Was sollte dazu beachtet werden?
Es gibt bestimmte Gesundheitszustände, bei deren Auftreten vor oder während der Anwendung von Reyataz spezielle Vorsichtsmassnahmen erforderlich sind. Siehe dazu Kapitel «Wann ist bei der Einnahme von Reyataz Vorsicht geboten?».
Das Virostatikum in Reyataz ist nicht gegen alle Mikroorganismen, welche Infektionskrankheiten verursachen, wirksam. Die Anwendung eines falsch gewählten oder nicht richtig dosierten Virostatikums kann Komplikationen verursachen. Wenden Sie es deshalb nie von sich aus für die Behandlung anderer Erkrankungen oder anderer Personen an, auch wenn diese Person die gleiche Krankheit oder dieselben Symptome zeigt wie Sie.
Reyataz kann Ihren Gesundheitszustand verbessern. Ihre HIV-Infektion wird jedoch nicht geheilt. Auch während der Einnahme dieses Arzneimittels können Sie HIV auf andere Personen übertragen, obwohl das Risiko durch eine effektive antiretrovirale Therapie verringert ist. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt bzw. Ihrer Ärztin über die Vorsichtsmassnahmen, die notwendig sind, um die Infizierung anderer Personen zu verhindern.
Anwendung bei Kindern: Siehe dazu Kapitel «Wie verwenden Sie Reyataz?».
Wann ist bei der Einnahme von Reyataz Vorsicht geboten?
Ihr Arzt oder Ihre Ärztin sollen über Änderungen Ihres Gesundheitszustandes und über allfällige Nebenwirkungen informiert sein, da in gewissen Situationen spezielle Massnahmen erforderlich sein können.
Konsultieren Sie bei folgenden Erkrankungen Ihren Arzt oder Ihre Ärztin, bevor Sie Reyataz einnehmen:
- Leberfunktionsstörungen (z.B. eingeschränkte Leberfunktion, Hepatitis B oder C, Gelbsucht).
- Nierenfunktionsstörungen, die eine Hämodialyse erfordern.
- Laktoseintoleranz. Die Kapseln enthalten Laktose: 82,2 mg (150 mg Kapsel), 109,6 mg (200 mg Kapsel) und 164,4 mg (300 mg Kapsel). Diese geringen Mengen dürften keine Laktoseintoleranz auslösen.
- Unverträglichkeit gegen bestimmte Zucker (angeborene Galactose-Intoleranz, Lactase-Mangel oder Glucose-Galactose-Malabsorption).
- Hämophilie vom Typ A oder B (erhöhtes Blutungsrisiko).
- Diabetes mellitus.
Es ist auch wichtig, dass Ihr Arzt oder Ihre Ärztin zu jedem Zeitpunkt über Ihren Gesundheitszustand informiert sind. Wenn die folgenden Symptome vorbestehen oder während der Behandlung mit Reyataz auftreten, sind eventuell ärztliche Massnahmen erforderlich:
- Erhöhung der Blutzuckerspiegel, weil dadurch Diabetes entstehen bzw. sich verschlechtern kann.
- Herzrhythmusstörungen (rascher und/oder unregelmässiger Herzschlag).
- Umverteilung von Körpergewebe (Lipodystrophie) und Stoffwechselstörungen (metabolische Störungen).
- Erhöhter Cholesterin- und/oder Triglyzerid-Blutspiegel (Dyslipidämie).
- Erhöhter Milchsäuregehalt im Blut (Laktatazidose).
- Erhöhte Leberenzymwerte (Bilirubin, Transaminasen).
- Hautausschläge: Innerhalb der ersten 3 Wochen nach Behandlungsbeginn mit Reyataz können Hautausschläge auftreten, die im Allgemeinen leicht bis mässiger Natur sind. In den meisten Fällen verschwinden diese Hautausschläge innerhalb von 2 Wochen. Informieren Sie bitte Ihren Arzt bzw. Ihre Ärztin über Hautveränderungen.
- Schwerwiegende Hautreaktionen und -veränderungen: Falls Sie schwere Hautreaktionen oder -veränderungen bemerken, möglicherweise in Verbindung mit anderen Symptomen, informieren Sie bitte sofort Ihren Arzt bzw. Ihre Ärztin.
- Umverteilung des Körperfettgewebes (Lipodystrophie): Unter antiretroviralen Kombinationstherapien wurde in einigen Fällen über eine Umverteilung des Fettgewebes berichtet. Dabei kam es zu Fettgewebeschwund unter der Haut (z.B. im Bereich des Gesichtes und der Beine) und zu Anhäufung von Fettgewebe im Nacken, in der Brust und im Bauch. Informieren Sie in diesem Fall Ihren Arzt bzw. Ihre Ärztin.
