WAS SIND CORNARON 200 MG TABLETTEN UND WOFÜR WERDEN SIE ANGEWENDET?
Mittel bei Herzrhythmusstörungen (Antiarrhythmikum Klasse III)
Cornaron 200 mg Tabletten werden angewendet bei
symptomatischen und behandlungsbedürftigen tachykarden supraventrikulären Herzrhythmusstörungen wie z. B.
- AV-junktionalen Tachykardien,
- supraventrikulären Tachykardien bei WPW-Syndrom oder
- paroxysmalem Vorhofflimmern.
Schwerwiegend symptomatischen tachykarden ventrikulären Herzrhythmusstörungen.
Diese Indikationen gelten für Patienten, die auf die Behandlung mit anderen Antiarrhythmika nicht ansprechen oder bei denen andere Antiarrhythmika nicht angezeigt sind.
Cornaron 200 mg Tabletten sollten nur unter Nutzen-/Risikobeurteilung angewendet werden bei Patienten
- mit dekompensierter Herzinsuffizienz
- Störungen der Atmung (Ateminsuffizienz)
- atrioventrikulärem (AV) Block I. Grades
- Leberfunktionsstörungen (verminderter Leberstoffwechsel; ggf. Dosisreduktion erforderlich)
- mit begleitender Behandlung mit anderen Arzneimitteln gegen Herzrhythmusstörungen (Antiarrhythmika), Betablockern und Calciumantagonisten
- mit erniedrigtem Kaliumspiegel im Blut (Hypokaliämie; bei Hypokaliämie können Cornaron 200 mg Tabletten unwirksam werden oder Herzrhythmusstörungen verstärkende (arrhythmogene Wirkungen) haben; eine bestehende Hypokaliämie sollte vor Beginn einer Therapie mit Cornaron 200 mg Tabletten korrigiert werden)
- Vorsicht ist auch während Operationen am offenen Herzen bei Patienten, die Cornaron 200 mg Tabletten erhalten geboten, da das Risiko eines Blutdruckabfalls (Hypotonie) bei Unterbrechung eines cardiopulmonaren Bypasses besteht.
Die Einstellung auf Cornaron 200 mg Tabletten sollte im Krankenhaus erfolgen.
Vor Beginn einer Therapie mit Cornaron 200 mg Tabletten sollte eine strenge Nutzen-Risiko-Abwägung erfolgen.
Bei Therapiebeginn sowie bei Änderungen der Dosierung sollte eine regelmäßige Überwachung des Patienten (EKG und Blutdruck) erfolgen. Während der Behandlung sollte auf Nebenwirkungen geachtet und eine regelmäßige kardiologische Überwachung durchgeführt werden (etwa alle 3 Monate).
Bedingt durch die lange Halbwertzeit von Cornaron 200 mg Tabletten können ausreichende therapeutische Plasmaspiegel auch noch einige Wochen nach Beendigung der Therapie mit Cornaron 200 mg Tabletten gemessen werden; die Patienten haben noch keine Beschwerden. Lebensbedrohliche Arrhythmien können mit zunehmendem Abfall der Blutspiegel auftreten. Daher muss eine sorgfältige kardiologische Überwachung des Patienten sowie eine Überwachung hinsichtlich Neben- und Wechselwirkungen auch noch mehrere Wochen, ggf. Monate nach Beendigung der Therapie mit Cornaron 200 mg Tabletten erfolgen.
Arzneimittelwechselwirkungen:
Bei gleichzeitiger Anwendung von Amiodaron und Simvastatin (Arzneimittel zur Senkung erhöhter Blutfettwerte) in höheren Tagesdosen kann es zu einer von Simvastatin ausgehenden Erkrankung der Skelettmuskulatur (Myopathie) oder zu einem Zerfall von Muskelzellen (Rhabdomyolyse) kommen. Daher sollte eine Dosis von 20 mg Simvastatin pro Tag nicht überschritten werden.
