Was sollte dazu beachtet werden?
Ältere Patienten
Die Anwendung von Medikinet MR bei älteren Patienten über 65 Jahre ist in kontrollierten Studien nicht untersucht worden.
Wann ist bei der Einnahme von MEDIKINET MR Vorsicht geboten?
Teilen Sie dem Arzt bzw. der Ärztin mit, wenn Sie bzw. Ihr Kind
- neues oder verstärktes aggressives Verhalten zeigen;
- Bewegungstics (schwer zu kontrollierende, wiederholte Muskelzuckungen beliebiger Körperteile) oder verbale Tics (schwer zu kontrollierende, wiederholte Äusserungen von Lauten oder Wörtern) haben;
- abnorme Gedanken oder Visionen haben, abnorme Laute hören oder wenn bei Ihnen bzw. Ihrem Kind eine Psychose diagnostiziert wurde;
- Krampfanfälle (Epilepsie) oder anomale EEG-Befunde (Elektroenzephalogramme = Hirnscans) haben;
- hohen Blutdruck haben. Der Blutdruck sollte kontrolliert werden, insbesondere bei Patienten bzw. Patientinnen mit hohem Blutdruck;
- eine Verengung oder Blockierung des Verdauungskanals (Speiseröhre, Magen, Dünn- oder Dickdarm) haben;
- Schwierigkeiten mit dem Schlucken von Kapseln haben;
- Sehtrübung oder andere Sehstörungen haben;
- an Galactoseunverträglichkeit, Lactosemangel oder Glucose-Galactose-Malabsorption (seltene Stoffwechselerkrankungen) leiden;
- eine Herzkrankheit oder andere schwerwiegende Herzprobleme haben oder hatten.
Ihr Arzt bzw. Ihre Ärztin wird Sie fragen, ob Sie oder Ihr Kind andere Arzneimittel einnehmen oder ob Sie, Ihr Kind oder Ihre Familie andere Krankheiten haben (wie z.B. Herzkrankheiten). Es ist wichtig, dass Sie alle Informationen weitergeben, damit Ihr Arzt bzw. Ihre Ärztin entscheiden kann, ob Medikinet MR das richtige Arzneimittel für Sie oder Ihr Kind ist. Ihr Arzt bzw. Ihre Ärztin kann entscheiden, dass Sie weitere medizinische Untersuchungen benötigen, bevor Sie dieses Arzneimittel einnehmen.
Ihr Arzt bzw. Ihre Ärztin wird bei jeder Dosisänderung den Blutdruck und die Herzfrequenz messen oder wenn er bzw. sie entscheidet, dass diese Messungen notwendig sind. Ihr Arzt bzw. Ihre Ärztin wird zudem kontrollieren, ob Sie Probleme mit Ihrer Stimmung oder Gemütsverfassung oder ob Sie andere ungewöhnlichen Gefühle haben oder ob sich diese während der Zeit, in der Sie Medikinet MR eingenommen haben, verschlimmert haben.
Informieren Sie Ihren Arzt oder Apotheker bzw. Ihre Ärztin oder Apothekerin, wenn Sie bzw. Ihr Kind
- an anderen Krankheiten leiden,
- Allergien haben oder
- andere Arzneimittel (auch selbst gekaufte!) einnehmen oder äusserlich anwenden!
Bei Kindern und Erwachsenen mit angeborenen Herzfehlern, die mit anregenden Wirkstoffen, einschliesslich Methylphenidat, behandelt wurden, wurde über plötzliche Todesfälle berichtet. Solche Ereignisse wurden vereinzelt auch bei Patienten mit vermuteten vorbestehenden Herz-Kreislauf-Erkrankungen beobachtet. Bei Patienten mit angeborenen Herzfehlern oder Vorerkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems sollte Methylphenidat deshalb nicht angewendet werden.
Methylphenidat kann während des Tages den Ruhepuls und den Blutdruck erhöhen. Vorsicht ist deshalb angebracht bei der Behandlung von Patienten, deren Allgemeinzustand durch eine Erhöhung von Blutdruck oder Pulsfrequenz beeinträchtigt werden könnte. Um bestehende Herzkrankheiten bei Ihnen oder Ihrem Kind zu erkennen, wird Ihr Arzt bzw. Ihre Ärztin Ihnen gezielte Fragen zum Gesundheitszustand stellen. Er bzw. Sie wird auch nach plötzlichen Todesfällen oder Herzrhythmusstörungen in der Familie fragen und Sie oder Ihr Kind körperlich untersuchen. Falls es Hinweise auf Herzkrankheiten gibt, werden weitere Untersuchungen des Herzens durchgeführt (z.B. Elektrokardiogramm, Echokardiogramm).