- Nierensteine: Unter Behandlung mit Reyataz wurde über das Auftreten von Nierensteinen berichtet. Falls Sie Anzeichen oder Symptome von Nierensteinen bemerken (Schmerzen an der Körperseite, Blut im Urin, Schmerzen beim Urinieren) müssen Sie sofort Ihren Arzt oder Ihre Ärztin informieren.
- Nierenfunktionsstörung: Unter Behandlung mit Reyataz wurde über das Auftreten von chronischen Nierenerkrankung berichtet. Bitte fragen Sie dazu Ihren Arzt bzw. Ihre Ärztin.
- Gallenblasenstörungen: Unter Behandlung mit Reyataz wurde ebenfalls über Gallenblasenstörungen (inkl. Gallensteine) berichtet. Falls Sie Anzeichen oder Symptome von Gallenblasenstörungen bemerken (z.B. Schmerzen im Oberbauch, Appetitlosigkeit, Übelkeit) müssen Sie sofort Ihren Arzt oder Ihre Ärztin informieren.
- Knochenerkrankung (Osteonekrose): Unter antiretroviraler Kombinationsbehandlung kann sich eventuell eine als Osteonekrose bezeichnete Knochenerkrankung entwickeln (Absterben von Knochengewebe infolge unzureichender Blutversorgung des Knochens). Zu den vielen Risikofaktoren für diese Erkrankung zählen u.a. die Dauer der antiretroviralen Kombinationsbehandlung, die Anwendung von Kortikosteroiden, Alkoholkonsum, eine starke Unterdrückung des Immunsystems oder ein höherer Body-Mass-Index (Verhältniszahl zur Beurteilung des Körpergewichts). Anzeichen einer Osteonekrose sind Gelenksteife, -beschwerden und -schmerzen (insbesondere in Hüfte, Knie und Schulter) sowie Bewegungsschwierigkeiten. Falls Sie solche Anzeichen bemerken, informieren Sie bitte Ihren Arzt bzw. Ihre Ärztin.
- Entzündliche Symptome (Opportunistische Infektionen): Bei Patienten mit fortgeschrittener HIV-Infektion (AIDS), die früher eine opportunistische Infektion hatten, können kurz nach Beginn der antiretroviralen Behandlung entzündliche Reaktionen und Symptome auftreten, die auf frühere Infektionen zurückzuführen sind. Es wird angenommen, dass diese Symptome Anzeichen einer verbesserten Immunabwehr sind, die nun begonnen hat, latente Infektionen (= im Körper vorhandene, unbemerkte Infektionen) zu bekämpfen. Falls Sie irgendwelche Symptome einer Infektion bemerken, informieren Sie bitte sofort Ihren Arzt oder Ihre Ärztin.
Nach Beginn der Einnahme von Arzneimitteln zur Behandlung Ihrer HIV-Infektion kann unter Umständen eine Autoimmunerkrankung auftreten (ein Zustand, bei dem das Immunsystem gesundes Körpergewebe angreift). Eine Autoimmunerkrankung kann viele Monate nach Beginn der Behandlung auftreten. Wenn Sie irgendwelche Anzeichen einer Infektion oder andere Symptome, wie z.B. Muskelschwäche, eine Schwäche, die in den Händen und Füssen beginnt und sich in Richtung Rumpf fortsetzt, Herzklopfen, Zittern oder Hyperaktivität bemerken, informieren Sie unverzüglich Ihren Arzt bzw. Ihre Ärztin, damit die erforderlichen Massnahmen eingeleitet werden können.
Die Wirkung von Reyataz auf die Reaktionsfähigkeit, die Fahrtüchtigkeit und die Fähigkeit, Werkzeuge oder Maschinen zu bedienen, ist nicht bekannt. Unter Behandlung mit Reyataz und anderen antiretroviralen Substanzen wurde Schwindelgefühl beobachtet.
Es gibt Arzneimittel, welche die Wirkung von Reyataz beeinflussen können oder deren Wirkung durch Reyataz beeinflusst werden kann. Die folgenden Arzneimittel dürfen nur mit ausdrücklicher Genehmigung Ihres Arztes bzw. Ihrer Ärztin zusammen mit Reyataz eingenommen werden, da eventuell spezielle Massnahmen erforderlich sind:
- andere als die für Sie verschriebenen Präparate zur Behandlung der HIV-Infektion.
- ein Präparat mit dem Wirkstoff Irinotecan1 (gegen Darmkrebs).
- ein Präparat gegen Herzrhythmusstörungen mit dem Wirkstoff Lidocain.