Herz:
Die Einstellung auf das Antiarrhythmikum bei ventrikulären Herzrhythmusstörungen bedarf einer sorgfältigen kardiologischen Überwachung und darf nur bei Vorhandensein einer kardiologischen Notfallausrüstung sowie der Möglichkeit einer Monitorkontrolle erfolgen. Während der Behandlung sollten in regelmäßigen Abständen Kontrolluntersuchungen vorgenommen werden (z. B. in Abständen von einem Monat mit Standard-EKG bzw. drei Monaten mit Langzeit-EKG und gegebenenfalls Belastungs-EKG). Bei Verschlechterung einzelner Parameter, z. B. Verlängerung der QRS-Zeit bzw. QT-Zeit um mehr als 25 % oder der PQ-Zeit um mehr als 50 % bzw. einer QT-Verlängerung auf mehr als 500 ms oder einer Zunahme der Anzahl oder des Schweregrades der Herzrhythmusstörungen, sollte eine Therapieüberprüfung erfolgen.
EKG-Veränderungen, die als QT-Verlängerung (in Abhängigkeit von der Repolarisationsverlängerung), möglicherweise in Verbindung mit der Entwicklung einer U-Welle sowie einer Verlängerung und Deformierung der T-Welle imponieren, sind Ausdruck der pharmakologischen Aktivität von Cornaron 200 mg Tabletten. Bei einer übermäßigen QT-Verlängerung besteht ein erhöhtes Risiko für das Auftreten von "Torsades de pointes".
Augen:
Während der Behandlung mit Cornaron 200 mg Tabletten sind regelmäßige augenärztliche Untersuchungen, einschließlich Funduskopie und Untersuchungen mittels Spaltlampe, angezeigt (siehe auch unter "4. Welche Nebenwirkungen sind möglich").
Haut:
Unter der Therapie mit Cornaron 200 mg Tabletten sollte Sonnenbestrahlung vermieden werden; dies gilt auch für UV-Licht-Anwendungen und Solarien. Wenn dies nicht möglich sein sollte, sind die unbedeckten Hautpartien, besonders das Gesicht, durch eine Lichtschutzsalbe mit hohem Lichtschutzfaktor zu schützen. Bei Auftreten schwerer Lichtüberempfindlichkeitsreaktionen sollten Cornaron 200 mg Tabletten abgesetzt werden.
Auch nach Absetzen von Cornaron 200 mg Tabletten sollte die Haut noch mehrere Monate vor Sonnenlicht bzw. UV-Strahlung geschützt werden. Da ein Sonnenbrand auch hinter Fensterglas oder beim Tragen leichter Baumwollkleidung auftreten kann, wird das Tragen von schützender Bekleidung sowie die Anwendung eines Sunblockers empfohlen.
Nervensystem:
Bei Auftreten neurologischer Symptome sollten Cornaron 200 mg Tabletten abgesetzt werden.
Schilddrüse:
Aufgrund des Risikos unter der Behandlung mit Cornaron 200 mg Tabletten eine Schilddrüsenfunktionsstörung (Hyper- oder Hypothyreose) zu entwickeln, sollten vor Behandlungsbeginn Schilddrüsenfunktionsuntersuchungen durchgeführt werden.
Während der Therapie und bis etwa ein Jahr nach Absetzen der Therapie sollten diese Untersuchungen in regelmäßigen Abständen wiederholt und die Patienten auf klinische Anzeichen einer Hyper- oder Hypothyreose untersucht werden.
Cornaron 200 mg Tabletten hemmen die Umwandlung von Thyroxin (T4) in Trijodthyronin (T3) und kann zu erhöhten T4-Werten sowie zu verminderten T3-Werten bei klinisch unauffälligen (euthyreoten) Patienten führen. Diese Befundkonstellation allein sollte nicht zu einem Therapieabbruch führen.
Die klinische Diagnose einer Hypothyreose wird bestätigt durch Nachweis eines deutlich erhöhten ultrasensitiven TSH sowie eines verminderten T4.
Bei Nachweis einer Hypothyreose sollte die Amiodaron-Dosis - sofern möglich - reduziert werden und/oder eine Substitution mit L-Thyroxin begonnen werden. In Einzelfällen kann ein Absetzen von Cornaron 200 mg Tabletten erforderlich werden.
Die klinische Diagnose einer Hyperthyreose wird bestätigt durch Nachweis eines deutlich verminderten ultrasensitiven TSH sowie erhöhter T3- und T4-Werte.
