Lithium

ATC CodeN05AN01
CAS-Nummer7439-93-2
PUB-Nummer3028194
Drugbank IDDB01356
SummenformelLi(+)
Molare Masse (g·mol−1)6,940
Aggregatzustandfest
Schmelzpunkt (°C)180,5
Siedepunkt (°C)1336
PKS Wert3,09
Löslichkeit1,759 mg/L

Grundlagen

Lithium ist ein Wirkstoff, der zur Behandlung von manischen Episoden bei bipolaren Störungen eingesetzt wird. Lithium kommt in Medikamenten in unterschiedlicher Form vor, meistens aber in Form von Lithiumcarbonat, Lithiumcitrat, Lithiumsulfat oder Lithiumacetat. Es gehört zur Gruppe der Antipsychotika und Stimmungsstabilisierer. Lithiumcarbonat liegt als weißes Pulver vor. Lithium gehört im Periodensystem (PSE) zu den Alkalimetallen und besitzt die Ordnungszahl 3. Lithium ist ein Leichtmetall und ist in der 2. Periode des PSE auffindbar.

Wirkung

Lithium wird zur Behandlung von psychiatrischen Erkrankungen - allen voran der bipolaren Störung - eingesetzt. Als Stimmungsstabilisierer kann es sowohl zur Behandlung von Manien als auch bei Depressionen eingesetzt werden. 

Im Gegensatz zu anderen Psychopharmaka ruft Lithium bei gesunden Menschen keinen Effekt hervor. Lithium kann auch zur Verstärkung von Antidepressiva verwendet werden. 

Der genaue Wirkmechanismus ist noch nicht geklärt. Es wird aber davon ausgegangen, dass Lithium aufgrund seiner geringen Größe Kalium-, Natrium- und Calciumkanäle besetzen kann und diese vor allem in neuronalen Enzymen oder Neurotransmitter-Rezeptoren blockieren kann. Die vorherrschende Hypothese in der Wissenschaft ist, dass Lithium bei den Glutamatrezeptoren wirkt. Man glaubt, dass Lithium Ein- und Ausströme von Glutamatrezeptoren - insbesondere GluR3 - verändert, ohne dass sich das Umkehrpotential verschiebt. Lithium soll die Menge an Glutamat zwischen den einzelnen Neuronen konstant halten, also weder zu groß, noch zu klein. Es wird nämlich vermutet, dass zu viel Glutamat für Manien und zu wenig Glutamat für Depressionen verantwortlich ist. 

Lithium wird unverändert über die Nieren im Harn ausgeschieden. Lithium ist nicht an Plasmaproteine gebunden. Da der Lithiumspiegel im Blut nur sehr minimale Schwankungen verträgt, sollten regelmäßige Blutkontrollen durchgeführt werden, um den Lithiumspiegel konstant zwischen 0,5 mmol/L und 1,2 mmol/L zu halten. Lithiumspiegel ab 3 mmol/L können lebensgefährlich sein. Die Halbwertszeit, also die Zeit, die der Körper benötigt, um die Hälfte des Wirkstoffes auszuscheiden, beträgt ca. 24 Stunden.

Dosierung

Nehmen Sie Lithium immer genau wie in der Packungsbeilage beschrieben bzw. genau nach Absprache mit Ihrem Arzt ein.

Die übliche empfohlene Dosis liegt bei Erwachsenen und Kindern ab 12 Jahren bei 1800 mg pro Tag. 

Die Erhaltungsdosis bei der Langzeitanwendung liegt bei 900 - 1200 mg pro Tag.

Bei Personen über 65 Jahren sollte eine niedrigere Dosis verschrieben werden. 

Nebenwirkungen

Es kann zu folgenden Nebenwirkungen kommen:

  • Zittern
  • vermehrte Harnausscheidung
  • Durst
  • Übelkeit

Die oben genannten Nebenwirkungen sind zumeist am Anfang vorhanden und klingen meist nach einiger Zeit ab.

Weitere Nebenwirkungen können sein:

Herz-Kreislauf- und Gefäßerkrankungen:

Erkrankungen des Nervensystems:

  • Zittern
  • Muskelzuckungen
  • Bewegungsstörungen
  • unwillkürliche Bewegungen der Arme und Beine
  • verlangsamte Bewegungen
  • Verkrampfungen
  • Schwindel
  • Benommenheit
  • Augenzittern
  • Kopfschmerzen
  • verwaschene Sprache
  • Krampfanfälle
  • entzündliche Gehirnschwellungen
  • Starre
  • Koma
  • Muskelschwäche
  • verminderte Nervenleitgeschwindigkeit
  • periphere Neuropathie

Erkrankungen der Haut:

Erkrankungen des Hormonsystems:

Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts:

  • Appetitlosigkeit
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Durchfall
  • Magenschleimhautentzündungen
  • übermäßige Speichelproduktion
  • trockener Mund

