Wie ist Gencin-Actavis 20 mg/ml anzuwenden?
Wenden Sie Gencin-Actavis 20 mg/ml immer genau nach Anweisung des Arztes an. Bitte fragen Sie bei Ihrem Arzt oder Apotheker nach, wenn Sie sich nicht ganz sicher sind.
Falls vom Arzt nicht anders verordnet ist die übliche Dosis:
Als Anfangsdosis werden unabhängig von der Nierenfunktion 1,5 – 2,0 mg Gentamicin/kg Körpergewicht empfohlen. Die empfohlene Tagesdosis bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit normaler Nierenfunktion beträgt 3 – 6 mg / kg Körpergewicht pro Tag und sollte bevorzugt als Einmaldosis, ansonsten aufgeteilt in 2 Einzeldosen gegeben werden.
Die empfohlene Tagesdosis bei Kindern nach dem ersten Lebensmonat beträgt 4,5 – 7,5 mg/kg Körpergewicht pro Tag und sollte bevorzugt als Einmaldosis, ansonsten aufgeteilt in 2 Einzeldosen gegeben werden.
Die empfohlene Tagesdosis bei Neugeborenen ist 4 – 7 mg/kg Körpergewicht pro Tag. Aufgrund der längeren Halbwertszeit erhalten die Neugeborenen die erforderliche Dosis als Einzeldosis.
Bei eingeschränkter Nierenfunktion sollte die empfohlene Tagesdosis reduziert und an die Nierenfunktion angepasst werden.
Monitoring-Hinweis:
Es wird empfohlen, die Serumkonzentration von Gentamicin zu überwachen, vor allem bei älteren Patienten, bei Neugeborenen und bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion. Die Proben werden am Ende des Dosierungsintervalls (Talspiegel) genommen. Talspiegel sollten 2 g/ml Gentamicin bei zweimal täglicher Anwendung und 1 g/ml bei einmal täglicher Dosierung nicht überschreiten.
Empfehlungen zur Dosierung und Therapieüberwachung von Gentamicin
| Dosierung (Erwachsene) |
Initialdosis | 120 mg Gentamicin (1,5 – 2 mg Gentamicin/kg Körpergewicht) |
Infusionsdauer | 20 – 60 min |
Erhaltungsdosis | 3 – 6 mg Gentamicin/kg Körpergewicht /Tag |
Dosierungsintervall: Die Dosierungsintervalle können der individuellen Halbwertszeit angepasst werden. Die Berechnung der Halbwertszeit erfolgt aufgrund der gemessenen Konzentrationen (Spitzen- und Talspiegel; C1 bzw. C2) entweder graphisch oder mit Taschenrechner.
Beispiel:
Halbwertszeit
ln 2 (t2-t1) 0,69 7 4,83
t = = = = 2,5 Std.
ln (C1/C2) ln () 1,95
Blutentnahmen: Sie erfolgen am Ende eines Dosierungsintervalls (Talspiegel) und unmittelbar nach Ende der Infusion (Spitzenspiegel). Überhöhte Talspiegel (größer als 2 mg Gentamicin/l) weisen auf eine Akkumulation hin (Nephrotoxizität!); Dosierungsintervall verlängern oder eventuell Dosis reduzieren.
Dosierung bei eingeschränkter Nierenfunktion
Gentamicin wird hauptsächlich durch glomeruläre Filtration ausgeschieden. Demzufolge muss die Dosierung bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion
entsprechend angepasst werden.
Für die Dosierungsanpassung gibt es zwei Möglichkeiten:
A. Verlängerung der Dosierungsintervalle bei gleich bleibender Dosis (Folgedosen
identisch mit Initialdosis).