Bei jeder Dosisanpassung oder jeweils mindestens alle 6 Monate oder immer wenn klinisch angezeigt, wird Ihr Arzt bzw. Ihre Ärztin den Blutdruck und die Herzfrequenz überprüfen.
Wenn bei Ihnen oder Ihrem Kind während einer Behandlung mit Medikinet MR Symptome wie ungewöhnlich schnelle, angestrengte, kräftige oder unregelmässige Herzschläge, Herzklopfen (Palpitationen), Brustschmerzen bei körperlicher Anstrengung, Kreislaufkollaps oder andere Symptome auftreten, welche auf eine Herzerkrankung hindeuten, wird Ihr Arzt bzw. Ihre Ärztin Ihr Herz oder das Herz Ihres Kindes untersuchen.
Bei lang andauernder Einnahme von Methylphenidat wird Ihr Arzt bzw. Ihre Ärztin regelmässige Blutuntersuchungen durchführen.
Anregende Wirkstoffe mit Wirkung auf das Zentralnervensystem, so auch Methylphenidat, können motorische und verbale Tics (kurze und unwillkürliche, wiederkehrende Anspannung von Muskeln oder unwillkürliche Lautäusserungen) auslösen oder verschlimmern. Vor der Behandlung wird Ihr Arzt bzw. Ihre Ärztin Sie oder Ihr Kind deshalb hinsichtlich Tics untersuchen und dabei auch die familiäre Krankheitsgeschichte beiziehen.
Bei lang andauernder Einnahme von Methylphenidat wurde bei Kindern ein verlangsamtes Wachstum (Gewichts- und/oder Grössenzunahme) beobachtet. Wenn Patienten oder Patientinnen in einem Alter sind, in dem sie noch wachsen, wird ihr Arzt bzw. ihre Ärztin ihre Grösse und ihr Gewicht sorgfältig überwachen. Wenn Patienten und Patientinnen nicht wie erwartet weiter wachsen oder an Gewicht zunehmen, kann der Arzt bzw. die Ärztin die Behandlung mit Medikinet MR abbrechen.
Es gibt klinische Hinweise darauf, dass während der Verabreichung von Arzneimitteln mit dem Wirkstoff Methylphenidat vermehrt psychiatrische Störungen (einschliesslich Suchtverhalten und suizidales Verhalten) sowie Gewichts- und Appetitverlust auftreten.
Vorsicht gilt besonders bei der Anwendung von anregenden Arzneimitteln zur Behandlung von ADHS bei Patienten, die gleichzeitig eine bipolare Störung (schwere chronisch verlaufende psychische Erkrankung, die durch übermässig gehobene und depressive Stimmungsschwankungen charakterisiert ist) haben könnten, die sich aber aktuell in einem ausgeglichenen Zustand oder einem Erhaltungs-Intervall befinden. Bei solchen Patienten kann eine manische Episode, d.h. eine Phase mit übermässig gehobener Stimmung, ausgelöst werden. Auch bei Patienten, welche zusätzlich depressive Störungen haben, muss sehr sorgfältig abgeklärt werden, ob ein Risiko für eine bipolare Störung besteht. Zu diesen Abklärungen gehört die Aufnahme einer detaillierten psychiatrischen Krankheitsgeschichte, einschliesslich der familiären Krankheitsgeschichte hinsichtlich Selbstmordneigung, bipolarer Störungen und Depressionen. Eine gründliche laufende Überwachung dieser Patienten ist unabdingbar.
Bei Patienten mit einer psychotischen Erkrankung oder einer Manie (psychische Erkrankung mit übermässig gehobener Stimmung) in der Vorgeschichte wurden unter der Behandlung mit Methylphenidat psychotische (z.B. Halluzinationen) oder manische Symptome beobachtet. Falls solche Symptome auftreten, wird Ihr Arzt bzw. Ihre Ärztin sorgfältig prüfen, ob Medikinet MR die Ursache sein könnte. In diesem Fall wird ihr Arzt bzw. Ihre Ärztin entscheiden, ob die Therapie beendet werden soll.