Erkrankungen des Blutes:

  • Zunahme der weißen Blutkörperchen (Leukozytose)

Erkrankungen des Stoffwechsels:

  • Blutzuckerzunahme
  • Zunahme von Serumkalzium
  • Gewichtszunahme

Erkrankungen der Skelettmuskulatur, des Bindegewebes und der Knochen:

  • Gelenkschmerzen
  • Muskelschmerzen
  • Wasseransammlungen im Gewebe (Ödeme)

Psychiatrische Erkrankungen:

  • Halluzinationen
  • Schläfrigkeit
  • Erinnerungsverlust

Erkrankungen der Niere:

Erkrankungen der Geschlechtsorgane:

Erkrankungen der Sinnesorgane:

  • Gesichtsfeldausfälle
  • verschwommenes Sehen
  • Geschmacksempfindungsstörungen

Wechselwirkungen

Bei gleichzeitiger Einnahme von folgenden Arzneimitteln können Wechselwirkungen auftreten:

Gegenanzeigen

Lithium darf in folgenden Fällen NICHT eingenommen werden:

  • bei einer Allergie gegen Lithium

Altersbeschränkung

Lithium sollte aufgrund fehlender Erfahrungsberichte unter 12 Jahren NICHT eingenommen werden. 

Bei Personen über 65 Jahren sollte eine niedrigere Dosis verschrieben werden. 

Schwangerschaft & Stillzeit

Schwangerschaft

In der Schwangerschaft sollte Lithium NICHT eingenommen werden, außer Ihr Arzt ist der Meinung, dass die Einnahme zwingend erforderlich ist. Lithium hat eine schwach fruchtschädigende (teratogene) Wirkung, das heißt, dass es bei Ungeborenen zu Fehlbildungen kommen kann. 

Im 1. Schwangerschaftsdrittel hat sich in Forschungsergebnissen herauskristallisiert, dass es zu Herzfehlbildungen (Ebstein-Anomalie) kommen kann. Das ist eine Fehlbildung der Segel der Trikuspidalklappe im Herzen. In neueren Studien wurde festgestellt, dass das Fehlbildungsrisiko von der Dosierung abhängig ist. 

Im 2.&3. Schwangerschaftsdrittel kann es nach Einnahme von Lithium nach der Geburt zu Anpassungsstörungen des Neugeborenen kommen. Es kann zu Herzrhythmusstörungen, sowie Atemstörungen oder Temperraturregulationsstörungen beim neugeborenen Baby kommen. Eine Geburt in einer Klinik mit Neonatologie ist daher zwingend erforderlich. Außerdem kann es noch während der Schwangerschaft zu einer Schilddrüsenunterfunktion und zum Diabetes insipidus (Zuckerkrankheit beim Fötus) beim noch Ungeborenen kommen. 

Wenn es trotzdem zur Lithiumeinnahme in der Schwangerschaft gekommen ist, sollte das ungeborene Baby engmaschig mittels Ultraschall beobachtet werden. 

Als Alternative bei bipolaren affektiven Erkrankungen könnten atypische Antipsychotika, wie z.B. Quetiapin, zur Anwendung kommen. 

Stillzeit

In der Stillzeit sollte Lithium NICHT eingenommen werden. Lithium tritt in die Muttermilch. Plasmakonzentrationsmessung ergaben, dass die Konzentration in Säuglingen bis zu 58% von der der Mutter ausmachen können. Dadurch kann es zu zahlreichen Wirkungen und Nebenwirkungen beim Säugling kommen. Im Einzelfall kann in Absprache Ihres Arztes eine Lithiumtherapie trotz Stillens fortgeführt werden. Dies erfordert jedoch eine sehr geringe mütterliche Lithium Dosis und eine sehr strenge kindliche Überwachung beim Kinderarzt mit eventuellen regelmäßigen Blutkontrollen des Säuglings.

Geschichte zum Wirkstoff

Schon im Jahre 1850 wurde Lithium als Medikament eingesetzt, und zwar gegen Gicht. Dies hat sich aber als unwirksam herausgestellt, es wurde aber weiter geforscht, bis 1949 der australische Psychiater John Cade ein mögliches Anwendungsgebiet beschrieb. Er testete Lithium an Meerschweinchen aus und bemerkte eine deutliche Veränderung im Verhalten der Tiere. 

John Cade versuchte sich danach selbst das Leben zu nehmen, woraufhin in den Jahren 1952-1954 Lithium als Medikament zur Behandlung von Depressionen, Schizophrenie und Manie in einem Krankenhaus in Dänemark untersucht wurde.

Thomas Hofko

Thomas Hofko

Autor

Mag. pharm. Stefanie Lehenauer

Mag. pharm. Stefanie Lehenauer

Lektor


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