Bei Nachweis einer Hyperthyreose sollte - sofern möglich - die Dosis reduziert oder Cornaron 200 mg Tabletten abgesetzt sowie in schweren Fällen eine Behandlung mit Thyreostatika, Beta-Rezeptorenblockern und/ oder Kortikosteroiden begonnen werden.
Auf Grund des Jodgehalts von Cornaron 200 mg Tabletten sind einige der klassischen Schilddrüsentests unzureichend, T3 -, T4 - und TRH – TSH - Tests sollten durchgeführt werden.
Lunge:
Unter der Behandlung mit Cornaron 200 mg Tabletten besteht das Risiko, schwere entzündliche Lungenerkrankungen (Hypersensitivitäts-Pneumonitis, alveoläre oder interstitielle Pneumonitis) zu entwickeln. Daher sollten vor Behandlungsbeginn eine Thorax-Röntgenuntersuchung sowie ein Lungenfunktionstest durchgeführt werden.
Im weiteren Behandlungsverlauf sollten diese Untersuchungen in Abständen von ca. 3 - 6 Monaten wiederholt werden.
Ebenso sollten diese Untersuchungen bei Auftreten von Atembeschwerden (Symptom möglicher lungentoxischer Wirkung) durchgeführt werden.
Eine Auskultation der Brust in regelmäßigen Abständen wird empfohlen (das Auftreten von z.B. Rasselgeräuschen, verminderten Atemgeräuschen etc. kann auf lungentoxische Wirkungen hinweisen). Eine Bronchoskopie mit Lungenbiopsie könnte in solchen Fällen nützlich sein, in denen Symptome einer lungentoxischen Wirkung auftreten, die mittels einer Thorax-Röntgenuntersuchung nicht diagnostiziert werden können.
Bei Patienten mit Lungenerkrankungen in der Vorgeschichte ist besondere Vorsicht geboten.
Bei Patienten mit schweren Lungenerkrankungen ist die Lungenfunktion ggf. häufiger zu kontrollieren, da diese Patienten bei Auftreten lungentoxischer Wirkungen eine schlechtere Prognose haben.
Bei Nachweis einer Hypersensitivitäts-Pneumonitis sind Cornaron 200 mg Tabletten sofort abzusetzen und eine Behandlung mit Kortikosteroiden zu beginnen.
Bei Nachweis einer alveolären/interstitiellen Pneumonie sollte eine Behandlung mit Kortikosteroiden erfolgen und die Dosis reduziert werden oder - falls möglich - Cornaron 200 mg Tabletten abgesetzt werden.
Leber:
Zu Therapiebeginn und während der Behandlung sollten regelmäßige Bestimmungen der Leberenzymwerte erfolgen: Alaninaminotransferase (ALT [SGPT], alkalische Phosphatase und Aspartataminotransferase (AST [SGOT]). Insbesondere bei Patienten, die hohe Erhaltungsdosen erhalten, wird eine Dosisreduktion bzw. das Absetzen von Cornaron 200 mg Tabletten empfohlen, wenn die Leberenzymwerte auf das 3-fache des Normalwertes ansteigen, sich bei Patienten mit bereits erhöhten Ausgangswerten verdoppeln oder wenn ein cholestatischer Ikterus oder Hepatomegalie auftreten.
Wasser-, Elektrolythaushalt:
Sehr selten wurde über Fälle eines Syndroms der inadäquaten Sekretion des antidiuretischen Hormons (SIADH, Schwartz-Bartter-Syndrom) im Zusammenhang mit Amiodaron berichtet. Bei Patienten, die unter Therapie mit Cornaron 200 mg Tabletten eine allgemeine Schwäche entwickeln, sollte als mögliche Ursache ein Syndrom der inadäquaten Sekretion des antidiuretischen Hormons (SIADH) in Betracht gezogen werden und eine Kontrolle der Serum-Natriumwerte, der Osmolalität, der Urinosmolalität und der Natriumkonzentration im Urin erfolgen.
Operationen, Notfallbehandlung:
Nach Operationen oder Notfallbehandlungen können die Nebenwirkungen von Cornaron 200 mg Tabletten verstärkt auftreten. Serumcalcium, Digoxin und Cornaron 200 mg Tabletten im Serum sollten normale bzw. therapeutische Werte aufweisen. Negativ inotrope bzw. chronotrope Substanzen sollten vor der Operation abgesetzt werden.