- ein trizyklisches Antidepressivum oder ein Antidepressivum mit dem Wirkstoff Trazodon.
- ein Antimykotikum vom Triazol-Typ, z.B. mit dem Wirkstoff Ketoconazol, Itraconazol, Fluconazol oder Voriconazol (gegen Pilzinfektionen).
- ein Präparat aus der Klasse der Kalziumantagonisten, z.B. mit dem Wirkstoff Felodipin,Nifedipin oder Nicardipin1 (gegen Herz-/Kreislaufbeschwerden).
- ein Makrolid-Antibiotikum, z.B. mit dem Wirkstoff Clarithromycin oder ein Antibiotikum mit dem Wirkstoff Rifabutin.
- ein Präparat zur Dämpfung des Immunsystems (Immunsuppressivum) mit dem Wirkstoff Ciclosporin, Tacrolimus oder Sirolimus.
- ein orales Kontrazeptivum (Empfängnisverhütungsmittel) mit dem Wirkstoff Ethinylestradiol, der in einer bestimmten ärztlich verschriebenen Dosierung eingenommen werden muss. Grundsätzlich werden zusätzlich Barrieremethoden (Präservative) zum gleichzeitigen Schutz vor HIV-Infektion empfohlen (siehe dazu auch Kapitel «Was sollte dazu beachtet werden?»).
- ein Antazidum (Mittel gegen saures Aufstossen); diese Arzneimittel dürfen nicht gleichzeitig mit Reyataz eingenommen werden. Reyataz sollte 2 Stunden vor oder 1 Stunde nach diesen Arzneimitteln eingenommen werden.
- ein Präparat gegen Erektionsstörungen mit den Wirkstoffen Sildenafil oder Tadalafil.
- ein Präparat mit dem Wirkstoff Phenprocoumon, Warfarin1, Edoxaban, Rivaroxaban oder Apixaban (Blutgerinnungshemmer).
- ein Antiepileptikum, z.B. mit dem Wirkstoff Carbamazepin, Phenytoin, Phenobarbital, Lamotrigin, Primidon oder Topiramat.
- ein Präparat aus der Klasse der Betarezeptorenblocker, z.B. mit dem Wirkstoff Bisoprolol oder Carvedilol.
- ein Präparat mit dem Wirkstoff Fluticason oder Budesonid (zur Behandlung von Allergien oder Asthma).
- einen H2-Rezeptorblocker oder Protonenpumpenhemmer («Säurehemmer», Mittel zum Schutz vor Magenerkrankungen oder zur Behandlung von Magenerkrankungen), weil eine Säurehemmung im Magen die Absorption von Atazanavir vermindern kann.
- ein Präparat mit dem Wirkstoff Buprenorphin (zur Behandlung von Opioidabhängigkeit und Schmerzen).
- ein Präparat mit dem Wirkstoff Bosentan (zur Behandlung von hohem Blutdruck in den Gefässen der Lunge sowie zur Behandlung bei Fingergeschwüren).
- ein Präparat mit dem Wirkstoff Salmeterol (zur Behandlung von Asthma und Bronchialerkrankungen).
- ein Präparat mit dem Wirkstoff Boceprevir1 (zur Behandlung von Hepatitis C).
- ein Präparat mit den Wirkstoffen Sofosbuvir/Velpatasvir/Voxilaprevir (zur Behandlung von Hepatitis C).
- ein Präparat mit dem Wirkstoff Colchicin (zur Behandlung von Gicht).
1 Diese Arzneimittel sind in der Schweiz nicht zugelassen
Informieren Sie Ihren Arzt oder Apotheker bzw. Ihre Ärztin oder Apothekerin, wenn Sie an anderen Krankheiten leiden, Allergien haben oder andere Arzneimittel (auch selbstgekaufte!) einnehmen oder äusserlich anwenden.
Darf Reyataz während einer Schwangerschaft oder in der Stillzeit eingenommen werden?
Reyataz darf in der Schwangerschaft oder der Stillzeit bzw. während der ersten 2 Monate nach der Geburt nur angewendet werden, wenn dies von Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin speziell angeordnet wurde.
Fragen Sie Ihren Arzt oder Ihre Ärztin, wenn Sie schwanger werden wollen, wenn Sie denken, schwanger zu sein oder wenn Sie den Wunsch haben zu stillen.
HIV-infizierten Müttern wird abgeraten, ihre Kinder zu stillen, um eine Übertragung des Virus durch die Muttermilch auf das Kind zu vermeiden. Reyataz ist in der Muttermilch nachgewiesen worden. Es gibt keine Daten über die Auswirkungen von Reyataz auf die Milchproduktion.