B. Verringerung der Dosis bei gleich bleibenden Dosisintervallen (Folgedosen kleiner als Initialdosis).
A. Verlängerung der Dosierungsintervalle bei gleich bleibender Dosis
Die Abschätzung der individuellen Dosierungsintervalle (in Stunden) kann mit Hilfe folgender Gleichungen erfolgen:
t ½ ind
Tind= TN
t ½ N
oder
Cl genta (N)
Tind= TN
Cl genta ( ind)
Da die Gentamicin-Clearance direkt proportional der Kreatinin-Clearance ist, lässt sich auch folgende Näherungsgleichung anwenden:
Cl cr (N)
Tind = TN
Cl cr ( ind)
Tind = Individuelles Dosierungsintervall (h)
TN =Normales Dosierungsintervall (meist 8h)
t ½ N =Halbwertszeit des Gentamicin bei Nierengesunden (ca. 2 – 3 h)
t ½ ind =Halbwertszeit des Gentamicin bei eingeschränkter Nierenfunktion (Bestimmung der Halbwertszeiten siehe oben)
Clgenta = Gentamicin-Clearance
Clcr = Kreatinin-Clearance
Beispiel:
Bei einer Kreatinin-Clearance von 30 ml/min wäre das Applikationsintervall bei gleich bleibender Dosis
Tind = 8 x 100 (h) = 26 Std.
bei Zugrundelegung einer Clcr (N) von 100 ml/min.
B. Verringerung der Dosis bei gleich bleibenden Dosisintervallen
Da Gentamicin fast ausschließlich renal ausgeschieden wird, können die Folgedosen bei
stark eingeschränkter Nierenfunktion nach folgender Formel abgeschätzt werden:
Cl cr*
D* = DN
Cl cr (normal)
Cl cr* =Kreatinin-Clearance bei eingeschränkter Nierenfunktion
DN =Normaldosis
D* =Folgedosis bei eingeschränkter Nierenfunktion
Folgende Tabelle gibt einen Anhaltspunkt zur Verringerung der Dosis bei gleich bleibenden Dosisintervallen (8stündiges Dosisintervall):
Serum-Kreatinin (mg/100 ml) | Kreatinin- Clearance (ml/min/1,73 m2) | Folgedosen (Prozent der Initialdosis) |
kleiner als 1,0 | größer als 100 | 100 |
1,1 – 1,3 | 71 – 100 | 80 |
1,4 – 1,6 | 56 – 70 | 65 |
1,7 – 1,9 | 46 – 55 | 55 |
2,0 – 2,2 | 41 – 45 | 50 |
2,3 – 2,5 | 36 – 40 | 40 |
2,6 – 3,0 | 31 – 35 | 35 |
3,1 – 3,5 | 26 – 30 | 30 |
3,6 – 4,0 | 21 – 25 | 25 |
4,1 – 5,1 | 16 – 20 | 20 |
5,2 – 6,6 | 11 – 15 | 15 |
6,7 – 8,0 | kleiner als 10 | 10 |
Dabei muss beachtet werden, dass sich die Nierenfunktion im Laufe der Behandlung ändern kann.
Die Kreatinin-Clearance sollte als Parameter vor allem bei Patienten mit schwankenden Plasma-Kreatinin-Konzentrationen bevorzugt werden, wie dies bei schweren Infektionen (z. B. Sepsis) beobachtet wird.
Wenn die Serum-Kreatinin-Werte zur Beurteilung der Nierenfunktion herangezogen werden, sollten diese Befunde mehrfach erhoben werden, da nur bei gleich bleibend eingeschränkter Nierenfunktion eine Korrelation zu den Kreatinin-Clearance-Werten besteht.
Wenn nur die Serum-Kreatinin-Werte bekannt sind, kann die Kreatinin-Clearance nach
folgenden Formeln abgeschätzt werden:
Männer:
Körpergewicht in (kg) (140 minus Lebensjahre)
Clcr=
72 Serum-Kreatinin (mg/100 ml)
bzw.
Körpergewicht in (kg) (140 minus Lebensjahre)
Clcr=
0,814 Serum-Kreatinin (µmol/l)
Frauen: 0,85 dem obigen Wert
Dosierung bei Hämodialysepatienten
Bei einer Kreatinin-Clearance unter 5 ml/min ist die Hämodialyse (Blutwäsche) angezeigt. Gentamicin ist dialysierbar. Bei einer 4 – 5stündigen Hämodialyse muss mit 50 – 60 %, bei einer 8 – 12stündigen Hämodialyse mit 70 – 80 % Konzentrationsminderung gerechnet werden. Nach jeder Dialyseperiode muss individuell nachdosiert werden, ausgehend von den aktuellen Gentamicin-Serum-Konzentrationen.
