Duloxetin

Duloxetin

Grundlagen

Duloxetin ist ein Wirkstoff, der zur Behandlung von Depressionen, Angststörungen und Schmerzen verabreicht wird. Es gehört zur Gruppe der SSNRI (selektiven Serotonin- und Noradrenalin Wiederaufnahmehemmer). Es kommt in Medikamenten als S-Duloxetinhydrochlorid vor, ist ein weißes bis bräunliches Pulver und ist nur wenig wasserlöslich. Duloxetin wird racemisch aufgespalten und es wird nur das linksgedrehte Enantiomer verwendet. Ein Racemat ist ein Wirkstoff, der aus 2 Molekülen besteht, die im Verhältnis 1:1 vorkommen und sich wie Bild und Spiegelbild verhalten. Man spricht vom R-(rechtsdrehend) Enantiomer und S-(linksdrehend) Enantiomer. Enantiomere unterscheiden sich NICHT in ihren physikalischen Eigenschaften wie Schmelz- oder Siedepunkt. In ihrer Wirkung können sie sich aber teilweise gegenteilig verhalten. Zum Beispiel riecht (S)-Carvon nach Kümmel und (R)-Carvon nach Minze. Die Aminosäure (S)-Valin schmeckt bitter, während (R)-Valin süß schmeckt. Aus diesen Gründen werden in heutigen Zulassungsverfahren für neue Wirkstoffe immer beide Enantiomere untersucht. Manchmal kann es im Körper zur Umwandlung von einem Enantiomer in das andere kommen.

Grafik Strukturformel des Wirkstoffs Duloxetin

Wirkung

Duloxetin wirkt, indem es die Konzentration von Serotonin und Noradrenalin im synaptischen Spalt erhöht. Es besetzt die Rezeptoren, die für die Wiederaufnahme in die Präsynapse verantwortlich sind. Da man davon ausgeht, dass Depressionen aufgrund von Mangel an Serotonin und Noradrenalin im synaptischen Spalt verursacht werden, bewirkt Duloxetin eine erhöhte Konzentration. Durch die Hemmung der Wiederaufnahme-Rezeptoren steigt der Gehalt an Serotonin an. Zusätzlich wird durch die erhöhten Konzentrationen eine Abschwächung von Schmerzen erzielt. 

Duloxetin wird in der Leber verstoffwechselt, primär von den Enzymen CYP1A2 und CYP2D6. Die Bioverfügbarkeit, also zu wie viel Prozent der Wirkstoff im Blut verfügbar ist, beträgt im Mittel 50%, kann aber von 30% - 80% reichen. Die Halbwertszeit von Duloxetin, also die Zeit, die der Körper benötigt, um die Hälfte des Wirkstoffes auszuscheiden, liegt bei ungefähr 12 Stunden, hat aber wie die Bioverfügbarkeit eine Reichweite von 8-17 Stunden. Die maximale Plasmakonzentration (Cmax), also die maximale Konzentration des Wirkstoffes im Blutplasma (flüssigen zellfreien Anteil des Blutes), wird nach 6 Stunden erreicht. 

Dosierung

Nehmen Sie Duloxetin immer genau wie in der Packungsbeilage beschrieben bzw. genau nach Absprache mit Ihrem Arzt ein.

Erwachsene:

Die übliche empfohlene Dosis hängt von der Grunderkrankung ab und bewegt sich zwischen 30 mg und 120 mg täglich.

Die maximale Tagesdosis beträgt 120 mg.

Nebenwirkungen

Es kann zu folgenden Nebenwirkungen kommen:

Sehr häufig:

Häufig:

  • Gewichtsabnahme
  • Müdigkeit
  • Stürze
  • Erektile Dysfunktion
  • Ejakulationsstörungen
  • Verzögerte Ejakulation
  • Dysurie
  • Pollakisurie
  • muskuloskeletale Schmerzen
  • Muskelkrämpfe
  • Vermehrtes Schwitzen
  • Hautausschlag
  • Verstopfung
  • Durchfall
  • Bauchschmerzen
  • Erbrechen
  • Dyspepsie
  • Blähungen
  • Gähnen
  • Erröten
  • Blutdruckanstieg
  • Herzklopfen
  • Ohrengeräusche
  • Unscharfes Sehen
  • Zittern
  • Lähmungen
  • abnorme Träume
  • abnormaler Orgasmus
  • Angst
  • Libidoverminderung
  • Agitiertheit
  • Schlaflosigkeit
  • verminderter Appetit
  • Lethargien

Gelegentlich:

Selten: 

  • erhöhter Blutcholesterinspiegel
  • vermehrte Blutungen nach einer Geburt
  • Hyperprolaktinämie
  • Galaktorrhoe
  • Menopausale Symptome
  • abnormer Uringeruch
  • Krampf der Kaumuskulatur
  • Angioödem
  • Stevens-Johnson-Syndrom
  • Gelbsucht
  • Leberversagen
  • Stomatitis
  • Hämatochezie
  • Mundgeruch
  • Darmentzündungen
  • Lungenentzündung
  • interstitielle Lungenerkrankungen
  • Hypertensive Krise
  • Grüner Star
  • Serotonin-Syndrom
  • Krampfanfälle
  • Psychomotorische Unruhe
  • Extrapyramidale Symptome
  • Halluzinationen, Aggressionen und Wut
  • Manie
  • Suizidgefahr
  • Syndrom der adäquaten ADH-Sekretion
  • Hyponatriämie
  • Austrocknung
  • Schilddrüsenunterfunktion
  • Überempfindlichkeitsreaktion
  • Allergische Reaktionen

Sehr selten:

  • Kutane Vaskulitis

Wechselwirkungen

Bei gleichzeitiger Einnahme von folgenden Arzneimitteln können Wechselwirkungen auftreten:

  • Monoaminooxidase-Hemmern (MAO-Hemmer)
  • Medikamente die das Enzym CYP1A2 hemmen
  • serotonerge Medikamente
  • Antidepressiva
  • Johanniskraut
  • Triptane
  • Buprenorphin
  • Tramadol
  • Pethidin 
  • Tryptophan
  • Benzodiazepine
  • Opioide
  • Antipsychotika
  • Phenobarbital
  • Sedativa
  • Alkohol
  • sedative Antihistaminika
  • Medikamente, die durch die Enzyme CYP1A2 oder CYP2D6 abgebaut werden
  • Risperidon
  • Trizyklische Antidepressiva
  • Flecainid
  • Propafenon
  • Metoprolol
  • Medikamente die in die Blutverdünnung oder Blutgerinnung eingreifen
  • Rauchen

Gegenanzeigen

Duloxetin darf in folgenden Fällen NICHT eingenommen werden:

  • bei Allergie gegen Duloxetin
  • bei Anwendung von MAO-Hemmern
  • bei Lebererkrankungen
  • bei Einnahme von Fluvoxamin, Ciprofloxacin und Enoxacin
  • bei schweren Nierenfunktionsstörungen
  • bei nicht behandelten Blutdruckproblemen

Altersbeschränkung

Duloxetin sollte unter 18 Jahren NICHT eingenommen werden, da man in Studien Störungen im Wachstum und Gewichtsschwankungen feststellte.

Schwangerschaft & Stillzeit

In der Schwangerschaft sollte Duloxetin nur dann angewendet werden, wenn der Nutzen das Risiko übersteigt. Diese Entscheidung trifft allerdings Ihr Arzt. In Tierstudien wurden Missbildungen bei ungeborenen Babys gezeigt. Zwei Beobachtungsstudien (aus den USA und Europa) konnten kein erhöhtes Risiko von angeborenen Missbildungen bei Babys feststellen. Speziell bei der Einnahme in der Spätschwangerschaft (ab der 20. Schwangerschaftswoche) konnten Anpassungsstörungen und Entzugserscheinungen bei Neugeborenen beobachtet werden. 

Als Alternative können die besser erprobten Antidepressiva Sertralin und Citalopram eingenommen werden. 

In der Stillzeit ist Duloxetin nur nach Absprache mit Ihrem Arzt empfohlen. Duloxetin geht nur in sehr geringen Mengen in die Muttermilch über und es wurde eine gute Verträglichkeit beobachtet. Da die Datenlage jedoch nur acht Mutter-Kind-Paare umfasst, sind die Beobachtungen sehr kritisch zu betrachten. 

Geschichte zum Wirkstoff

Während Duloxetin im August 2004 die europäische Marktzulassung erhalten hatte, lehnte die US-Behörde FDA die Marktzulassung in den USA 2005 ab. Grund dafür waren Sicherheitsbedenken im Zusammenhang mit dem Suizid einer Probandin. Der Wirkstoff wird von den Pharmafirmen Eli Lilly und Boehringer Ingelheim gemeinsam vertrieben und enttäuscht in Europa mit den Umsatzverläufen.

Chemische & physikalische Eigenschaften

ATC Code G04BX18, N06AX21
Summenformel C18H19NOS
Molare Masse (g·mol−1) 297,415
Aggregatzustand fest
Dichte (g·cm−3) 1,2
Schmelzpunkt (°C) 156,99
Siedepunkt (°C) 466,2
CAS-Nummer 116539-59-4
PUB-Nummer 60835
Drugbank ID DB00476

Redaktionelle Grundsätze

Alle für den Inhalt herangezogenen Informationen stammen von geprüften Quellen (anerkannte Institutionen, Fachleute, Studien renommierter Universitäten). Dabei legen wir großen Wert auf die Qualifikation der Autoren und den wissenschaftlichen Hintergrund der Informationen. Somit stellen wir sicher, dass unsere Recherchen auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basieren.
Thomas Hofko

Thomas Hofko
Autor

Thomas Hofko befindet sich im letzten Drittel seines Bachelorstudiums der Pharmazie und ist Autor für pharmazeutische Themen. Er interessiert sich besonders für die Bereiche Klinische Pharmazie und Phytopharmazie.

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Die dargestellten Inhalte ersetzen nicht die originale Beipackzettel des Arzneimittels, insbesondere im Bezug auf Dosierung und Wirkung der einzelnen Produkte. Wir können für die Korrektheit der Daten keine Haftung übernehmen, da die Daten zum Teil automatisch konvertiert wurden. Für Diagnosen und bei anderen gesundheitlichen Fragen ist immer ein Arzt zu kontaktieren. Weitere Informationen zu diesem Thema sind hier zu finden