Zu Beginn einer Therapie mit Methylphenidat ist darauf zu achten, ob Sie oder Ihr Kind aggressiv werden, oder ob sich aggressives Verhalten verstärkt. Eine sorgfältige Überwachung ist nötig. Aggression kommt bei ADHS häufig vor. Dennoch ist es vorgekommen, dass aggressives Verhalten während der Therapie mit Methylphenidat unerwartet aufgetreten ist oder sich verstärkt hat. Ihr Arzt bzw. Ihre Ärztin wird in Betracht ziehen, die Behandlung mit Medikinet MR abzubrechen.
Bei der Verwendung von Methylphenidat wurden Schwierigkeiten bei der Umstellung von Fern- auf Nahsehen sowie Sehstörungen (z.B. verschwommenes Sehen) beobachtet.
Methylphenidat kann Benommenheit verursachen. Daher kann dieses Arzneimittel die Reaktionsfähigkeit, die Fahrtüchtigkeit und die Fähigkeit, Werkzeuge oder Maschinen zu bedienen, beeinträchtigen.
Eine lebensbedrohliche Situation, das sogenannte Serotonin-Syndrom (ernsthafte Veränderungen der Funktionen im Gehirn, in den Muskeln und im Verdauungstrakt durch hohe Serotoninwerte im Körper) kann unter der Behandlung mit Methylphenidat auftreten, insbesondere wenn es gleichzeitig mit anderen Arzneimitteln eingenommen wird, welche den Serotoninhaushalt beeinflussen. Das sind Arzneimittel zur Behandlung der Migräne, die sogenannten Triptane, Arzneimittel gegen Depressionen wie selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSRIs), Serotonin- und Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SNRIs) und trizyklische Antidepressiva, Lithium, die Schmerzmittel Tramadol, Fentanyl und Tapentadol, Dextromethorphan (Hustenstiller), Methadon, Johanniskraut-Präparate (Naturheilmittel gegen leichte Depressionen), MAO-Hemmer (inkl. dem Antibiotikum Linezolid und Methylenblau) und Tryptophan-Präparate (bei Schlafbeschwerden und Depression). Das Serotonin- Syndrom zeigt sich durch Angst, Unruhe, Reizbarkeit, Wahnvorstellungen, Zittern, übermässige Reflexe, Muskelkrämpfe, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, erhöhte Körpertemperatur, Schwitzen, Herzrasen, Blutdruckschwankungen, Schwindel, Delirium, Bewusstseinsverlust. Sollten Sie diese Symptome bei sich oder Ihrem Kind bemerken, müssen Sie sofort einen Arzt bzw. eine Ärztin informieren, damit eine geeignete Behandlung eingeleitet werden kann.
Wenn andere Arzneimittel angewendet werden, kann Medikinet MR die Wirkung der anderen Arzneimittel beeinflussen oder Nebenwirkungen verursachen. Wenn eines der nachfolgend aufgeführten Arzneimittel verwendet wird, muss mit dem behandelnden Arzt bzw. der behandelnden Ärztin gesprochen werden, bevor Medikinet MR eingenommen werden darf:
- Arzneimittel zur Behandlung von Depressionen und Arzneimittel zur Verhinderung von Epilepsie oder von Blutgerinnseln (Blutverdünner), weil Methylphenidat die Art und Weise, wie sie vom Körper verarbeitet werden, ungünstig beeinflussen kann;
- Arzneimittel, die den Blutdruck erhöhen, wegen einer möglichen Verstärkung der Blutdruckerhöhung bei gleichzeitiger Verwendung mit Medikinet MR;
- Arzneimittel mit dem Wirkstoff Clonidin, weil es Berichte über schwere Nebenwirkungen gibt, wenn Methylphenidat und Clonidin gleichzeitig verabreicht werden.
- Arzneimittel, die den Serotoninspiegel im Körper erhöhen (serotonerge Arzneimittel, zum Beispiel solche zur Behandlung von Depressionen, Migräne, Schmerzen, Husten). (Details siehe weiter oben im Kapitel «Wann ist bei der Einnahme von Medikinet MR Vorsicht geboten?»).
- Medikinet MR darf nicht zusammen mit H2-Rezeptorenblockern, Protonenpumpenhemmern oder säurebindenden Arzneimitteln eingenommen werden, die zur Verringerung der Magensäurebildung oder gegen Übersäuerung des Magens eingesetzt werden, da dies zu einer schnelleren Freisetzung des Wirkstoffes führen könnte.