Normalerweise beträgt die empfohlene Dosis nach der Dialyse 1 – 1,7 mg/kg Körpergewicht.
Da Hämodialyse-Patienten gewöhnlich unter Antikoagulanzien-Behandlung stehen, darf hier wegen der Gefahr der Hämatombildung nicht intramuskulär injiziert werden.
Hinweise:
Die Dosierung muss streng nach Kreatinin-Clearance vorgenommen werden. Bei eingeschränkter Nierenfunktion muss die Dosis der Nierenleistung angepasst werden.
Bei eingeschränkter Nierenfunktion muss auch die lokale Gabe (lnhalation, Gabe durch die Luftröhre) bei gleichzeitiger Infusionsbehandlung in der Gesamtdosierung berücksichtigt werden.
Gencin-Actavis 20 mg/ml wird in den Muskel (intramuskulär), in die Vene (intravenös) oder unter die Bindehaut (subkonjunktival) gespritzt oder in die Vene infundiert.
Um hohe Spitzenkonzentrationen zu vermeiden, empfiehlt sich eine Infusion über eine Dauer von 20 – 60 Minuten.
Gencin-Actavis 20 mg/ml ist sulfitfrei. Deshalb kann die Lösung, falls medizinisch angezeigt, unverdünnt direkt in die Vene gespritzt werden; die Injektion muss langsam während 2 – 3 Minuten erfolgen.
Gentamicin-Lösungen können zur Infusion mit isotonischer Natriumchloridlösung verdünnt werden.
Bei üblichen bakteriellen Infektionserkrankungen richtet sich die Behandlungsdauer nach dem Verlauf der Erkrankung. Normalerweise ist eine Behandlungsdauer von 7 – 14 Tagen ausreichend.
Die Dauer der Behandlung sollte 10 – 14 Tage möglichst nicht überschreiten.
Eine erneute Behandlung mit Gencin-Actavis 20 mg/ml unmittelbar im Anschluss an eine vorangegangene Therapie mit Gencin-Actavis 20 mg/ml sollte vermieden werden; das behandlungsfreie Intervall sollte möglichst 7 – 14 Tage betragen.
Über die Dauer der Anwendung entscheidet der behandelnde Arzt.
Bitte sprechen Sie mit Ihrem Arzt oder Apotheker, wenn Sie den Eindruck haben, dass die Wirkung von Gencin-Actavis 20 mg/ml zu stark oder zu schwach ist.
Wenn Sie eine größere Menge Gencin-Actavis 20 mg/ml angewendet haben, als Sie sollten
Gencin-Actavis 20 mg/ml besitzt eine enge therapeutische Breite.
Bei Anhäufung von Gencin-Actavis 20 mg/ml im Körper (Kumulation), z. B. infolge eingeschränkter Nierenfunktion, kann es zur Nierenschädigung und zur Schädigung des Gehör- und Gleichgewichtsnervs (Nervus statoacusticus) kommen. Nierenschädigungen korrelieren mit Talspiegeln von größer als 4 mg/l.
Behandlung bei Überdosierung
Bei Überdosierung muss Gencin-Actavis 20 mg/ml abgesetzt werden. Es gibt kein spezifisches Gegenmittel (Antidot).
Gencin-Actavis 20 mg/ml kann durch Blutwäsche (Hämodialyse) entfernt werden.
Behandlung bei Blockade der Reizüberleitung zwischen Nerv und Muskel (neuromuskuläre Blockade)
Bei Blockade der Reizüberleitung zwischen Nerv und Muskel (meist durch Wechselwirkungen verursacht) ist die Gabe von Calciumchlorid zweckmäßig; gegebenenfalls künstliche Beatmung.
Wenn Sie die Anwendung von Gencin-Actavis 20 mg/ml vergessen haben
Wenden Sie nicht die doppelte Dosis an, wenn Sie die vorherige Anwendung vergessen haben.
Wenn Sie die Anwendung von Gencin-Actavis 20 mg/ml abbrechen
Keine Angaben
Wenn Sie weitere Fragen zur Anwendung des Arzneimittels haben, fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker