten, besonders wenn Epirubicin 2 mg/ml in eine kleine Vene injiziert wird. Bei Fehlinjektion neben ein Blutgefäß treten lokale Schmerzen, schwere Fettgewebsentzündungen und Gewebsnekrosen auf.
Andere Nebenwirkungen
Schwäche, Unwohlsein, Hitzewallungen, sehr hohes Fieber, Kopfschmerzen und Schwindel, Bindehautentzündung, Augenhornhautentzündung, Anstieg des Harnsäurespiegels im Blut, Anstieg eines bestimmten Leberenzyms (Transaminase), Entzündung und Verschluss von Blutgefäßen (einschließlich Lungenembolie, in Einzelfällen mit tödlichem Ausgang), Fehlen von Spermien in der Samenflüssigkeit bei Männern, Ausbleiben der Regelblutung bei Frauen, auch vorzeitiger Eintritt der Wechseljahre.
Epirubicin kann den Urin ein bei zwei Tage nach Verabreichung rot färben. Eine solche Verfärbung hat keine Bedeutung.
Intravesikale Anwendung (Anwendung in die Blase):
Bei intravesikaler Anwendung sind systemische Nebenwirkungen selten, da das Arzneimittel kaum vom Körper aufgenommen wird. Häufiger wird eine chemische Entzündung der Harnblase (mit Dysurie, Schmerzen und gelegentlich Hämaturie) beobachtet. Allergische Reaktionen wurden in seltenen Fällen beobachtet.
Informieren Sie bitte Ihren Arzt oder Apotheker, wenn einer der aufgeführten Nebenwirkungen Sie erheblich beeinträchtigt oder Sie Nebenwirkungen bemerken, die nicht in dieser Gebrauchsinformation angegeben sind.