Wenn Sie oder Ihr Kind demnächst operiert werden sollen, informieren Sie den Arzt bzw. die Ärztin, der bzw. die die Operation vornimmt, dass Sie oder Ihr Kind mit Medikinet MR behandelt werden. Am Tag der Operation darf Methylphenidat nicht eingenommen werden, wenn eine bestimmte Art von Narkosemittel verwendet wird. Das liegt daran, dass während der Operation möglicherweise der Blutdruck plötzlich ansteigen kann.
Bei männlichen Patienten, die mit methylphenidathaltigen Arzneimitteln behandelt wurden, sind sehr selten, lang anhaltende und schmerzhafte Erektionen des Penis (Priapismus) vorgekommen, die sofort ärztlich, gelegentlich auch operativ behandelt werden mussten. Priapismus trat nicht zu Beginn der Therapie mit Methylphenidat auf, sondern erst nach einiger Zeit der Einnahme, oft nach einer Dosiserhöhung. Priapismus trat auch während einer Therapiepause oder nach Therapieabbruch auf. Wenn Sie oder Ihr Kind ungewöhnlich lang anhaltende oder häufige und schmerzhafte Erektionen haben, suchen Sie sofort einen Arzt bzw. eine Ärztin auf.
Bei Patienten
kann Methylphenidat die Krampfschwelle herabsetzen, d.h. es könnten Krampfanfälle auftreten. Wenn bei Ihnen oder Ihrem Kind Krampfanfälle auftreten, sagen Sie Ihrem Arzt bzw. Ihrer Ärztin Bescheid. Medikinet MR sollte nicht mehr eingenommen werden.
Wird die Behandlung mit Methylphenidat beendet, kann es zu Entzugserscheinungen, Stimmungsschwankungen oder Überaktivität kommen.
Nachdem die Einnahme von Medikinet MR beendet wurde, wird Ihr Arzt bzw. Ihre Ärztin Sie oder Ihr Kind sorgfältig überwachen, da dabei schwere Depressionen auftreten können.
Falls während der Behandlung mit Medikinet MR Tests auf Drogengebrauch durchgeführt werden, können diese positiv ausfallen. Dies gilt auch für Tests, wie sie im Sport angewendet werden.
Während der Behandlung mit Medikinet MR ist es nicht ratsam Alkohol zu trinken, da Alkohol unerwünschte Effekte von Medikinet MR und anderen Psychopharmaka verstärken kann.
Bitte nehmen Sie Medikinet MR erst nach Rücksprache mit Ihrem Arzt ein, wenn Ihnen bekannt ist, dass Sie unter einer Zuckerunverträglichkeit leiden.
Dieses Arzneimittel enthält weniger als 1 mmol Natrium (23 mg) pro Kapsel, d.h. es ist nahezu «natriumfrei».
Wenn Sie sich nicht sicher sind, ob Arzneimittel, die Sie bzw. Ihr Kind zu sich nehmen, oben in der Liste aufgeführt sind, fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker bzw. Ihre Ärztin oder Apothekerin, bevor Sie bzw. Ihr Kind Medikinet MR einnehmen.
Darf MEDIKINET MR während einer Schwangerschaft oder in der Stillzeit eingenommen werden?
Informieren Sie Ihren Arzt oder Ihre Ärztin, wenn eine Schwangerschaft vorliegt oder Sie stillen.
Medikinet MR Kapseln dürfen während der Schwangerschaft nur auf ausdrücklichste ärztliche Anweisung eingenommen werden. Stillende Mütter sollten Medikinet MR nicht einnehmen.
Die verfügbaren Daten deuten nicht auf ein allgemein erhöhtes Risiko von Geburtsfehlern hin; jedoch war die Häufigkeit von Fehlbildungen des Herzens leicht erhöht bei Anwendung in den ersten drei Monaten der Schwangerschaft. Ihr Arzt kann Ihnen zu diesem Risiko nähere Auskunft geben. Teilen Sie Ihrem Arzt oder Apotheker vor der Einnahme von Methylphenidat mit, wenn Sie oder Ihre Tochter:
- Geschlechtsverkehr haben. Ihr Arzt wird mit Ihnen oder Ihrer Tochter über Verhütung sprechen.
- schwanger sind oder glauben, schwanger zu sein. Ihr Arzt wird über die Anwendung von Methylphenidat entscheiden.